Gerresheim Abschied vom Rathaus Gerresheim nach insgesamt 44 Jahren

Düsseldorf · Interview Willi Döring, dienstältester Bezirkspolitiker, verlässt jetzt endgültig die politische Bühne.

 Seit 1975 war Willi Döring Bezirksvertreter in Gerresheim. Jetzt hört er auf.

Seit 1975 war Willi Döring Bezirksvertreter in Gerresheim. Jetzt hört er auf.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Willi Döring ist ein Urgestein. Alle Parteien im Rathaus Gerresheim schätzen seine Verlässlichkeit, Erfahrung und Hilfsbereitschaft. Er selbst nennt es eine Freude, sich für andere Menschen einzusetzen. Doch kurz vor seinem 80. Lebensjahr hat er das Gerresheimer Rathaus aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Mit diesem eher bescheidenen SPD-Politiker verabschiedet sich der letzte Mann der ersten Stunde im Bezirksrathaus. Denn seit der Gründung der BV 7 im Jahr 1975 war er Bezirksvertreter, zeitweise stellvertretender Bezirksvorsteher und zuletzt Seniorenbeirat. In all dieser langen Zeit fehlte er höchstens drei oder vier Mal wegen Krankheit oder Urlaub. Für ihn war Politik Ehrensache. Er hat sie neben vielen anderen Ehrenämtern betreut.

Herr Döring, Sie sind ja schon einmal mit einem „Willi-Döring-Rennen“ vor vier Jahren auf der Galopprennbahn verabschiedet worden, damals als Bezirksvertreter. Diesmal wurde Ihnen als Seniorenvertreter der große Bahnhof gemacht. Was hat Sie besonders gefreut?

Döring: Ich war erstaunt über die Verbundenheit der gesamten Bezirksvertretung mir gegenüber, über alle Parteigrenzen hinweg. Ich war aber auch einer der wenigen, die zwischen den Parteien vermittelten.

Zum Beispiel?

Döring: Wenn ich einen Antrag durchbringen wollte, brauchte ich Verbündete, denn die SPD hatte ja nie die Mehrheit. Beim Trinkbrunnen auf der Hardt am Eingang der Stadtwerke war das so. Bei der Diskussion um den Standort für eine große Sporthalle wollte ein Bezirkspolitiker den Neubau in der Knittkuhl, der andere in Grafenberg. Aber dann lief ich mit dem damaligen Oberbürgermeister Joachim Erwin am Volkstraugertag über den Peckhausweg zur Einweihung des Odenthal-Platzes und zeigte ihm die Einfach-Turnhalle und die Hausmeisterwohnung neben dem Parkplatz. Meine Idee war, beides abzureißen und eine Dreifach-Turnhalle zu errichten. Erwin erklärte: „Eine Dreifachturnhalle bauen wir nicht, aber eine Vierfach-Turnhalle.“ So kam die erste Sporthalle dieser Größenordnung nach Gerresheim, und den Platz habe ich gefunden.

Wann kamen Sie zur Politik?

Döring: 1962, ein Jahr nach meiner Volljährigkeit. Seit 1975 saß ich in der Bezirksvertretung 7, davon die Hälfte der Zeit als stellvertretender Bezirksvorsteher.

Hat sich rückblickend in der Bezirksvertretung etwas geändert?

Döring: Oh ja, und zwar gewaltig. Wir hatten anfangs kein Etatrecht und kein Befugnisrecht. Heute kann man sich nicht mehr über uns lächerlich machen. Wir sind an der Gestaltung und an der Planung entscheidend beteiligt, wenn es Abweichungen gibt. Das sichtbarste Zeichen der Aufwertung ist es, dass der Bezirksvorsteher jetzt Bezirksbürgermeister heißt. Das ist ein Zeichen des Respekts gegenüber diesem Amt.

Nun sind die Sitzungen im Rathaus Gerresheim für Außenstehende oft recht lang. Ist die Bezirksvertretung vielleicht auch eine Quasselbude?

Döring. Es wird sehr viel geredet. Aber es ist ein Völkchen für sich. Hier wurden viele Dinge erstmals für Düsseldorf entwickelt. Ich denke an das ökumenische Zentrum, den ersten Seniorentag und das historische Zentrum, das sogar von der Rheinbahn umfahren wird.

Gibt es ein Projekt, auf dass Sie besonders stolz sind?

Döring: Ja, den Umbau der Dreherstraße Sie hat nun Fahrradwege und breite Bürgersteige. Die Geschäftsleute konnten eigentlich nichts dagegen haben. Aber die CDU wollte erst überzeugt werden.

Sie sind nicht der große Zampano. Wie würden Sie Ihre eigene Position bezeichnen?

Döring: Ich bin ein stiller Arbeiter, ein Praktiker, kein Theoretiker.

Würden Sie sich als treu bezeichnen?

Döring: Ich stehe zu dem, was ich tue. Das ist kein Flattern nach dem Wind. Das praktische Denken gehörte zu meinem Beruf. Ich war Maschinenbau-Techniker und Refa-Techniker in der freien Wirtschaft. Refa nannte man die Betriebsorganisation damals, wobei es um ein wirtschaftliches und humanes Betriebsgeschehen ging.

Sie hatten viele Ehrenämter inne. So waren Sie Beisitzer der Interessengemeinschaft der Vereine im Stadtbezirk 7, die zu einer mächtigen Bewegung geworden ist. Was war mit dem Kulturforum?

Döring: Ich gehörte 1981 zu den Mitbegründern des Kulturkreises Gerresheim, Grafenberg und Hubbelrath und habe Marikka von Berlepsch von der FDP als Vorsitzende vorgeschlagen. Sobald Wahlen anstehen, gebe ich dort noch heute den Wahlleiter ab.

Was taten Sie in der Bürgerhilfe Gerresheim?

Döring: Ich habe 15 Jahre lang die Radschlägerturniere durchgeführt. Aber mindestens ebenso lange war ich Schöffe am Landgericht beziehungsweise Hauptschöffe am Amtsgericht.

Und ihr Hobby?

Döring: Ich war von meinem elften Lebensjahr an bei den Freien Schwimmern und habe Handball gespielt. Dann wurde ich Schiedsrichter und 20 Jahre lang Schiedsrichterwart. Damit war ich für die Aus- und Fortbildung aller aktiven Schiedsrichter des Handballkreises zuständig.

Und nun?

Döring: Es geht in den Urlaub mit meiner Frau Roswitha.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort