WZ-Mobil/Hickhack ums Zickzack: „Das ist ein Schildbürgerstreich“

In Gerresheim kann kaum jemand verstehen, weshalb die gelben Linien weg mussten. Trotzdem ist die Haltestelle sicherer – durch die Vorampel.

Düsseldorf. Ungläubig schauen viele Anwohner auf die Benderstraße: An der Straßenbahnstation Von-Gahlen-Straße gab es bis Anfang der Woche ein gelbes Zickzack-Muster auf der Fahrbahn - es sollte Autofahrer dazu bringen, vorsichtiger zu sein, wenn Fahrgäste ein- oder aussteigen. "Das war eine gute Idee", meint Cornelia Genske (50) am Donnerstag bei WZ mobil. Die rollende Redaktion war in Gerresheim vor Ort. "Ich bin Mutter von vier Kindern und finde es gut, dass endlich was gemacht worden ist."

Doch das gelbe Muster ist weg. Wie die WZ berichtete, musste die Stadt nach einem Rüffel der Bezirksregierung einen Teil der Linien entfernen und den Rest in Weiß umfärben. "Ich war schockiert", schimpft Kitty Bruchmann (77). "Die weißen Striche sieht man ja kaum." Dabei sei der Modellversuch sehr sinnvoll gewesen: "Ob hier oder auf der Grafenberger Allee: Die Autos rasen an den Haltestellen einfach durch." "Der Verkehr ist gerade an der gesamten Benderstraße ein Problem", bestätigt Anwohnerin Monica Zingerling (74).

Dass die weiße Schraffur da einen Sicherheitsgewinn darstellt, bezweifelt sie: "Sehen die Autofahrer die überhaupt?" Auch FDP-Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist stinksauer: "Das ist ein echter Schildbürgerstreich. Das zeigt mal wieder, dass die Bezirksregierung eine überflüssige Behörde ist." Ingenieur Ehrenfried Duda hingegen sagt: "Hauptsache, es gibt eine Markierung. Das ist die preiswerteste Möglichkeit, mehr Sicherheit zu schaffen." Und auch Anwohner Günter Celinsek meint: "Gelb wäre besser - aber auch Weiß fällt ins Auge."

Positive Resonanz gibt es für die Vorampel: Sie stoppt Autofahrer, wenn eine Bahn an der Station steht. Das Rotlicht erlischt erst, wenn die Bahn fährt. "Eine hervorragende Lösung", meint Allen Darque. "Besonders für die Autofahrer von außerhalb", glaubt Gerda Jirasek. Eine weitere Anwohnerin aus Gerresheim berichtet von auffällig vielen Autos mit Mettmanner Kennzeichen, die an haltenden Bahnen vorbeirauschen - wohl aus Unwissenheit, wie man sich als Autofahrer an Haltestellen zu verhalten hat.

Allerdings sei der gleichzeitige Test von Schraffur und Ampel sinnlos, gibt der liberale Bezirksvertreter Sönke Willms-Heyng zu bedenken: "Mit der Vorampel bekommt man keine validen Ergebnisse, ob die Fahrbahn-Markierung etwas nutzt." DKP-Bezirksvertreter Uwe Koopmann bezweifelt gar den Sinn des gesamten Projekts: "Ein Versuch, der abgebrochen wird, kann kaum sinnvoll ausgewertet werden."

Kritik gibt es von den Anwohnern der Benderstraße bei WZ mobil vielmehr für den Ort des Versuchs: "An dieser Haltestelle gab es nie ein Problem", sagt Gerresheimerin Elli Schröter (83). "Die Autos blieben schon immer hinter der haltenden Bahn stehen."

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