Sicherheit Gewalt: Studie soll Dunkelfeld in NRW erhellen

Düsseldorf · Im Auftrag von Innen- und Gleichstellungsministerium sollen 60 000 Menschen zu ihren Erfahrungen und Ängsten befragt werden.

 08.01.2019, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Herbert Reul (CDU), Innenminister in Nordrhein-Westfalen, und Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung, geben eine Pressekonferenz über den Start einer Dunkelfeld-Studie über Gewalt an Mädchen, Frauen, Jungen und Männern. Sie soll Aufschlüsse über das Anzeigeverhalten, die Entwicklung von Gewaltübergriffen und Sexualstraftaten sowie das Sicherheitsempfinden in NRW bringen. Foto: Christophe Gateau/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

08.01.2019, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Herbert Reul (CDU), Innenminister in Nordrhein-Westfalen, und Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung, geben eine Pressekonferenz über den Start einer Dunkelfeld-Studie über Gewalt an Mädchen, Frauen, Jungen und Männern. Sie soll Aufschlüsse über das Anzeigeverhalten, die Entwicklung von Gewaltübergriffen und Sexualstraftaten sowie das Sicherheitsempfinden in NRW bringen. Foto: Christophe Gateau/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Christophe Gateau

. Wie und wie oft werden Menschen Opfer von Gewalt? Welche Folgen hat das für sie? Und vor allem: Zeigen sie das Erlebte auch an? Diese Fragen soll die erste Dunkelfeldstudie für Nordrhein-Westfalen klären. Das LKA organisiert sie im Auftrag des Innen- und des Gleichstellungsministeriums, 60 000 Menschen ab 16 Jahren sollen befragt werden. Als erstes deutsches Bundesland legt NRW den Fokus dabei auch auf Gewalt gegen Jungen und Männer.

Für Gleichstellungsministerin Ina Scharrenbach (CDU) stand seit der Kölner Silvesternacht 2015/16 fest, dass NRW eine Dunkelfeldstudie braucht. Denn als seinerzeit die Anzeigen über Wochen hereinkleckerten, zeigte sich in ihren Augen, wie schwer sich Opfer täten, über einen sexuellen Übergriff zu sprechen. Eine ähnliche Untersuchung in Niedersachsen habe gezeigt, dass zwar 94 Prozent der Kfz-Straftaten zur Anzeigen gebracht würden, aber lediglich sieben Prozent der Sexualstraftaten.

Ähnlich groß schätzt Scharrenbach die Dunkelziffer bei Gewalt in der Partnerschaft ein – laut einer bundesweiten Studie gibt es pro Jahr rund 38 000 bekannte Fälle in NRW. „Ziel ist es, zu erfahren, warum so wenig Strafanzeigen gestellt werden“, so die Ministerin. Gewalt in der Beziehung ist daher einer der Schwerpunkte in der Studie.

Und: 16 Prozent der Opfer seien männlich, weshalb NRW als erstes Bundesland auch Jungen und Männer in den Fokus nehme. Schon seit langer Zeit gebe es einen Landesaktionsplan gegen Gewalt an Frauen und Mädchen; den wolle man jetzt auch für Gewalt an Männern entwickeln. „Wir betreten Neuland. Auch hier sind wir das erste Bundesland“, sagt Scharrenbach. Das Hilfesystem für weibliche Opfer mit 60 Frauenhäusern und zahlreichen Frauenberatungsstellen sei engmaschig gestrickt. Jetzt kündigt Scharrenbach an, Angebote für das andere Geschlecht auszuweiten: „Es wird perspektivisch auch Schutzwohnungen für Jungen und Männer in Nordrhein-Westfalen geben.“

„Wir holen uns eine ganze Schippe Arbeit ins Haus“, erwartet Innenminister Herbert Reul (CDU). Denn er ist sicher: Die Studie wird zeigen, dass es mehr Gewaltkriminalität und Partnerschaftskriminalität in NRW gibt als bislang bekannt. Aber: „Wenn wir es nicht ermitteln, können wir uns nicht kümmern.“ Nicht nur die Gewalterfahrung der Menschen, sondern auch ihr Sicherheitsgefühl in ihrem jeweiligen Lebensumfeld werde abgefragt, um Verbesserungen für die Menschen im Land erreichen zu können.

Deshalb erhoffe man sich einen hohen Rücklauf bei der vom Institut für angewandte Sozialwissenschaft (infas) durchgeführten postalischen Befragung. 60 000 Menschen in 81 Städten in NRW erhalten den 54 Fragen langen Katalog in den kommenden Monaten. Bei einer Rücklaufquote von 25 Prozent sei die Studie repräsentativ, heißt es, in Niedersachsen habe man aber sogar 40 Prozent erzielt. Die Antworten, so Reul, sind strikt anonym. Die Befragten werden aber um Angaben zu Alter, Geschlecht und Migrationshintergrund gebeten. „Es ist schon ein dickes Projekt“, betont er. 500 000 Euro hat das Gleichstellungsministerium für die Studie einkalkuliert. Anfang 2020 wird mit Ergebnissen gerechnet.

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