Ein digitales „Trauerspiel“

Gerade in Pandemiezeiten offenbart sich angesichts von Distanzunterricht und Homeoffice das Dilemma der deutschen Digitalpolitik. Anstatt Vorreiter zu sein, ist Deutschland nur Hinterbänkler. Dass es in einem der reichsten Staaten der Welt noch weiße Flecken hinsichtlich vernünftiger Internet- und Mobilfunkqualität gibt, und das nicht in menschenleeren Waldgebieten, sondern in einer Großstadt wie Wuppertal, ist nicht hinzunehmen.

 Kommentarbild Martin Lindner

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Foto: WZ/Ritter, Andreas

Schön und gut, dass nun versprochen wird, die digitalen Löcher bis Oktober 2023 zu stopfen – voraussichtlich. Doch kommt diese Digitaloffensive einige Jahre zu spät. Leidtragende sind in erster Linie Schüler, die in der Corona-Krise nicht nur ohne Unterstützung der Lehrer vor Ort klarkommen müssen, sondern auch mit schlechter Technik zu kämpfen haben. Der stellvertretende Fraktionssprecher der SPD in Ronsdorf, der Lehrer ist, hört oft Beschwerden seiner Schützlinge, die ihn mit seiner schlechten Internetverbindung zu Hause oft nur abgehackt verstehen oder es nicht schaffen, das Lehrmaterial abzurufen: ein Trauerspiel, wie es Goethe nicht hätte leidvoller schreiben können. Die Corona-Krise habe der Digitalisierung neuen Schwung verliehen, schallt es hoffnungsfroh aus Berlin. Leider kommt dieser nur etwas spät. Dass die Digitalisierung nicht schon vorher ganz vorne auf der politischen Agenda gestanden hat, ist dann doch ein Armutszeugnis.

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