Malkastenpark „Wir wollen Projekte im Malkastenpark nur im Konsens verwirklichen“

Düsseldorf · Interview Der Vorstandsvorsitzende der Gerda Henkel Stiftung, Dr. Michael Hanssler, spricht über Ideen für das Herz‘sche Haus im Malkastenpark, die Spende für den Malkastenverein und den Protest von Künstlern.

 „Das Herz’sche Haus könnte ein Ort der Begegnung und des Austausches zwischen Wissenschaft und Kunst werden“, sagt Dr. Michael Hanssler, Vorstandsvorsitzender der Gerda Henkel Stiftung, im Interview.

„Das Herz’sche Haus könnte ein Ort der Begegnung und des Austausches zwischen Wissenschaft und Kunst werden“, sagt Dr. Michael Hanssler, Vorstandsvorsitzender der Gerda Henkel Stiftung, im Interview.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Die Gerda Henkel Stiftung, der Malkastenverein und die Stadt haben im Mai die Ideen für den Malkastenpark vorgestellt: Die Stiftung nimmt das Herz‘sche Haus im Park in Erbpacht und saniert es, der Malkastenverein erhält zudem eine Spende in Höhe von einer Million Euro, um einen anderen Gebäudekomplex – die so genannten „Annexbauten“ - zu sanieren oder neuzubauen. Im Mai gab es Applaus für die Idee, in den folgenden Monaten kritisierten Künstler die Vorschläge und starteten einen Aufruf, um einen Ausstellungsraum, der Parkhaus genannt wird, zu erhalten.

Herr Hanssler, wo sehen Sie Ihre Idee und Ihre Projekte aktuell?

Michael Hanssler: Für uns war von vornherein entscheidend: Wir würden kein Projekt gegen den erklärten Willen des Künstlervereins Malkasten und seiner Mitglieder durchsetzen. Insgesamt scheint die Situation nun aber so zu sein, dass beide Seiten ins Nachdenken gekommen sind. Ich kann verstehen und nachvollziehen, dass die Künstler für den Erhalt des Parkhauses kämpfen, das ihnen offensichtlich sehr viel bedeutet. Ich finde es aber auch schade, dass die Kritiker, also die Initiatoren des Aufrufs gegen das Projekt, nicht auf uns zugegangen sind. Unser Angebot steht nach wie vor: Wir sind gesprächsbereit und geben gerne Einblick in unsere Pläne.

Wie sind die Pläne entstanden, warum hat sich Ihre Stiftung für Erbpacht, Sanierung und Vermittlung der Spende entschieden?

Hanssler: Es gibt eine langjährige Partnerschaft zwischen der Stiftung und dem Malkastenverein. Ausgangspunkt dieser Idee war ein unverbindliches Gespräch mit dem Vorsitzenden des Künstlervereins Malkasten, Robert Hartmann, vor nunmehr fast zwei Jahren. Ich erwähnte damals, dass wir im Stiftungshaus aus allen Nähten platzen und uns in unmittelbarer Nähe zum Haus der Stiftung erweitern wollen. Aus diesem Gespräch erwuchs dann der Gedanke, dass sich das ehemalige Gärtnerhaus im Park, das seit Jahrzehnten brachliegende Herz‘sche Haus, für unsere Zwecke eignen könnte.

Wie sehen die Pläne für das Herz‘sche Haus nun aus?

Hanssler: Die Pläne sehen einen Veranstaltungsraum vor, der in erster Linie von der Stiftung genutzt wird, aber auch den Mitgliedern des Künstlervereins für Veranstaltungen offensteht. Der Gedanke der gemeinsamen Nutzung steht im Mittelpunkt. Wir haben inzwischen in der Nachbarschaft Büroräume für die Stiftung gefunden, so dass der ursprüngliche Gedanke, im Herz’schen Haus auch Büros unterzubringen, nicht mehr aktuell ist. Das Herz’sche Haus könnte also ein Ort der Begegnung und des Austausches zwischen Wissenschaft und Kunst werden.

Warum haben Sie sich geeinigt, das Haus in Erbpacht zu übernehmen?

Hanssler: In der Satzung des Malkastenvereins ist meines Wissens, völlig zu Recht, festgelegt, dass weder der Park insgesamt noch Teile des Grundstücks verkauft werden dürfen. Durch die Erbpachtregelung ist garantiert, dass das Herz‘sche Haus im Eigentum des Vereins verbleibt und der Malkasten einen jährlichen Pachtzins von uns erhält. Die Stiftung kann dafür das Gebäude 50 Jahre nutzen. Um dem Künstlerverein entgegenzukommen, haben wir uns auf 50 Jahre geeinigt, obwohl erbpachtrechtliche Vereinbarungen in der Regel 99 Jahre vorsehen. Und die Stiftung verpflichtet sich, das Herz‘sche Haus nach Ablauf der 50 Jahre zurückzugeben, ohne eine Entschädigung zu verlangen.

Wie geht es mit der Umsetzung der Pläne nun weiter?

Hanssler: Wir hatten eine Bauvoranfrage gestellt, die im April positiv beschieden wurde, und sind nun dabei, die Baugenehmigung zu beantragen. Derzeit gehen wir davon aus, dass es noch eineinhalb bis zwei Jahre dauern wird, bis das Gebäude bezugsfertig ist.

Wie ist dieses Projekt mit der Spende über eine Million Euro sowie der Sanierung und dem Neubau der so genannten Annexbauten verknüpft?

Hanssler: Wir betrachten die beiden Projekte jeweils für sich. Ob der Verein der Gerda Henkel Stiftung die Erbpacht auch dann angeboten hätte, wenn sich die Mitglieder grundsätzlich gegen das Projekt der Annexbauten und damit gegen die Annahme der Spende entschieden hätten, kann ich nicht beurteilen.

Wie ist die Gerda Henkel Stiftung mit der Spende verbunden?

Hanssler: Wir vermitteln die Spende über eine Schwester-Stiftung aus der Henkel Familie. Nach rechtlicher Prüfung haben wir erfahren, dass die Gerda Henkel Stiftung entgegen ihrer ursprünglichen Absicht leider nicht selbst Spenderin sein kann, da unser Satzungszweck die Wissenschaft, nicht die Kunst ist.

Wie ist Ihre Stiftung mit dem Zweck der Spende verbunden?

Hanssler: Gar nicht. Die Spende ist an den Zweck gebunden, dass die Annexbauten saniert oder neugestaltet werden – nach den Vorstellungen des Künstlervereins. Soweit ich weiß, wird es im Herbst des Jahres Workshops geben, in denen die Mitglieder über die künftige Gestaltung und Nutzung sprechen. Unsere Vorstellungen sind da absolut irrelevant, über die Nutzung der neu gestalteten Annexbauten sollen und werden die Künstlerinnen und Künstler allein entscheiden.

Warum ist das so genannte Parkhaus in diesem Zusammenhang der Knackpunkt?

Hanssler: Ich kann nachvollziehen, dass die Künstler mit Argusaugen darüber wachen, dass ihr Park, dieses Kleinod mitten in der Stadt, nicht zerstört wird. Ich kann auch verstehen, dass sie in dem von Karl-Heinz Rummeny so erfolgreich betriebenen Parkhaus viele tolle Ausstellungen erlebt – und auch selbst gestaltet – haben und sich daher für den Erhalt dieses Konzepts einsetzen. Dennoch glaube ich, dass eine Sanierung oder ein Neubau für den Verein eine gute Lösung wäre. Die Annexbauten sind sehr marode – mir als Außenstehendem scheinen sie in einem Zustand zu sein, der keine dauerhafte Möglichkeit mehr bietet, dort auszustellen.

Es gibt bei Künstlern die Sorge, dass der Geist des Malkastens durch einen Geist von Henkel verdrängt wird. Wie gehen Sie mit dieser Sorge um?

Hanssler: Wir bleiben mit dem Herz‘schen Haus auf der heutigen Fläche. Das sind rund 280 Quadratmeter, die heute bereits bebaut sind und für die wir keine neuen Gebäude planen. Wir sanieren im Bestand. Wir werden hier auch ganz sicher nicht für Waschmittel, Klebstoffe oder Kosmetik werben, was uns kurioser Weise auch schon unterstellt worden ist. Die Gerda Henkel Stiftung ist keine Stiftung des Unternehmens Henkel, sondern der Familie – gegründet übrigens von einer Künstlerin und auch von Künstlerinnen fortgeführt. Wir wollen uns also ganz sicher nicht im Park ausbreiten, und wir wollen das Projekt im Konsens, also in einem gemeinsamen Geist mit dem Künstlerverein, verwirklichen.

Warum sind Sie trotz all des Gegenwinds bei der Idee geblieben?

Hanssler: Wir haben tatsächlich darüber nachgedacht, ob wir das Projekt fortführen sollen. Aber wir möchten zu unseren Zusagen stehen. Und es fiel uns auf, dass die Unterstützer des Aufrufs mehrheitlich gar nicht Mitglieder im Malkastenverein sind. Und einige, die zunächst unterschrieben hatten, haben dem Künstlerverein und uns, nachdem sie sich mit den Plänen näher beschäftigt hatten, mitgeteilt, dass sie ihre Unterschrift zurückziehen möchten.

Was würden Sie bei einem vergleichbaren Projekt beim nächsten Mal anders machen?

Hanssler: Rückblickend muss ich selbstkritisch sagen, dass wir sicher intensiver hätten kommunizieren können. Wir haben die Verbundenheit vieler mit dem Ort unterschätzt und unsere Idee nicht allen gegenüber ausführlich genug erklärt.

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