Aktionsplan gegen Gewalt 100 neue Schulpsychologen gegen Gewalt an Schulen

Düsseldorf · Gewalt an Schulen ist kein Einzelfall. Erst in dieser Woche wurde bekannt, dass in Dortmund mehrere Schüler planten, ihren Lehrer zu töten. Dagegen will die Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) jetzt aktiv vorgehen.

 Yvonne Gebauer (FDP) stellte am Freitag den «Aktionsplan gegen Diskriminierung und Gewalt an Schulen: Für Demokratie und Respekt» vor. Foto: Johannes Neudecker/dpa

Yvonne Gebauer (FDP) stellte am Freitag den «Aktionsplan gegen Diskriminierung und Gewalt an Schulen: Für Demokratie und Respekt» vor. Foto: Johannes Neudecker/dpa

Foto: dpa/Johannes Neudecker

Am Freitag stellte sie den Aktionsplan „Für Demokratie und Respekt – Entschieden gegen Diskriminierung und Gewalt“ vor. Zwischen 2008 und 2016 haben sich nach Angaben des Ministeriums die Gewaltdelikte an Schul- und Bildungseinrichtungen in NRW bei einem Rückgang von 1782 Fälle auf 879 zwar mehr als halbiert. Jedoch ist von 2016 auf 2017 wieder ein Anstieg um 155 Fälle auf 1034 zu verzeichnen. Darin sind sowohl verbale als auch körperliche Gewalt enthalten. Cybermobbing gehört ebenfalls dazu. Zahlen von 2018 liegen noch nicht vor.

Gebauer bezeichnete Schulen zwar als „sichere Orte“, sagte aber gleichzeitig, dass jeder Fall einer zuviel sei. „Schüler sollen unbeschwert zur Schule gehen können. Dies gelingt nur in einem sicheren Umfeld.“ An die Amokläufe in Erfurt und Winnenden und den Messermord in Lünen erinnernd, betonte sie, dass Politik und Gesellschaft dafür verantwortlich seien, dass Schulen ein Ort des friedlichen und respektvollen Miteinanders sind. Der Aktionsplan folgt den Empfehlungen von Experten, die im vergangenen Oktober anlässlich der Kriminalstatistik und mehrerer Gewaltfälle tagten.

154 neue Kräfte sollen Gewalt und Diskriminierung vorbeugen

Gebauer setzt eher auf Prävention als Intervention. Sie sehe die Lösung nicht in zu Hilfssheriffs ausgerüsteten Lehrkräften wie in den USA, sondern in umfangreichen Schutzkonzepten. Dazu sollen ab August dieses Jahres bereits 54 sozialpädagogische Fachkräfte, für jeden Schulamtsbezirk eine, den schulpsychologischen Dienst in der Gewalt- und Extremismusprävention unterstützen. Zudem sollen 100 weitere Schulpsychologen in den Landesdienst eintreten. Ein Schulpsychologe ist laut Schulministerium mit rund 66.700 Euro im Haushalt veranschlagt, eine sozialpädagogische Fachkraft mit 50.000 Euro.

Aktuell arbeiten bereits 357 Schulpsychologen in NRW, davon sind 168 auf kommunaler Ebene angestellt. Die Ministerin zeigte sich zuversichtlich, die Stellen besetzen zu können. Der Landesverband Bildung und Erziehung begrüßt die personelle Aufstockung zwar, sieht aber dennoch weiteren Bedarf. „Wir fordern für jede Schule mindestens eine Landesstelle für Schulsozialarbeit. Das braucht die Praxis und gehört in den Haushalt 2020“, fordert der Landesvorsitzende Stefan Behlau.

Konkrete Unterstützung durch Fortbildung und Notfallordner

„Mit mehr Personal ist es aber nicht getan“, sagte Gebauer. Fortbildungen, Materialien und Aktionswochen sind ebenfalls Teil des Aktionsplans. „Wir wollen Demokratie- und Wertevermittlung noch intensiver in den Lehrplan einbinden als bisher“, meinte die Ministerin. Dazu gehöre unter anderem eine „Woche für Demokratie und Respekt“, die erstmals im kommenden Frühjahr landesweit durchgeführt werden soll. Weitere Unterstützung sollen die Lehrkräfte auch bei der Zusammenstellung von Beratungsteams bekommen. Außerdem werden Schulen ab 2020 mit einem Notfallordner ausgestattet, der Handlungshilfen für konkrete Krisensituationen enthält. Zudem sind neben dem bereits bestehenden kostenlosen Beratungstelefon unter dem Namen „Sprech:Zeit 24/7“ weitere Gelegenheiten vorgesehen, um Gewalterfahrungen zu verarbeiten. Ein weiterer Punkt des Aktionsplans sieht eine engere Zusammenarbeit und im Meldewesen zwischen Schule, Jugendamt und Polizei vor. So sollen die Gewaltfälle spezifiziert werden. Sowohl antisemtische Straftaten als auch Taten mit dem Tatwerkzeug Messer sollen zukünftig gesondert erfasst werden.

Um den Ursachen der Gewaltdelikte auf den Grund zu gehen, plant Gebauer erstmals Forschungsaufträge zu vergeben: „Wir wollen uns dem Thema wissenschaftlich nähern um auch die Wirksamkeit von Präventionsprogrammen zu erfahren.“ Gebauer betonte, dass der Plan nicht abgeschlossen sei, sondern für weitere Ideen offen stehe.

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