Wrestling: Eine Seifenoper für echte Männer

Im Dome kamen 10 000 Fans zur Abschiedstour des Undertakers und sahen eine spektakuläre Show.

Düsseldorf. Schon kurz vor 18 Uhr reicht die Menschenschlange vor dem Rather Dome vom Haupteingang bis zur Abendkasse. Vor allem Männer, aber auch viele Kinder wollen die Abschiedstour des Undertakers sehen - eines Wrestling-Weltstars.

"Beim Wrestling gibt es tolle Stars, und es passiert wirklich was", sagt Robert. Für den 13-Jährigen aus Hilden ist es schon die dritte Show, die er mit seiner Mutter besucht, und natürlich ist er mit Fan-T-Shirt, Weltmeistergürtel und einer mächtigen Kette bestens für das Spektakel ausgestattet.

Nicht jeder kann am Dome den inszenierten Showkämpfen etwas Positives abgewinnen. "Mich begeistert das alles nicht. Normalerweise gehe ich lieber zum Eishockey, aber ich wollte meinem Sohn Julian heute einen Wunsch erfüllen", sagt Lothar Warzyniak aus Duisburg.

Echte Profis in Sachen Wrestling sind Alex (14) und Ibo (16) aus Lünen, die in ihrer eigenen Hinterhof-Liga als Jung-Wrestler antreten. "Ich habe früher geboxt, das war aber nicht so spannend, deshalb habe ich mit dem Wrestling angefangen", sagt Ibo. Passiert sei bei den Kämpfen noch nie etwas: "Wir passen da schon auf und treten auch nur auf Rasen gegeneinander an", versichert Alex.

Damit die Jungs nicht alles daheim nachmachen, gibt es vor der dreistündigen Show noch extra einen Hinweis darauf, dass man Profisportler sein muss, um den Kampf unfallfrei zu überstehen. Was die Wrestler im Ring zeigen, ist durchaus nicht zur Nachahmung empfohlen. Da springen sie in schriller Kampfmontur von den Ringseilen auf ihre Gegner, treten diese auf dem Boden zusammen und lassen sich mit dem Knie auf ihren Hals krachen.

Natürlich ist jedes Element der Show perfekt geplant und die Faustschläge und Tritte treffen nie ihr Ziel. Aber mancher der Fans fiebert trotzdem wie bei einem Boxkampf mit seinem Star mit. Im Ring selbst steht der Sieger von der ersten Minute an fest. Und es gewinnt immer der Gute.

Wenn man keine Feinde im Publikum hat, macht man sich eben welche. So der Schotte Drew McInytre, der gegen den netten Iren Finlay antritt. "Ich spreche Deutsch und ich hasse Deutschland", sagt der Bösewicht und die Fans buhen ihn dafür aus. Sein Gegner geht als Sieger vom Platz. "Das ist wie Gute Zeiten, Schlechte Zeiten, eben nur für echte Männer", sagt Stephan Bücker.

Wirklich spektakulär wird es bei den beiden Hauptkämpfen des Abends. Wenn die großen Stars Jeff Hardy, Bastista und der Maskenmann Rey Mysterio zu dritt gegeneinander kämpfen. Dabei ist es kaum durchschaubar, wer am Ende als Sieger dasteht, und natürlich sind die Stunteinlagen bei den drei Topleuten noch viel gewagter.

Das gilt auch für Mark William Calaway, der als "Undertaker" zumindest auf den Fan-T-Shirts eine klare Mehrheit in der Halle hinter sich hat, wenn er "CM Punk" im Ring gegenübersteht. Es ist die wahrscheinlich letzte Tour des 44-jährigen Riesen mit den mächtigen Muskelbergen und Tattoos. Und während ihm noch die letzten Fans zujubeln, testen im Foyer zwei Jungs schon mal, wie es ist, wenn man den anderen auf die Schulter nimmt - natürlich unter den wachsamen Augen der Eltern.

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