„Wir brauchen keinen Glamour, wir brauchen Inhalt“

Philipp Maiburg und Bernd Bücker wollen mit „Voices of Fashion“ zur Modemesse zeigen, was die Stadt kreativ zu bieten hat.

Düsseldorf. Bernd Bücker macht PR, Philipp Maiburg organisiert Events - jetzt geben beide der Mode eine Stimme. Mit dem Netzwerk "Voices of Fashion": Zur Modemesse am kommenden Wochenende haben sie Mitstreiter in der ganzen Stadt - Unternehmen, Diskos, Cafés, Hotels - zusammengetrommelt, die Veranstaltungen und Aktionen rund um Mode und Trends anbieten.

Philipp Maiburg: Der Modestandort braucht eine Modestadt. Und zur Mode gehört nicht nur Textilwirtschaft, sondern viel mehr: Zeitgeist, Musik, Inspiration. Inspiration ist aber nicht, wenn man am Messewochenende kein Taxi bekommt. Bernd Bücker: Die kreative Szene in Düsseldorf ist vielleicht kleiner als in anderen Städten - vor allem aber ist sie schlecht vernetzt. Das allerdings ist nötig, damit sie sichtbar und spannend wird. Um das Potenzial dieser Stadt zu zeigen.

Maiburg: Es geht nicht darum, große Acts und Stars von anderswo einzukaufen, um sie hier zu zeigen. In der Stadt gibt es unglaublich viele Leute, die stringent ihre Idee verfolgen; Designer wie Tina Miyake, Norman Icking und Marion Strehlow. Aber wir haben auch eine Ausstellung der bekannten niederländischen Designer Viktor & Rolf im NRW-Forum und das Hamburger Label Herr von Eden im Salon des Amateurs am Grabbeplatz. Bücker: In der Mode ist gerade eine Riesen-Aufbruchstimmung. Die Bereitschaft, zu kooperieren und etwas auszuprobieren, ist groß.

Maiburg: Auf die Frage habe ich gewartet. Ich war gerade in Berlin bei der Fashion Week - und habe den Glamour nicht gefunden. Lothar Matthäus’ Lolita habe ich gesehen - aber auf die können wir wohl getrost verzichten. Wir brauchen keinen Glamour, wir brauchen Inhalt. Mit viel Geld kann auch Bielefeld eine glamouröse Mode-Show liefern. Aber ob das etwas Nachhaltiges bringt, ist fraglich. Bücker: Die Leute sollen sehen, dass es hier Nachwuchs gibt, neue Energie. Nicht für den Fototermin hingestellte Promis. Glamour muss aus der Stadt selbst kommen. Und Düsseldorf hat sozusagen Glamour by Nature.

Philipp Maiburg, Voices of Fashion

Maiburg: Es wäre sogar der größte Fehler für Düsseldorf, so sein zu wollen wie Berlin. Wir müssen das herausstellen, was die Stadt einzigartig macht.

Bücker: Es ist die Vielfalt. Wir haben die Kö, die man überall im Ausland kennt. Aber auch kleine selbstständige Labels, die sich für Düsseldorf als Plattform entschieden haben. Wir wollen allerdings nicht aus ganz Düsseldorf ein Flingern machen. Dass ein Großer wie Gerry Weber gerade ordentlich in Düsseldorf investiert, ist doch ein Zeichen. Und die Firma steckt gerade "Voices of Fashion"-Flyer in alle Briefe an ihre Kunden. Maiburg: Die Beteiligten am Standort spielen mit. Die Unternehmen und Kreativen, aber auch Stadt und Messe. Das ist wichtig - nicht ein Riesensponsor, der ein Zelt für Modenschauen auf den Burgplatz stellt.

Maiburg: Überhaupt nicht. Das Netzwerk ist ein offenes Konzept - und der Eventkalender jetzt zur CPD nur ein erster Schritt. Wir freuen uns sehr, wenn Bugatti oder Eickhoff etwa zur Modemesse im Juli eine große Show machen ...

Bücker: Auf jeden Fall. Vielleicht nur noch ein bisschen im Dornröschenschlaf. Aber es kommt. Das spürt man deutlich - gerade durch die rege Beteiligung an "Voices of Fashion". Maiburg: Aber Düsseldorf muss sich nicht mit Weltmetropolen vergleichen, sondern eher mit Städten, die kreativwirtschaftlich ein eigenes interessantes Bild bieten. Wie Kopenhagen in der Mode oder Barcelona in der Musik. Berlin wird auf lange Sicht sehr streetwear-lastig werden. Düsseldorf bietet ein breiteres Bild - das könnte sein Platz in Deutschland sein.

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