WZ-Bus Eller: Kaum Rezepte gegen Randale

Der Bahnhof Eller Süd leidet unter Graffiti und Vandalismus. Polizei und Streetworker setzen auf Präsenz gegen vermeintlich jugendliche Täter.

Eller. Der S-Bahnhof Eller Süd bleibt ein Problemfall: In der vergangenen Woche ließen Bahn und Stadtverwaltung eine Komplettreinigung der Anlage vornehmen, Verschmutzungen von den Wänden waschen, Graffiti überstreichen. Doch die Sauberkeit hielt nicht lang: Einen Tag später waren die ersten "Tags", hässliche Sprayer-Schriftzüge auf den Bahnhofswänden, wieder da.

Wie die WZ berichtete, setzt sich seit kurzem der Anwohner Klaus Backhaus als ehrenamtlicher Bahnhofspate dafür ein, den Vandalismus an der Station einzudämmen. Nahezu täglich sieht er hier nach dem Rechten, meldet Schäden dem Bahnhofsmanagement. Ein Engagement, das, siehe oben, manchmal dem Kampf gegen Windmühlenflügel ähnelt.

Sachbeschädigungen an Wartehäusern und Bushaltestellen, das bestätigt auch Dirk Hoff, seien in letzter Zeit gehäuft im Stadtteil aufgetreten. Hoff, Polizeirat und Leiter der Polizeiinspektion Süd, sieht das zwar nicht als reines Elleraner Problem an. Doch er und seine Beamten setzen im Rahmen des lokalen Kriminalitätsbekämpfungskonzepts auf starke Präsenz im Stadtteil, gepaart mit zeitnaher Ahndung festgestellter Strafen: "Je früher ein Delikt sanktioniert wird, desto geringer ist die Rückfallquote", so Hoff.

Im Jugendhilfeausschuss hat man den Handlungsbedarf in Eller ebenfalls erkannt und eine zusätzliche halbe Stelle für Streetwork im Stadtteil geschaffen - nicht nur die Polizei will hier Präsenz zeigen. Vor Ort schon lange aktiv ist Wiebke Korten, Sozialpädagogin im Jugendzentrum an der Bernburger Straße - unmittelbar in Bahnhofsnähe. Sie kann sich vorstellen, dass auch Jugendliche, mit denen sie täglich zu tun hat, zum Beispiel an Sprayereien beteiligt gewesen sein könnten.

Bei vielen jungen Leuten im Stadtteil sei der Alltag aus einer Mischung von Frustration, Benachteiligungsgefühl, Perspektivlosigkeit bestimmt. "Anti-Aggressions- oder Selbstbehauptungstraining könnte helfen, solche Gefühle nicht in Vandalismus auszutoben", sagt Korten.

Ihr von einem Verein getragenes Jugendzentrum (Telefon 22 52 55) ist täglich von mittags bis abends geöffnet und versucht, 10- bis 20-Jährigen Angebote für sinnvolle Freizeitgestaltung ohne Gewalt oder Randale zu machen. Vor allem für ältere Jugendliche gibt in der Hinsicht wenig in Eller. Die Ganztagsschulen zum Beispiel gehen nur bis Klasse Sechs.

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