Dresscode Grünen kritisieren Armin Laschet - Ist „Kurzes Kleid“ in einer Einladung frauenfeindlich?

Düsseldorf · Armin Laschet lädt für Dienstag zur Verleihung des Staatspreise des Landes Nordrhein-Westfalen an Bernhard Paul ein und löst damit bei den Grünen Empörung aus. Grund ist die Formulierung der Kleiderordnung.

Armin Laschet (CDU, r) verleiht Bernhard Paul, Direktor des Circus Roncalli, den Staatspreis des Landes Nordrhein Westfalen. Für die Verleihung ist eine angemessene Kleidung erwünscht.

Armin Laschet (CDU, r) verleiht Bernhard Paul, Direktor des Circus Roncalli, den Staatspreis des Landes Nordrhein Westfalen. Für die Verleihung ist eine angemessene Kleidung erwünscht.

Foto: dpa/Federico Gambarini

„Dunkler Anzug/Kurzes Kleid“ steht unten links in der Ecke auf der Einladung zur Verleihung des Staatspreise des Landes Nordrhein-Westfalen, die unserer Redaktion vorliegt. Kirsten Jahn und Lino Hammer, Fraktionsvorsitzende und Fraktionsgeschäftsführer der GRÜNEN entgegnen daraufhin im Kölner Rat: „Der Ministerpräsident hat anscheinend immer noch nicht verstanden, dass Frauen selbst entscheiden, welche Abendgarderobe sie bevorzugen – unabhängig von der Länge.“ Die Grünen sind so empört, dass sie eine Pressemitteilung verfassen, wo sie das „Vergehen“ von Armin Laschet anprangern.

... Wir dachten, dass auch die nordrhein-westfälische CDU nach #metoo und #Aufschrei weiter wäre“, heißt es dort.“ Und weiter: „Wir GRÜNEN bemühen uns seit Jahrzehnten um eine echte Gleichstellung von Frauen, Männern und trans*-Personen – so wie unsere Mütter und Großmütter für volle Gleichstellung gekämpft haben. Da schmerzt eine solche Formulierung schon“.

Formulierung sorgt öfter für Kritik

Es ist nicht das erste Mal, dass die Formulierung der Kleiderordnung „Kurzes Kleid“ für Empörung sorgt. Haben die Grünen also recht mit ihrer Kritik und sich Armin Laschet ein Fauxpas mit der Einladung geleistet?

Nicht ganz. Denn die Formulierung ist offiziell und wird vom Bundespräsidialamt auf Einladungen regelmäßig verwendet. Sorgt aber immer wieder vereinzelt für Kritik oder auch zu Missverständnissen.

So lud Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im März 2017 zu einem Empfang. „Kurzes Kleid“ stand auch dort geschrieben. Was die saarländische CDU-Bundestagsabgeordnete Nadine Schön die Frage stellen ließ: „Sehr geehrter Herr Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, wie kurz darf, muss oder soll das Kleid denn sein? #gender #kurzesKleid“

2006 lädt das Bundesmininisterium ein. „Dunkler Anzug, kurzes Kleid“ stand auch dort, was zur Folge hatte, dass etliche Damen Minirock trugen, was so wohl nicht gemeint war.

Gegenüber dem Nachrichtenmagazin ntv äußerte sich ein Sprecher der Staatskanzlei von NRW zu der Empörung der Grünen: „Man habe sich bei der Formulierung am Bundespräsidialamt orientiert“ und „Kurzes Kleid“ dient lediglich der Abgrenzung zum langen Kleid, sprich Abendkleid, das bei der Verleihung des Staatspreises protokollarisch weder angemessen noch erforderlich ist, und gibt ansonsten keine Rocklänge vor."

Das mag manchem veraltet vorkommen, ein kurzes Kleid, einfach nur als ein kurzes Kleid zu bezeichnen, aber wer schon mal eine Einladung zu einem gesellschaftlichen Anlass bekommen hat, der kennt sie vielleicht, die Formeln des Dresscodes: Tenue de Ville, Cocktail, Black Tie, Cutaway, Morning Dress, White Tie, Smoking, Frack, Cut, Casual, smart Casual, Business Casual, Informell. Klingt modern, muss für Neulinge aber erst einmal entschlüsselt werden.

Einfacher macht es die Formulierung, die von der Staatskanzlei gewählt wurde. Vielleicht müsste der Begriff aber trotzdem überdacht werden, da dieser nicht mehr zeitgemäß ist angesichts von #metoo-Debatten und immer wieder für Kritik sorgt. Cocktail wäre die moderne Variante oder „Kein langes Abendkleid“ die verständliche Alternative, um die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen.

(red)
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