Zwei Frauen, eine Kabine – der Trend zur Doppeltoilette

Dass Mädchen immer zu zweit aufs Klo wollen, scheint mehr zu sein als ein Klischee. Diskobetreiber reagieren darauf.

Düsseldorf. Vermutlich war jeder schon einmal Zeuge dieser oder einer ähnlichen Szene: Zwei Pärchen sitzen in der Kneipe, eine Frau steht auf - und gleich springt die andere wie auf Knopfdruck vom Stuhl: "Gehst du zur Toilette? Da komme ich mit!"

Was nach einem abgedroschenen Klischee klingt, hat inzwischen sogar ganz greifbare sanitäre Auswirkungen in Düsseldorf. Denn bereits zwei Diskotheken haben Doppeltoiletten für Damen installiert - zwei Schüsseln in einer Kabine für die Duett-Pinklerinnen. Und weitere Gastronomen stehen der Idee aufgeschlossen gegenüber.

Trendsetter in Düsseldorf war die Hafen-Disko 3001: Dort gibt es die Doppeltoilette seit dem Umbau 2002. "Es war eine Art Pilotprojekt für den damaligen VIP-Bereich", erklärt Dino Lewkowicz. "Die Idee war einfach, dass Frauen sich gern unterhalten. Da dachten wir uns: Nehmen wir doch einfach die Trennwand weg."

Mittlerweile ist das Doppelklo nicht nur für die Promis zugänglich, sondern für alle Gäste des 3001 - aber nur, wenn das Haus richtig voll ist. Lewkowicz: "Sonst bleibt sie geschlossen."

Auch für Paul Zickert, Geschäftsführer des Kuhstalls an der Bolkerstraße, lag der Gedanke nah, Frauen gleich zu zweit in eine Kabine zu schicken. "Außerdem wollte ich etwas Außergewöhnliches", sagt Zickert. Seit rund drei Jahren gibt es in seinem Lokal gleich zwei Doppeltoiletten.

Auch aus praktischen Gründen: "Der Raum ist zu klein für einzelne Toilettenkabinen", erklärt Zickert. "Eine Doppeltoilette und Einzeltoiletten wäre aus räumlichen Gründen auch nicht gegangen. Darum gibt es zwei Doppeltoiletten." Einen zweiten Toilettenbereich mit Einzelkabinen für die Schamhafteren gibt es zusätzlich. Aber vielen Gästen gefällt die Zweierkabine offenbar: "Bisher kam nur positives Feedback."

Von einer Flächendeckung ist das Doppelklo noch weit entfernt. Aber Düsseldorfs Partymacher sind aufgeschlossen. Auf Nachfrage der WZ heißt es etwa bei Jochen Steinke im Stahlwerk: "Eine Doppeltoilette haben wir nicht. Ist aber eine nette Idee. Ich werde das bei unserer nächsten Team-Besprechung vorschlagen."

Wasser lassen als Pas de Deux? Für die Düsseldorfer Damenwelt offensichtlich kein Tabu: Larissa Bender(18) findet die Idee perfekt. "Ich gehe nie alleine aufs Klo. Ich brauche immer jemanden zum Unterhalten über den neusten Klatsch und Tratsch."

Auch für Anna Trinler (22) kommt die Doppeltoilette in Frage - aber nur mit einer engen Freundin: "Im Club ist es okay - aber generell muss es nicht sein." Anders sieht es Eva Maria Schmidt (24): "Sich unterhalten auf der Toilette sei sehr wichtig, aber ein Doppelklo muss nun wirklich nicht sein."

Dennoch: Das Thema K(l)ommunikation bei Frauen ist nicht nur ein altes - es beschäftigt beide Geschlechter offenbar hochaktuell. Das erlebt zumindest die Kommunikationstrainerin Jutta Schober-Stockmann bei ihren Seminaren für ASG und VHS. "Da kommt die Sprache immer schnell auf Toiletten. Sie spielen bei Frauen eine wichtige Rolle in der Kommunikation."

Und zwar nicht nur bei jungen Mädchen: "Es ist ein geschützter Raum, um sich hinter den Kulissen auszutauschen." Etwa darüber, wie die Blicke des Herrn an der Bar zu interpretieren sind - oder ob man die Frau zwei Tische weiter ausstechen kann. Und: "Es stärkt den Zusammenhalt zwischen Freundinnen."

An dieser Stelle, so die Expertin, lachen die teilnehmenden Männer in den Seminaren meist herzlich. "Dabei gehen auch sie nicht unbedingt allein zur Toilette", sacht Jutta Schober-Stockmann mit einem Schmunzeln. "Es geht ihnen nur weniger um Unterhaltung als um sportlichen Wettbewerb."

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