„Wir wollen das New-Fall-Festival retten“

Organisator Hamed Shahi erläutert, warum seine Festival-Gesellschaft jetzt Insolvenz anmelden musste und wie es trotzdem im Oktober weitergehen könnte.

Hamed Shahi hat das New-Fall-Festival in Düsseldorf aufgebaut, in den Nachbarländern bekannt gemacht und nach Stuttgart „exportiert“. Archiv

Hamed Shahi hat das New-Fall-Festival in Düsseldorf aufgebaut, in den Nachbarländern bekannt gemacht und nach Stuttgart „exportiert“. Archiv

Wie steht es aktuell um das New-Fall-Festival 2018?

Hamed Shahi: Nachdem wir Bilanz gezogen hatten, mussten wir feststellen, dass die Lage doch schlimmer ist als befürchtet. Wir können so nicht weiter machen. Deshalb hat die SSC Festival GmbH Insolvenz angemeldet. Ich arbeite nun eng mit dem Insolvenzverwalter zusammen und wir prüfen, wie wir das nun angehen.

Was sind die Ursachen für diese neue Lage?

Shahi: Wir haben einen Businessplan aufgestellt, der zu einem Teil auch auf Fördermitteln basiert. Der Etat des Festovals macht 500 000 Euro aus, bisher lagen die Zuschüsse bei einem Fünftel. Dieses Geld haben wir von Stadt und Land bekommen. Wir haben bei der Stadt einen Antrag auf einen höheren Zuschuss gestellt, der ist aber abgelehnt worden.

Das alleine hat Sie in die Insolvenz getrieben?

Shahi Nein, aber wir mussten schauen, wie wir die Lücke schließen. Das bedeutete für uns, dass wir mehr Tickets verkaufen müssen, das wiederum bedeutete, dass wir die Kapazitäten unserer Konzerte erhöhen mussten. Damit stieg das Risiko.

An welchen Stellen hat sich das bemerkbar gemacht?

Shahi: Wir hatten ein ausverkauftes Konzert, dass der Künstler wegen eines Todesfalls absagen musste. Dagegen kannst Du Dich nicht versichern, auf diesen Kosten sind wir sitzengeblieben. Außerdem hatten wir bei unserem ehrwürdigen Hauptkonzert-Ort Tonhalle auf andere Konditionen gehofft. Aber auch die Tonhalle muss natürlich auf ihre Einnahmen achten.

Wenn die öffentliche Hand nicht helfen kann, wieso haben Sie nicht mehr Sponsoren gesucht?

Shahi: Das ist bei unserer Art des Festivals schwierig. Wir bieten keinen Mainstream, wir sind ein Programmfestival. Deshalb scheiden viele Unternehmen von vornherein als Sponsoren aus. Und wenn all das zusammenkommt, was ich gerade beschrieben habe, dann wackelt das gesamte Gebäude.

Sie haben im November auf Elektromobilität gesetzt und einen Vertrag mit der Rheinbahn geschlossen, damit die Festivaltickets zugleich Fahrkarten sein können. Welchen Anteil an den Problemen hat dieser Nachhaltigkeits-Ansatz?

Shahi: Das hat uns natürlich zusätzlich Geld gekostet. Wir haben das aus Überzeugung gemacht, weil wir damit ein Zeichen setzen wollten, in welcher Stadt, in welcher Welt wir leben wollen. Wir müssen schauen, ob wir uns so einen Luxus noch leisten können.

Auf Ihrer Internetseite wird das Festival für den 25. bis 28. Oktober dieses Jahres angekündigt. Bleibt es dabei?

Shahi: Wir wollen das Festival retten, unser Ziel ist es, diesen Termin zu halten. Wir müssen allerdings schauen, in welcher Form und in welchem Rahmen.

Was bedeutet das?

Shahi: Wir müssen das Festival auf jeden Fall deutlich kleiner fahren. Wir werden in unserer Entwicklung drei, vier Jahre zurückgehen müssen.

Wo standen Sie damals?

Shahi: Bei einer Kapazität von 10 000 Plätzen in allen Konzerten. Zuletzt waren wir bei 15 000 Plätzen, für die wir 13 000 Karten verkauft haben. Die Stadt ist sehr großzügig, aber wir brauchen ein klares Bekenntnis von ihr und anderen Förderern. Wir verkaufen zehn Prozent unser Karten in die Nachbarländer. Diese Werbung für Düsseldorf muss doch etwas wert sein.

Verändert der kleinere Rahmen das Niveau?

Shahi: Wir werden uns nicht verändern, denn dann wird das Festival beliebig und setzt sich nicht mehr von anderen Veranstaltungen ab. Ich bin schon lange im Musikgeschäft. Unsere Partner haben uns klar signalisiert, dass sie uns vertrauen, dass wir das Richtige tun.

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