NRW Eine Frage der Qualität

Willich/Viersen ·   Vor Wochen schien die Wahl des Willicher CDU-Vorsitzenden Guido Görtz zum Landtagskandidaten der CDU am 9.September noch so gut wie sicher zu sein. Doch dann betrat auf einmal die Viersenerin Simone Gartz die Bühne - unterstützt von der Frauen Union des Kreises, die davon sprach, dass der „Herrenkult“ in der CDU aufgebrochen werden müsse.

 Nadine Caris, Marion Teuber-Helten und Isolde Spohr-Purnhagen (v.li.) rahmen "ihren" Kandidaten Guido Görtz vor dem Kreishaus ein.

Nadine Caris, Marion Teuber-Helten und Isolde Spohr-Purnhagen (v.li.) rahmen "ihren" Kandidaten Guido Görtz vor dem Kreishaus ein.

Foto: Alexander Florié-Albrecht

Selbst die Willicher Unionsfrauen posteten auf Facebook, in Gartz sei eine „Powerfrau“ gefunden, man brauche ein Gleichgewicht in der Besetzung der Mandate. Und sie griffen das Zitat der Kreis-Unionschefin und Willicherin Sonja Fucken-Kurzawa vom „Herrenkult“ auf. 

Davon relativ unbeeindruckt, präsentierte sich jetzt Guido Görtz mit seinen Anfang Juli neu gewählten Vorstands-Stellvertreterinnen Nadine Caris, Isolde Spohr-Purnhagen und Marion Teuber-Helten im Viersen nahe des Kreishauses, um vorzustellen, „was ich eigentlich machen will und wofür ich stehe.“

Die drei Damen demonstrierten dabei ihre geballte Unterstützung für den Kandidaten.Görtz sei bürgernah, er kümmere sich, sei nah an den Themen von Ort dran,  sagte Nadine Caris. Er habe über zehn Jahre als stellvertretender Bürgermeister und im Bereich Verkehr bewiesen, „dass er es kann.“ Teuber-Helten ergänzte, sie halte ihn "kompetent für diese Aufgabe.“

Und Isolde Spohr-Purnhagen bezeichnete Görtz als „total authentisch“. Außerden sei er weit über Willich hinaus bis in den Landtag hinein vernetzt. Gerade im Landtag müsse man redegewandt sein und Verhandlungsgeschick beweisen. Das habe Görtz in seiner politischen Arbeit bewiesen. Dass es bei der Willicher  CDU auch Sympathien für Simone Gartz gebe, das sei Demokratie. „Jeder hat seine Präferenzen, wenn man zwei Kandidaten zur Wahl hat“, so Spohr-Purnhagen.

Görtz unterstrich, dass er vom Willicher Parteivorstand nominiert worden sei, die Gesamtfraktion ihn ohne Gegenstimme nominiert habe. Er werde breit aus Willich unterstützt, von der Frauen-Union bis zur Deutsch-Türkischen Union. Wie sich die Kreis-Frauen-Union positioniere, sei völlig in Ordnung. „So hoffe ich auch, dass ich Sympathien kreisweit habe. Und dann muss sehen, wer am Ende als geeignester angesehen wird und am meisten Sympathien hat.“

Wohnort oder Geschlecht sollen keine Rolle spielen, sagt Görtz

Angesprochen auf seine Aussage vor gut einem Jahr, es wäre gut, eine Frau als Bewerberin für den Bundestag zu haben, sagte Görtz: „Meine Aussage war explizit nicht, es wäre Zeit, dass es eine Frau wird, dass man darüber nachdenken kann. Das war aber sehr allgemein gehalten.“

Entscheidend bei der Vergabe von Positionen „ist am Ende die Qualität - und das ist keine Frage der Verortung oder des Geschlechts, da gibt es andere Parameter.“ Man sei natürlich „nicht immer everybody´s darling.“ Das gehöre aber dazu.

Görtz benannte mit Verkehr, Digitalisierung, Katastrophenschutz, Wirtschaft und Landwirtschaft fünf zentrale inhaltliche Punkte, die ihm wichtig sind. „Verkehr ist mein Steckenpferd über den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr." Er ist Vorsitzender der VRR-Verbandsversammlung.  "Dafür werde ich mich in Düsseldorf bewerben.“

Unter anderem sprach er sich für ein Schnellbuskonzept mit W-LAN und Komfort im ländlichen Raum aus. Eine angedachte X-Bus-Linie 49 könnte über Kempen, Vorst, Anrath, Willich und Meerbusch bis Haus Meer verlaufen. Man habe knapp 100 Linien identifiziert, die als sinnstiftend vom VRR identifiziert sind. Beim Schienen-Personennahverkehr benannte er die Westverlängerung der S 28, die weiter vorangetrieben werden müsse, den RE10, der digital optimiert werde und die Umstellung auf batteriebetriebene Fahrzeuge bis 2028 mit einer Ladestation in Kleve und das E-Ticket-Zukunftsprojekt CiBo. Er sprach von Mobilstationen in den Stadtzenten des Kreises, wo sich Carsharing, E-Auto-Scooter und Schnellbus zusammenfinden, um den „Quellverkehr aus den Zentren herauszuhalten.“  

In Sachen Digitalisierung werde er sich für einen gigabitfähigen Kreis bis 2025 und die Erweiterung einsetzen. Die Vision sei der „smarte Kreis Viersen. Für den Bereich Katastrophenschutz befürwortete er die Einrichtung eines Zentrums für Katastrophenschutz. Es brauche auch vernünftige Alarmierung und Hochwasserberatungsstellen. Vor Ort müsse man Flussläufe wie die Niers renaturieren, Standarts für Regenrückhaltenbecken schaffen. In Sachen Corona müsse man prüfen, wie wirkungsvoll Raumlufttauschanlagen sind und diese dann in Schulen und Kitas nachrüsten. Und es müsse Verlässlichkeit über die Betreuungsgebühren geben.

Was die Wirtschaft betrifft, müsse man im Bereich der Außengastronomie Restriktionen nach Corona lockern. Das gelte auch für den verkaufsoffenen Sonntag, „um den Menschen die Gelegenheit zu geben, Geld zu verdienen.“ Man müsse auch Fesseln bei der Landwirtschaft lösen. „Sicher ist Bio wichtig, aber auch regionale Erzeugung.“ Genauso wie neue Gewerbegebiete wie Niederkrüchten-Elpt vernünftig angebunden sein müssten, brauche es für die Landwirte vernünftige Wirtschaftswege, um ihre Güter zu transportieren.

Görtz kündigte an,  auch nochmal in die einzelnen Stadtverbände zu gehen. Hinsichtlich der Kandidatur gab er sich insgesamt entspannt. „Das ist ein Angebot an die Partei.“ Es gebe aber nach überstandener Corona-Krankheit Wichtigeres.

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