Zwischen Dschungelcamp und Bühne

Schauspielerin Isabel Varell hat eine erste Lebensbilanz gezogen — in Buchform. Zurzeit steht sie im Theater an der Kö auf der Bühne.

Zwischen Dschungelcamp und Bühne
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Sie schreibt sich die Seele aus dem Leib und wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Stationen aus ihrem bewegten Leben erzählt sie. Lauter „Spielplätze“ nennt sie diese. Von ihrer Schulzeit und ihren ersten Erfolgen als Sängerin, von der Ehe mit Drafi Deutscher, ihren ersten TV-Auftritten, sei es im Dschungelcamp mit Desirée Nick oder als Hauptdarstellerin der ARD-Serie „Roten Rosen“.

Zwischen Dschungelcamp und Bühne
Foto: Heidenreich

Höhen und Tiefen reihen sich aneinander — in dem Buch „Mittlere Reife — Aus meinem Leben“, in dem Isabel Varell auf 300 Seiten eine Bilanz zieht. Eine vorläufige, versteht sich. Denn die Sängerin, Moderatorin und Schauspielerin, die noch bis Ende November im Theater an der Kö in der Psycho-Komödie „Sommerabend“ zu erleben ist, hat mit Mitte 50 einen prall gefüllten Terminkalender für die kommenden Jahre. Wer weiß, was das Leben für sie noch an Überraschungen parat hat.

Liebe und Tod, Freude und leidvolle Lebensprüfungen — das im besten Sinne unterhaltsame Buch in sieben Kapiteln, mit einem Vorwort ihres Jugendfreundes Hape Kerkeling, liest sich in Strecken wie eine süffige, leicht ironische Biografie einer jung gebliebenen Frau. Und wagt einen ungeschminkten Blick in ihre Wirklichkeit. Manchmal in ganz schön schnoddrigem Tonfall, der, wenn man der Autorin einmal begegnet ist, authentisch wirkt.

Keine Sekunde kommt beim Lesen der Verdacht auf, dass hier ein Ghostwriter am Werk war. Liebevoll, aber ohne Schönfärberei schildert sie die problematische Jugend, der mehrfach erzwungene Schulwechsel in Düsseldorf (vom Goethe- zum Luisen-Gymnasium), die frühe Scheidung der Eltern und die Dramen mit der alleinerziehenden Mutter, die für sie zum Trauma wurden. Die Mutter war mit dem Temperament der pubertierenden Isabel hoffnungslos überfordert. Als Tochter bewahrt sie stets den Takt, obwohl sie keine Rücksichten nehmen muss. Denn Isabel Varells Mutter starb bereits vor vielen Jahren. Wie ein Psycho-Drama (beinah wie der Entwurf für ein Drehbuch) lesen sich die Kapitel „Drafi und ich“, vom Schlagerstar der 1960er/1970er Jahre („Marmor, Stein und Eisen bricht“), den sie 1981 bei einer Party in Hamburg kennenlernte („Magischer Anfang“), acht Jahr später heiratete und zwischen der Hansestadt und Düsseldorf pendelte. Selbst wenn sie die üblen Seiten des exzentrischen Deutscher (1946-2006) beschreibt, ihn als Drogen- und Alkoholabhängigen bezeichnet, bewahrt sie Abstand. Varell erzählt schnörkellos, ohne mit ihrem Ex abzurechnen. Ernüchternd liest sich das, weil von der Ehe (1989 bis 1991) nur ein Schuldenberg blieb.

Versöhnlich, aber nachdenklich bleibt der Tenor des Buchs bis zum Schluss — egal, ob sie von den Erfahrungen als ehrenamtliche Helferin in einem Hospiz berichtet, vom Dschungelcamp mit der Kodderschnauze Desirée Nick oder von ihrer ersten Hauptrolle der Seifenoper „Rote Rosen“, für die sie ein Jahr lang an den Drehort Lüneburg zog.

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