Von den 200 deportierten Juden aus dem Bergischen Land kehrte niemand in seine Heimat zurück Gedenkveranstaltung zu Deportationen

Elberfeld · 80 Jahre ist es her, dass deutsche Truppen die Sowjetunion überfielen. Mit dem Angriffskrieg begann auch der Holocaust. Wehrmacht, Polizei und Einsatzkommandos ermordeten die jüdische Bevölkerung in den besetzten Gebieten – und schon wenige Monate später gab es Deportationen von Juden aus dem „Reich“ nach Osten.

 Dr. Ulrike Schrader berichtete über die Schicksale von deportierten Menschen.

Dr. Ulrike Schrader berichtete über die Schicksale von deportierten Menschen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Mit einer Reihe von Vorträgen erinnert die Begegnungsstätte Alte Synagoge an die Menschen, die am Bahnhof Wuppertal-Steinbeck abfuhren. Beim Auftakt am vergangenen Dienstag ging es um das Ghetto „Litzmannstadt“.

Wer sich mit dem Thema beschäftigt, dem fällt sicher das Mahnmal ein, das 1988 auf dem Bahnsteig im Bahnhof Steinbeck eingeweiht wurde. Seitdem, betont Ulrike Schrader von der Begegnungsstätte, habe sich die Faktenlage deutlich gebessert. Was vor allem an den Archiven liegt, die nach dem Ende des Eisernen Vorhangs auch Forschern aus dem Westen frei zugänglich sind.

So stützte sich Schraders Vortrag auf Fotos und Dokumente, die unter anderem im Stadtarchiv Lodz lagern. In diese polnische Stadt fuhr am 26. Oktober 1941 der erste Deportationszug aus Wuppertal. Die Neuankömmlinge kamen nach „Litzmannstadt“ – in ein Ghetto unter deutscher Verwaltung, in dem Zehntausende Zwangsarbeit leisten mussten.

Neben anderen Briefen wurde aus einem Schreiben des 15-jährigen Kurt Auerbach zitiert. Der war durch die Arbeit in der „Fäkalienabfuhr“ krank geworden und bat darum, in eine Küche oder Bäckerei wechseln zu dürfen, „damit ich mich etwas erholen kann“. Im Ghetto, erläuterte Schrader, habe allgemein die Hoffnung geherrscht, durch fleißiges Arbeiten unentbehrlich zu sein. Tatsächlich aber wurden die Ghettobewohner nach und nach abtransportiert und getötet. Von den 200 Deportierten aus dem Bergischen Land kehrte niemand in seine Heimat zurück.

Der zweite Teil der Reihe nimmt einen Täter in den Blick. Am Mittwoch, 10. November, geht es um die Aufzeichnungen des Polizeibeamten Wilhelm Meurin. Er bewachte Ende 1941 einen Deportationszug, der vom Bahnhof Steinbeck aus Richtung Minsk fuhr. 2022 folgen weitere Vorträge im April (Richtung Izbica) und im Juli (Richtung Theresienstadt).

Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 19 Uhr. Es gilt die 2G-Regel (geimpft oder genesen). Die Abstandsregeln sind aufgehoben, die Maskenpflicht gilt weiter bis zur Einnahme des Sitzplatzes.

Der Eintritt ist frei, Anmeldungen werden erbeten unter: info@
alte-synagoge-wuppertal.de

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