WZ mobil: Schranken sind nur ein Signal

Die Schleusen am Deich bremsen niemanden. Die Anlieger hoffen, dass sie zumindest warnen.

Düsseldorf. Seit dieser Woche stehen die Radfahrer-Schleusen am Kaiserswerther Deich. Wird das Zusammenleben von Fußgängern und Radlern jetzt harmonischer? Dazu gab es am Donnerstag bei WZ mobil ganz unterschiedliche Standpunkte.

"Man sieht die Schranken schon von Weitem. Da treten die Rennradfahrer sicher etwas kürzer", glaubt Margarete Schmitz (69) aus Wittlaer.

"Ich sehe ein, dass es ein Problem gab", sagt auch Christian Schütte zu Rasern auf dem Deich - obwohl der 42-Jährige selbst mit dem Rad unterwegs ist. "Die Schranken sind sicher eine hilfreiche Sache, aber sie könnten noch enger sein."

Auch Isabella Stocks (20) kann sich nur schwer vorstellen, dass die schmalen Geländer eine Wirkung erzielen werden: "Ich glaube kaum, dass dadurch jemand langsamer fährt." Der Radlerin ist das auch Recht: "Stau vor den Schranken wäre noch schlechter."

Der wäre Ingrid Ruder (Name geändert) wohl lieber. Sie hält die neue Schranken-Regelung für den "größten Witz". "Ich wohne seit 20 Jahren in Kaiserswerth und immer haben Radfahrer ungehindert Zugang, sogar im Ort rasen sie an einem vorbei." Die Schranken, fordert Ruder, "müssten so eng gestellt werden, dass Radfahrer gezwungen sind abzusteigen".

Sie geht jeden Tag mit ihren Hunden am Deich spazieren. Ebenfalls Konfliktpotenzial. Denn Radler wie Christian Schütte stören freilaufende Hunde ebenso sehr wie Raser auf zwei Rädern.

Eine Debatte, die Horst Homann lächerlich findet. "Wenn die Leute alle Rücksicht nehmen würden, wäre es kein Problem", meint der Angermunder. Stattdessen verschandele man den Deich mit Schranken. "Ich finde das schwachsinnig."

Renate Parsi, Inhaberin des Geschäftes "Nordik-Haus" nahe des Uferwegs, schlägt stattdessen ein Tempolimit für Radfahrer vor: "Das klappt bei Autofahrern auch. Tempo zehn muss genügen."

Einen solchen Vorschlag hatte auch Walther Müller-Jentsch von der Initiative für Änderungen auf dem Deich einmal gemacht. Jetzt ist er zufrieden mit dem Ergebnis der Debatte: "Wir sind der Verwaltung für den Versuch mit den Schranken dankbar." Zumal jetzt auch Schilder den Deich zur Fußgängerzone erklären, indem Radler lediglich geduldet und somit untergeordnet sind. Dennoch ist auch Ernst Welski vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club ADFC zufrieden. "Es ist ein guter Kompromiss. Allerdings sollen sich die Fußgänger nun nicht zu breit machen."

Roland Hahn vom Amt für Verkehrsmanagement kündigte bei WZ mobil an, den Schleusen-Versuch mindestens drei Monate zu führen - und eventuell zum Modell für andere neuralgische Punkte zu machen. "Ich werde mir selbst auch am Wochenende einen Eindruck vor Ort verschaffen." Zudem hofft Hahn auf Erfahrungsberichte der Anwohner und Ausflügler: per E-Mail an [email protected]

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