Wetter Trockenheit bedroht Wuppertal

Im Oktober hat es erst drei Tage geregnet. Die Stadt bewässert Bäume, Bäche trocknen aus.

Der Schellenbecker Bach führt kaum noch Wasser.  Foto: Anna Schwartz

Der Schellenbecker Bach führt kaum noch Wasser. Foto: Anna Schwartz

Foto: Schwartz, Anna (as)

Die Dürreperiode in Wuppertal setzt sich fort. Besser gesagt: Sie ist seit Juli nie richtig abgebrochen. „Der Boden ist noch immer staubtrocken“, sagt Michael Kaiser, Abteilungsleiter vom städtischen Grünflächenamt. Bei einem Blick in Wuppertals Regenstatistik ist das kein Wunder. Seit Juni gab es nur 35 Regentage im Tal, das ist ein Jahrzehnte-Minusrekord. „Dabei muss man zusätzlich erwähnen, dass an den Regentagen teils Kleinstmengen von weniger als einem Liter pro Quadratmeter gefallen sind“, sagt Susanne Fischer vom Wupperverband. Im kompletten August fielen bereits unterdurchschnittliche 52 Liter pro Quadratmeter, was jedoch der Juli mit nur 26 Litern und der laufende Oktober mit bislang nur neun gefallenen Litern pro Quadratmeter noch unterbieten können. Alle Werte stammen von der Messstelle des Wupperverbands an der Bevertalsperre.

Dieses außergewöhnliche Wetter hat kuriose Auswirkungen. Die Stadt bewässert aktuell wieder die Jungbäume und den Botanischen Garten, damit die Pflanzen nicht austrocknen - eigentlich keine Maßnahme im Oktober. „Das hatten wir noch nie“, sagt Kaiser vom Grünflächenamt. „Dass es in der kommende Woche einmal wieder richtig regnet, ist richtig notwendig“, sagt er. Sonst müsse Kaiser mit seinem Team wieder anfangen, so wie im Sommer, flächendeckend mit allen Kräften die Beete zu bewässern.

Dabei konnte das Grünflächenamt noch immer nicht alle Aufgaben nacharbeiten, die durch den Ausnahmezustand im Sommer liegen geblieben sind. „Wir hinken beispielsweise beim Schnitt der Sträucher hinterher“, sagt Kaiser, der auch mit Hinblick auf die Stürme auf ein turbulentes Jahr der Grünpflege zurückblickt.

Auch die Wupper wäre ohne Talsperre auf einem Tiefstand

Susanne Fischer vom Wupperverband berichtet: „Viele Bäche im Stadtgebiet sind nur noch Rinnsale.“ Auch die Wupper wäre normalerweise auf einem Tiefstand, wenn der Wupperverband nicht über die Talsperren stetig Wasser einleiten würde. Auf diese Weise fällt an der Kluser Brücke der Pegel nie unter 19 bis 20 Zentimeter, so dass 3,5 Quadratmeter pro Sekunde durchfließen. Wie es der Wupper ohne die künstliche Speisung ergehen würde, zeigte sich bei einer großen Trockenheit im Jahr 1959. „Da konnte die Wupper komplett durchlaufen werden“, weiß Susanne Fischer.

„Es ist gut, dass wir das Talsperren-System haben“, sagt die Wupperverband-Sprecherin. Wenn der Stadtfluss nämlich erneut zum Bächlein werden sollte, würde das die inzwischen wieder reich vertretende Fischwelt gefährden. Und: Das Verhältnis zwischen Frischwasser und Klärwasser, das aus den Anlagen zurück in die Wupper geleitet wird, geriete aus dem Gleichgewicht.

Doch wie lange können die Talsperren die Wupper noch versorgen? Noch sehr lange, sagt Fischer. Zwar sei der Stand der Wupper-Talsperre, die 25,6 Millionen Liter Wasser fasst, bereits auf 30 Prozent gesunken, allerdings gibt es mit der nur leicht kleineren Bevertalsperre einen guten Plan B. Der Stausee in Hückeswagen ist noch immer zu 70 Prozent gefüllt.

Und auch die Trinkwasserversorgung ist trotz aller Trockenrekorde gesichert, so Fischer. Die Herbringhauser Talsperre hält bei einem Füllstand von 97 Prozent noch viel Trinkwasser bereit, ebenso wie die Kerspetalsperre (61 Prozent gefüllt) und die Große Dhünntalsperre (63 Prozent gefüllt), die allerdings nicht nur Wuppertal, sondern mehrere Städte in der Region versorgen. Ein weiteres wichtiges Standbein der Wuppertaler Trinkwasserversorgung ist das Wasserwerk Benrath der Wuppertaler Stadtwerke.

Sorgen um das Trinkwasser müsse sich also kein Bürger machen. Aber vielleicht ums Klima. Fischer bemerkt, dass Wuppertal mit dem Starkregen über Elberfeld im Mai und der anschließenden Dürreperiode in diesem Jahr die Auswirkungen von extremen Wetterphänomenen zu spüren bekommen hat. Fischer sagt: „Wir bemerken die Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringt.“

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