Ermittlungen in Recklinghausen Ermittlungspanne im Fall Marvin - Hinweis auf 15-Jährigen schon im Sommer

Recklinghausen · Nachdem der Vermissten-Fall des 15-jährigen Marvin bei „Aktenzeichen XY“ gezeigt wurde, sei angeblich ein sachdienlicher Hinweis eingegangen. Jetzt wird ermittelt, wieso die Polizei nicht aktiv wurde.

 Hätte die Polizei Marvin schon im Sommer finden können?

Hätte die Polizei Marvin schon im Sommer finden können?

Foto: dpa/Marcel Kusch

Bei der jahrelangen Suche nach dem verschwundenen Jungen im Ruhrgebiet, der vergangene Woche gefunden wurde, hat es möglicherweise eine Ermittlungspanne gegeben. Nachdem Ende Juli 2019 in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ nach dem 15-Jährigen gesucht wurde, sei bereits ein Hinweis eingegangen, dass er sich in der Wohnung eines 44-Jährigen in Recklinghausen aufhalte, teilte die Polizei Recklinghausen am Dienstag mit. Derzeit werde polizeiintern geprüft, ob das Polizeipräsidium Duisburg diesem Hinweis mit der gebotenen Konsequenz nachgegangen sei. Dabei sei auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, sagte ein Sprecher.

„Der Hinweis ist wohl abgelegt worden ohne weitere Maßnahmen“, bestätigte ein Duisburger Polizeisprecher. Warum dem Hinweis nicht nachgegangenen worden sei, werde nun untersucht. Dazu habe Duisburg von den Kollegen in Recklinghausen wieder die Akte des Jungen angefordert. Außerdem müssten Kollegen befragt werden. Ein Ergebnis werde wohl erst nach Weihnachten vorliegen, sagte der Duisburger Polizeisprecher.

Entdeckt worden war der gut zweieinhalb Jahre vermisste Jugendliche erst am vergangenen Freitag bei einer polizeilichen Durchsuchung in der Wohnung des 44-Jährigen. Der heute 15-Jährige war in einem Schrank versteckt. Der Mann sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Der Jugendliche kam in eine jugendpsychiatrische Klinik, wo er auch Weihnachten verbringt.

Der Mann wurde wegen des Besitzes von Kinderpornografie bereits im März 2018 zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Ermittler des Fachkommissariats für Sexualdelikte hatten die Wohnung des 44-Jährigen später erneut auf der Suche nach Abbildungen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs ins Visier genommen. Der zufällig in dem Schrank entdeckte Jugendliche soll sich mindestens die vergangenen zwei Jahre in der Wohnung des Kinderpornografie-Verdächtigen in Recklinghausen aufgehalten haben.

Der Junge war im Juni 2017 im Alter von 13 Jahren aus einer Wohngruppe in Oer-Erkenschwick verschwunden. Nach ihm wurde bundesweit gefahndet. Es sei unklar, wann er wieder zurück zu seiner Mutter könne, sagte ein Behördensprecher in Recklinghausen: „Die Entscheidung, was mit dem Jungen passiert, wird eine ärztliche sein und keine polizeiliche.“

Polizisten hatten die Wohnung des Festgenommenen nach Beweismitteln wie Datenträgern durchsucht. Die vollständige Auswertung werde noch einige Zeit dauern. Eine 18-köpfige Ermittlungsgruppe arbeite mit Hochdruck auch über die Feiertage, teilte die Polizei mit. Im Zusammenhang mit der Auswertung seien die Akten aus Duisburg angefordert worden, sagte der Recklinghäuser Polizeisprecher. Dabei sei der nicht weiterverfolgte Hinweis vom Juli des Jahres aufgefallen.

(dpa)
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