Wo Bienen in Düsseldorf zu Hause sind

Immer mehr Völker gibt es verteilt über die Stadt — zum Teil an ungewöhnlichen Orten wie Friedhöfen oder auf Häuserdächern.

Wo Bienen in Düsseldorf zu Hause sind
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Alleen, über und über bepflanzte Balkone, blühende Parks und Friedhöfe, Straßengrün — in Düsseldorf finden Bienen einen reichhaltig gedeckten Tisch vor. Entsprechend geht es den Tieren hier auch besser als in so mancher ländlichen Gegend mit großen landwirtschaftlichen Flächen, sagen Fachleute. Neben hunderten von wilden Arten, die sich in Erdlöchern, Insektenhotels und an Bäumen einnisten — teils als Einzelgänger, teils als Schwärme — befinden sich über die ganze Stadt verteilt Bienenstöcke von Imkern. In den letzten Jahren immer mehr — und manche davon an eher ungewöhnlichen Orten.

Honig vom eigenen Hoteldach direkt auf den Frühstückstisch der Gäste, diesen Service bietet das Derag Living Hotel in der Kirchfeldstraße an. Imker Uwe Grave hat sich darauf eingelassen. Auf der Suche nach einem neuen Grundstück war er dankbar für die Möglichkeit, mit seinen Völkern auf das Dach des Hotels umziehen zu können. Abgeschirmt von Besuchern, in einem abgesperrten Bereich, kümmert er sich um seine Tiere, die in der Umgebung reichlich Nektar sammeln können. Der Florapark, die Pflanzen am Ständehaus, zahlreiche Straßenbäume — die Umgebung erschien Grave optimal. Zudem hat er stets Zugang zum Dach. „Bienen haben nichts dagegen, so weit oben zu wohnen. Das ist für sie sogar natürlicher als beispielsweise direkt auf der Erde“, sagt er. Und die Käufer für den Honig hat er gleich unter sich: die Hotelgäste. Für alle eine schöne Lösung.

Rund 300 Imker sind in der Stadt registriert, weiß Dieter Ziemann vom Kreisimkerverband — bis auf eine Handvoll betreiben es alle als ein Hobby. Die meisten halten zwei bis sechs Schwärme mit jeweils zwischen 20 000 bis zu 60 000 Bienen in der Hauptzeit im Frühjahr beziehungsweise Frühsommer.

Eine unüberblickbare Zahl an Tieren schwirrt also durch Düsseldorf. Die Züchter setzen bei der Auswahl der Orte für ihre Völker auf Grundstücke mit vielfältigem Pflanzen Angebot gleich in der Nähe, damit die Bienen nur kurze Strecken fliegen müssen und somit möglichst wenig Nahrung verbrauchen. Fünf Kilometer können sie zwar ohne Probleme unterwegs sein, doch reichlich Bäume, Sträucher und Blumen im Umkreis von maximal eineinhalb Kilometer gelten als optimal. Umso mehr Nektar bleibt so für den Stock übrig, um später in Honig umgewandelt zu werden.

Die erste Adresse sind Kleingartenanlagen, aber auch Friedhöfe sind beliebt, Imkervereine sind unter anderem am Nord- und am Südfriedhof besonders aktiv. Da Imkern immer beliebter geworden ist und die Bedrohung der Bienen durch Krankheiten und Pestizide verstärkt in den Nachrichten war, ist auch die Zahl der Völker stark gewachsen — und die Orte, an denen sie zu Hause sind, werden vielfältiger. Schwärme auf dem eigenen Gelände zu halten, wurde in den letzten Jahren interessant.

So setzt beispielsweise auch der Flughafen seit dem Jahr 2006 auf sogenannte „Flughafenbienen“. Vom Gelände des Reitstalls Hoffmann in Kalkum aus, das sich in direkter Nachbarschaft befindet, holen die Tiere ihren Nektar unter anderem von den Pflanzen auf dem Gelände.

Der Kaiserswerther Bienenzuchtverein kümmert sich um die Schwärme. Der Honig wird von zwei spezialisierten Laboren auf Schadstoffe untersucht und gilt somit als zusätzliches Messinstrument für die Luftqualität und die Auswirkungen des Flugbetriebs auf die Natur. Die Ergebnisse: keinerlei Belastung.

Privat-Imker Michael Eis sucht noch nach weiteren Orten für neue Völker. Acht stehen am Südpark, vier weitere hat er am Friedhof Eller und auf einem privaten Grundstück, das nicht bebaut werden darf und ganz versteckt hinter einem Garten liegt. Er hat erst vor Kurzem mit der Bienenzucht begonnen, einen Kurs bei Gino Collica vom Bienenzuchtverein Düsseldorf absolviert. Jetzt will er das Imkern nach und nach zum Hauptberuf machen. Unter anderem auf E-Bay-Kleinanzeigen sucht er nach entsprechenden Grundstücken. Er hat aber auch schon einen spannenden Platz in Aussicht: beim Landeskriminalamt in Hafennähe. „In der Nähe gibt es einige landwirtschaftliche Flächen, die davon profitieren würden — und es liegt abseits von Wohngebieten“, sagt er. Es wäre nicht die erste Bienenzucht auf offiziellem Gelände.

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