Düsseldorf Zu Fuß statt im Elterntaxi zur Schule

Oft trauen Eltern ihren Kindern zu wenig zu. Die Verkehrswacht rät, den neuen Weg noch in der Ferien einzuüben.

Düsseldorf. Die Sommerferien stehen vor der Tür — aber die Verkehrswacht hat schon die Zeit danach im Blick. Im vergangenen Monat verschickte sie Briefe an die Eltern, mit der Bitte, den Schulweg mit den künftigen Erstklässlern frühzeitig zu üben und Tipps, wie das gelingen kann.

Von der Ermittlung einer sicheren Wegstrecke mit Hilfe eines Stadtplans bis hin zum Rollentausch, bei dem das Kind Vater oder Mutter einmal selbst zur Schule führt. Das Ziel: Irgendwann sollen die Kinder alleine zur Schule gehen können. Denn: „Kinder, die den Schulweg nie eigenständig zurückgelegt haben, machen später auch mehr Fehler“, sagt Simon Höhner von der Verkehrswacht.

Doch das scheinen nicht alle Eltern so zu sehen. Dass sie ihre Kinder - auch aus Zeitmangel — mit dem Auto bis vors Schultor fahren, ist längst keine Seltenheit mehr. Ein Trend, der für Höhner ein „großes Problem darstellt“. Nicht nur weil es die Kinder in ihrer Entwicklung hemme, wenn sie im Wagen bis zur Schule gebracht werden. Ihnen fehle auch die Möglichkeit, aktiv in den Tag zu starten.

Und: „Sobald die Eltern ihr Kinder sicher abgesetzt haben, vergessen sie auch alle anderen.“ Aus Sorge, den Kindern könnte etwas zustoßen, begleiten Eltern ihre Kinder manchmal sogar bis auf den Schulhof. Ängstlichen Eltern rät Höhner, sich an die eigene Schulzeit zurückzuerinnern. „Wir haben den Schulweg früher ja auch ab der ersten oder zweiten Klasse alleine geschafft“, sagt er. Und dass der Verkehr unsicherer geworden sei, ließe sich nicht belegen.

Im Gegenteil: „Dazu muss man sich nur die Unfallstatistiken vor Augen führen.“ Als Faustregel gilt laut Höhner: Ab der ersten oder zweiten Klasse sind Kinder in der Lage, den Schulweg allein zu bewältigen, wenn sie dies vorher trainiert haben, ab der dritten können sie mit dem Fahrrad zur Schule fahren. Generalisieren sollten das Eltern aber nicht: „Jedes Kind ist anders.“ Außerdem seien die Kinder heute längt nicht mehr so fit auf dem Fahrrad wie noch vor einigen Jahren.

Für Eltern, die morgen nichts so recht von ihren Kindern lassen können, hängt am Tor der Grundschule Helmholtzstraße ein Schild. „Liebe Eltern, ab hier schaffen wir das alleine“, steht da. Davon abgesehen hat Daniela Bellgardt, kommissarische Leiterin der Grundschule, Verständnis für Eltern, die ihre Kinder auch in der vierten Klasse noch jeden Tag zur Schule bringen.

Schließlich liege die Schule an einer Hauptstraße. Einige Schüler müssen zudem eine Unterführung durchqueren, wenn sie zur Schule wollen. Es sei verständlich, dass einigen Eltern das nicht ganz geheuer ist. Zu diesen Eltern zählt auch Sokol Mihajlovic: „Bei der Unterführung treiben sich viele Junkies herum“, sagt er. „Deshalb bringe ich meinen Sohn jeden Tag zur Schule und hole ihn auch wieder ab — mal zu Fuß, mal mit dem Auto.“ Auch Regina Nagel, die aus der anderen Richtung kommt, bringt ihre Tochter, die die dritte Klasse besucht, noch jeden Tag zur Schule. Das sei allerdings „kindspezifisch“.

Denn Sorge, die Tochte könnte den Weg alleine nicht finden, hat sie nicht. Sie befürchtet vielmehr, dass die Tochter´ die Zeit vergisst. Die Tochter trödele nämlich gerne. Dass auf halber Strecke ein Spielplatz liege, sei da nicht unbedingt von Vorteil. Nach der Schule ist trödeln aber erlaubt: „Dann geht sie alleine nach Hause“, sagt Nagel.

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