Sinken Ticketpreise oder nicht? Eurowings im Preiskampf: Lufthansa dampft Gewinnziel für 2019 ein

Frankfurt/Düsseldorf · Grund sei der harte Wettbewerb der Billigairlines, der Eurowings stark belaste. Verbraucherschützer indes bestreiten, dass Fliegen wirklich billiger geworden ist.

 Eurowings sollte 2019 in die Gewinnzone. Damit wird es vorläufig wohl nichts.

Eurowings sollte 2019 in die Gewinnzone. Damit wird es vorläufig wohl nichts.

Foto: Federico Gambarini

Der heftige Preiskampf im europäischen Luftverkehr durchkreuzt die Gewinnpläne der Lufthansa. Wegen eines „aggressiven“ Geschäftsausbaus von Billigair­lines und der dadurch fallenden Ticketpreise dürfte der operative Gewinn des Konzerns in diesem Jahr nur 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro erreichen, teilte Europas größte Fluggesellschaft am Sonntagabend in Frankfurt mit. Bisher war das Management von etwa 2,4 bis 3,0 Milliarden Euro ausgegangen. In ihrem Rekordjahr 2017 hatte die Lufthansa operativ rund 3,0 Milliarden Euro verdient.

Während das Geschäft auf der Langstrecke weiterhin gut laufe, dürfte die Billigtochter Eurowings wegen des harten Wettbewerbs nun die Gewinnschwelle verfehlen und operativ rote Zahlen schreiben, kündigte der Dax-Konzern an. Denn Konkurrenten seien bereit, erhebliche Verluste hinzunehmen, um ihre Marktanteile auszubauen. Nachdem das Management um Carsten Spohr den Ausbau des Flugangebots bei Eurowings für 2019 bereits vor einigen Wochen gestoppt hatte, peilt es nun auch für die Netzwerk-Airlines nur noch ein geringeres Wachstum an. Der Umsatz dürfte 2019 in der Folge nur noch im niedrigen einstelligen Prozentbereich zulegen. Bisher hatte das Management ein Plus von 4 bis 6 Prozent im Auge gefasst.

Experte prognostiziert weitere Airlinepleiten in Europa

Für den Rückgang sind auch die sinkenden Ticketpreise verantwortlich. Im laufenden zweiten Quartal dürften die Durchschnittserlöse vor allem bei Eurowings „deutlich“ sinken, hieß es. Für das Gesamtjahr geht die Konzernführung dort von einem Rückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich aus. Eurowings will den Angaben zufolge nun weitere Maßnahmen ergreifen, um die Wende zu schaffen. Details werde die Airline in Kürze bekanntgeben. Eigentlich sollte die Billigtochter, die große Teile von Air Berlin übernommen hat, 2019 in die Gewinnzone fliegen.

Wer für die kommende Woche wahllos in einem Online-Vergleichsportal nach Europazielen ab dem größten NRW-Flughafen Düsseldorf schaut, der erhält einen Eindruck vom Preiskampf der Branche – den Eurowings in dieser Stichprobe nicht einmal gewinnt: Ab 15 Euro geht es etwa mit Ryanair nach Rhodos, für 33 Euro nach Mallorca, Lauda Motion veranschlagt 36 Euro, Antalya bietet SunExpress für 77 Euro an, schon teuer ist da der Air-France-Sieger gen Paris für 117 Euro.

Was nach schlechten Nachrichten für Lufthansa und Co., aber nach Top-Nachrichten für Verbraucher klingt, täuscht allerdings, warnt Sabine Fischer-Volk, Reiserechtsexpertin der Verbraucherzentralen: „Die Flugpreise sinken nicht wirklich.“ Es handele es sich aus ihrer Sicht vielmehr um „unlautere Werbung“, weil Gebühren und Serviceleistungen das Ticket erheblich verteuerten. „Man kann heute Flugpreise kaum vergleichen“, so Fischer-Volk. Immerhin sei dadurch nicht zu befürchten, dass die Low-Cost-Fluggäste über Gebühr Abstriche bei der Qualität der Abfertigung machen müssten: „Man kann nicht sagen, die Billigflieger sind die schlechtesten“, sagt Fischer-Volk. „Unter Druck steht die gesamte Flugbranche.“

Auch Professor Frank Fichert vom Fachbereich Touristik und Verkehrswesen der Hochschule Worms glaubt, dass Kapazitätsengpässe in Abfertigung und Flugsicherung weniger mit niedrigen Ticketpreisen als mit einer Infrastruktur zu tun haben, die in Deutschland nicht proportional zu den Passagierzahlen gewachsen sei. Er gibt aber auch zu bedenken: „Umso größer der Kostendruck ist, umso eher fällt ein Puffer mal weg.“ Das spürten Fluggäste dann etwa durch Verspätungen oder langes Warten aufs Gepäck.

Dass Eurowings mehr als etwa Ryanair unter dem harten Wettbewerb leide, liege zum einen daran, dass die Airline mehr am deutschen Markt hänge, der zuletzt nicht mehr so stark wachse. Zum anderen aber auch an höheren Standards wenn es etwa um die Behandlung der eigenen Mitarbeiter gehe.

Insgesamt sei der europäische Markt „deutlich wettbewerbsintensiver“ als etwa der US-amerikanische. Das werde auch in Zukunft so bleiben, Fichert erwartet allerdings schon eine voranschreitende Konzentration und ist sicher: „Die Airlinepleiten der vergangenen zwei, drei Jahren werden nicht die letzten gewesen sein.“

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