Zehn Jahre Rollerstaffel: 400 000 Knöllchen verteilt

Seit November 2001 sorgt die Rollerstaffel der Stadt für freie Fahrt auf Düsseldorfs Straßen.

Düsseldorf. In der Hitliste beliebter Berufe vermutet man die städtischen Verkehrsüberwacher nicht unbedingt an der Spitze. Sicher, sie machen einen sinnvollen Job. Aber in aller Regel sind in flagranti erwischte Verkehrssünder nicht die angenehmsten Gesprächspartner. Und vermutlich macht es keinen Spaß, sich immer wieder von uneinsichtigen und empörten Autofahrern beschimpfen zu lassen?

„Ach, alles halb so wild“, meint Andrea Friederichs. Die 43-Jährige arbeitet seit zehn Jahren bei der Rollerstaffel und hat ganz andere Erfahrungen gemacht. „Klar, manchmal muss man die Leute erst mal runterbekommen. Doch die meisten sehen ihr Fehlverhalten ein. Umgekehrt bekommen wir auch viele positive Reaktionen — das ist für uns auch ganz wichtig.“

Lob von oberster Stelle gab es für die 30 Mitarbeiter der Rollerstaffel gestern auf dem Marktplatz vor dem Rathaus. Dort hielt Verkehrsdezernent Stephan Keller eine Ansprache vor versammelter Mannschaft. Grund: Vor genau zehn Jahren wurde die Staffel aus der Taufe gehoben — eine bis heute einmalige Sache: „Düsseldorf ist die einzige deutsche Großstadt, die über eine so schlagkräftige Truppe verfügt“, sagte Keller.

Die Anfänge im November 2010 waren freilich bescheidener. Mit gerade sechs Fahrzeugen ging die Staffel an den Start. „Wir haben in zwei Schichten gearbeitet, also mit je drei Fahrzeugen“, erinnert sich Friederichs. „Das war viel zu wenig. Wir kamen von unserem damaligen Quartier an der Aachener Straße aus kaum mal über die Friedrichstraße hinaus, weil so viel zu tun war.“

Die Rollerstaffel — sie ist ausschließlich zuständig für den ruhenden Verkehr — hatte von Anfang an Verkehrssünder im Visier, die auf Hauptverkehrsstraßen in zweiter Reihe parken und dadurch Staus verursachen. Wegen des großen Bedarfs wurde sie rasch erweitert: im Oktober 2002 auf zwölf Roller und im März 2004 auf 24.

Seither wurden mehr als 400 000 Knöllchen verteilt und fast 25 000 Fahrzeuge abgeschleppt. „Eine beachtliche Leistung“, lobte Keller, der feststellte: „Die Zahl der Verkehrsstörungen ist dadurch deutlich zurückgegangen. Dafür bedanke ich mich im Namen aller Bürger.“ Den Erfolg belegen auch die Zahlen: Musste im Jahr 2007 noch mehr als 3200 Mal der Abschleppwagen gerufen werden, kam das im vorigen Jahr nur noch 2400 Mal vor. Es hat sich offenbar herumgesprochen, dass Parken in zweiter Reihe ein großes Risiko ist.

Das Betriebsklima in der Truppe gilt als gut, ein Pärchen fand sogar privat zueinander — das aus dieser Verbindung hervorgegangene „Staffel-Baby“ ist jetzt schon ein Jahr alt.

Klar, dass die Mitarbeiter auch immer wieder Kurioses erleben. So Eckhard Scharnweber, der ebenfalls von Anfang an dabei ist. Er erinnert sich an einen Autofahrer, der sich dafür bedankt hat, dass sein Auto abgeschleppt worden war. „Der war angetrunken und hatte trotzdem fahren wollen. Er sagte, ich hätte ihm wohl seinen Führerschein gerettet . . .“

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