Expertenanhörung : Fluglärm am Düsseldorfer Flughafen auf Rekordniveau - Lärm bis in die tiefe Nacht
Düsseldorf Expertenanhörung im Landtag zu den Rekordzahlen nächtlicher Flugbewegungen am Airport im vergangenen Jahr. Kritiker greifen Flughafenchef an.
Es ist ein Problem, das Zehntausende betrifft, die im Lärmeinzugsbereich des Düsseldorfer Flughafens wohnen: Die nächtlichen Lärmbelastungen durch verspätete Starts oder Landungen sind im vergangenen Jahr auf Rekordniveau gestiegen. Ein Anlass für den Verkehrsausschuss des Landtags, das Thema auf Antrag der Grünen zum Gegenstand einer Expertenanhörung zu machen.
Eigentlich sollen späte Landungen die Ausnahme sein. Doch 2018 hat die Zahl der Landungen nach 23 Uhr ein Allzeit-Hoch erreicht: 2436 Maschinen setzten am Flughafen Düsseldorf nach 23 Uhr auf. Oder wie es Christoph Lange, der Vorsitzende von „Bürger gegen Fluglärm“, plastisch macht: In nur 41 von 365 Nächten wurde nicht nach 23 Uhr gelandet.
Die Folgen der Air-Berlin-Pleite als einer der Auslöser
Wie es dazu kam, erklärt Flughafenchef Thomas Schnalke den Landtags-Politikern so: Ähnliche Verspätungen im Luftverkehr habe es im vergangenen Jahr in ganz Deutschland und europaweit gegeben. „Auslöser für die hohe Anzahl an Verspätungen waren vor allem die Nachwirkungen der Air-Berlin-Insolvenz sowie personal- und streikbedingte Engpässe im europäischen Luftraum“, sagt Schnalke. Ralph Beisel vom Flughafenverband ADV erklärt: Bevor andere Fluggesellschaften die Flugzeuge von Air Berlin übernommen hätten, hätten sie improvisieren müssen, weil die Maschinen eine Zeitlang noch nicht freigegeben worden seien. Dadurch sei es zu einem instabilen Flugplan gekommen. Und damit auch zu Verspätungen in den „Tagesrandzeiten“. Ein Begriff, den Christoph Lange als Verniedlichung des Problems kritisiert. Schließlich würden Anwohner des Flughafens regelmäßig in ihrer Nachtruhe gestört.
Flughafenchef Schnalke sieht eine weitere Ursache für die Verspätungen darin, dass es in der Luftsicherheit, bei den Fluglotsen, an vielen Stellen zu wenig Personal gebe. Und schließlich gelte in bestimmten Wettersituationen der Grundsatz „safety first“.
ADV-Sprecher Ralph Beisel betont, dass jeder Flughafen zwar auf die Akzeptanz seiner Anwohner angewiesen sei. Allerdings solle man auch daran denken, dass der drittgrößte deutsche Flughafen eine hohe ökonomische Relevanz habe. Für die mehr als 20 000 Beschäftigten, für die Wirtschaft und auch für Reisende, die von hier zu 200 Zielen starten. Man müsse im Blick haben, dass in Düsseldorf verordnete Einschränkungen die Konkurrenz in Amsterdam und Brüssel sehr freuen würden.