Handball SGR hinkt eigenen Ansprüchen hinterher

Ratingen. · Analyse Vom Meistertitel in der Regionalliga sind die Handballer der SG Ratingen aktuell weit entfernt. Das Team belegt den elften Tabellenplatz. Fünf Erkenntnisse aus der 26:28-Niederlage gegen den TV Rheinbach.

 Spielmacher Alexander Oelze steht häufig im Fokus der gegnerischen Abwehrreihen, so dass es für Ratingen im Angriff eng wird.

Spielmacher Alexander Oelze steht häufig im Fokus der gegnerischen Abwehrreihen, so dass es für Ratingen im Angriff eng wird.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Zum Karnevalsauftakt am „Elften im Elften“ war der SG Ratingen sicher nicht jeck zumute. Nach der 26:28-Niederlage gegen den TV Rheinbach sind sie nur Tabellenelfter der Regionalliga. Fünf Erkenntnisse.

Der Trainer

Ace Jonovski hat seine Doppelrolle als Spielertrainer aufgegeben und stand erstmals nur an der Seitenlinie. Das tat ihm sichtlich gut, er war deutlich ruhiger als mit dem Adrenalin, das er sonst zusätzlich in der Abwehr erhielt. Einmal rettete er sein Team auch vor einem Ballverlust, als er die Grüne Karte für seine erste Auszeit in dem Moment legte, als Torwart Nils Thorben Schmidt den Ball für einen Gegenstoß warf – noch bevor ein Rheinbacher die Kugel abgefangen hatte, kam die Auszeit, die SG blieb bei 12:14 in Ballbesitz, konnte daraus aber nichts mehr machen.

Die Stimmung

Die war auf dem Feld von Beginn an deutlich besser als in vielen Spielen – mit Ausnahme des überzeugenden 25:21-Sieges gegen MTV Rheinwacht Dinslaken. In der Abwehr wurde anfangs viel geredet, jeder Erfolg im Angriff lautstark bejubelt. Etwa von Marco Bauer, der schon ein lautes „Ja“ von sich gab, als Christian Mergner den Ball im Sprung noch in der Hand hatte. Zum Glück traf der Kreisläufer, sonst hätte Bauers Ausruf seltsam geklungen. Allerdings ließ die Stimmung im Laufe der Partie nach – so bemängelte Yannik Nitzschmann, der nach 19 Minuten nach einem Foul im Sprung von linksaußen aus großer Höhe auf die Hüfte gefallen war und nicht weiterspielen konnte: „Die Schmerzen ziehen aus der Hüfte in den Rücken, ich bekomme kaum Luft – und trotzdem schreie ich hier durch.“ Was er nicht sagte, aber mitklang: Die Mitspieler dürfen auch 60 Minuten anfeuern.

Die Abwehr

Wie schon mit Jonovski im Innenblock blieben die Ratinger ihrer 6:0-Abwehr treu. Um diesmal aber nur einen Angriff-Abwehr-Wechsel zu haben, musste Alexander Oelze in Halbzeit eins auf der bankfernen halblinken Seite mitdecken. Das klappt nur bedingt. Rheinbach attackierte immer wieder die Lücke zwischen Oelze und seinem Außen, immerhin „zog“ er ein Stürmerfoul. Dennoch fielen zu viele Treffer auf dieser Position, als dass diese Lösung die beste sein dürfte. Es lag aber nicht nur daran, Jonovski und Geschäftsführer Bastian Schlierkamp bemängelten mangelndes Zweikampfverhalten und eine schlechte Abstimmung mit dem gegnerischen Kreisläufer. Das nutzte vor allem Rheinbachs Mittelmann Rene Lönenbach in Hälfte eins gnadenlos, sinnbildlich war aber eine Szene nach der Pause: Etienne Mensger hatte den Halblinken Oliver Dasburg kurz in Manndeckung genommen, musste bei einem Freiwurf dann zurück in die Abwehr – und als das Spiel wieder aufgenommen wurde, gingen Mensger und Thomas Bahn beide auf Dasburg raus, der den Ball an den freien Kreisläufer passte. Das war das 21:17 in der 40. Minute.

Der Angriff

Dass man ohne Linkshänder im Rückraum Erfolg haben kann, hat unter anderem Dänemark bewiesen, das so Anfang des Jahres Weltmeister wurde. Dafür machten die Dänen das Spiel breit und stellten meist noch einen Kreisläufer auf die halbrechte Seite, wo eben statt eines Links- ebenfalls ein Rechtshänder stand. Durch schnelles Passen von links kann so rechts ein Rechtshänder die Lücke zwischen dem Halb-Abwehrspieler und dem Außen nutzen oder auf außen ablegen. So viel zur Theorie. Die SG schaffte das zwar einige Male, so dass das 10:12 durch Mensger von rechtsaußen nach Vorarbeit von Rechtshänder Bauer bereits das fünfte Tor war, das die Ratinger über außen erzielt hatten, aber insgesamt ist die Spielanlage mehr auf Oelze in der Mitte angelegt. Das wissen die Gegner, und wenn dann Filip Lazarov und Bauer – oder später Sam Schäfer – auch noch in die Mitte ziehen, wird es da viel zu eng. Nur einmal hat die SG in den sieben Spielen bisher mehr als 30 Tore in einer Partie erzielt: beim 34:24 gegen Aachen, als Oelze aber auch 17-mal traf.

Die Fehlerquoten

Schlierkamp hatte vor der Partie bemängelt, dass der Rück­raum der Mannschaftsteil sei, der die meisten Fehler produziere. Das ist zwar ein wenig logisch, da der Rück­raum schließlich auch das Spiel macht, eine Überprüfung fördert gegen Rheinbach diese Werte zutage:

Außen: Nitzschmann 1 Tor, 0 Fehlwürfe (FW), 0 Fehlpässe (FP), 0 technische Fehler (TF) wie Stürmerfoul oder Schritte; Ditzhaus 1 Tor, 1 FW, 0 FP, 0 TF, Mensger 5 Tore, 2 FW, 0 FP, 1 TF

Kreisläufer: Mergner 4 Tore, 0 FW, 0 FP, 0 TF, 1 Zeitstrafe; Kai Funke 2 Tore, 0 FW, 0 FP, 0 TF

Rückraum: Bahn 1 Tor, 1 FW, 0 FP, 0 TF, 1 Zeitstrafe; Oelze 8/3 Tore, 5 FW, 2 FP, 0 TF; Lazarov 3 Tore, 4 FW, 1 FP, 1 TF, 3 Steals (direkte Ballgewinne); Schäfer 0 Tore, 1 FW, 0 FP, 0 TF, 1 Zeitstrafe

Schlierkamp hat Recht, wenn er moniert, dass die Quoten von Oelze mit acht Toren zu sieben Ballverlusten und Lazarov mit drei Toren und drei Ballgewinnen zu sechs Ballverlusten nicht gut sind.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort