Wie wir weniger Wohnraum verschwenden

Der Wohnungsbau boomt, auch in Düsseldorf. Völlig unnötig, findet Architektur-Experte Daniel Fuhrhop.

Wie wir weniger Wohnraum verschwenden
Foto: Fuhrhop

Herr Fuhrhop, was verstehen Sie unter „Raumwunder“?

Wie wir weniger Wohnraum verschwenden
Foto: solidare Unternehmensgruppe

Daniel Fuhrhop: Es gibt viele Möglichkeiten, wie wir uns dabei helfen lassen können, Platz zu sparen und dadurch Raumwunder schaffen, weil wir aus der — rational betrachtet — gleichen Fläche wie vorher faktisch mehr Raumgewinn herausholen. Etwa indem wir durch ein kompaktes Möbel ein Gästezimmer auf nur 50 Zentimeter Breite zusammenpacken können.

Heißt das, dass wir unsere Räume nicht gut genug nutzen?

Fuhrhop: Noch 1980 lag die Wohnfläche pro Person in Deutschland bei 30 Quadratmetern und inzwischen sind es über 45 Quadratmeter pro Person. Das zeigt, wie wir viel verschwenderischer mit Platz umgehen und umgekehrt sehen wir, dass es viele Möglichkeiten gibt, Raum besser zu nutzen.

Wie erklären Sie sich, dass wir heute mehr Raum verschwenden als früher?

Fuhrhop: Zum einen ist unser Land wohlhabender als früher. Zum anderen hat sich unsere Gesellschaft verändert und wir wohnen allein und das heißt, dass dann jeder seine eigene Küche hat, sein eigenes Bad, seinen eigenen Flur, und dadurch viele Menschen mehr Platz beanspruchen.

Bereits vor drei Jahren haben Sie sich in Ihrer Streitschrift „Verbietet das Bauen!“ auch kritisch mit Düsseldorf auseinandergesetzt. Während hier die Bauwut herrsche, stünden im benachbarten Duisburg 15 000 Wohnungen leer. Wie kann Düsseldorf seinen bestehenden Wohnraum optimaler nutzen?

Fuhrhop: In einer so hochpreisigen, teuren Stadt wie Düsseldorf macht es besonders viel Sinn, clevere Ideen zu nutzen, wie man mit seiner Wohnung oder seinem Haus umgehen kann. Zum Beispiel würde es sich doch gerade dort lohnen, in den äußeren Bezirken, in denen viele Menschen in Ein- und Zweifamilienhäusern wohnen, auch einen Untermieter aufzunehmen. Tatsächlich hilft die Stadt Düsseldorf dabei sogar und vermittelt nach dem Motto „Wohnpaar auf Zeit“ Untermieter, die anstatt einer normalen Miete mit Zeit bezahlen, indem sie für die anderen einkaufen oder den Garten pflegen oder einfach mit ihnen etwas Zeit verbringen.

Das nächste Raumwunder, das sich auch in Düsseldorf findet, nennen Sie „Wohnungstausch“. Was verbirgt sich hinter dieser Idee?

Fuhrhop: Die einen haben einen Partner gefunden oder Kinder bekommen und brauchen mehr Platz und bei den anderen sieht es genau umgekehrt aus: Sie möchten sich verkleinern. Ideal wäre es jetzt, wenn man diese Personen zusammenbringt oder sie tauschen können. Häufig scheitert es schon daran, die richtigen Partner zu finden. Hier gibt es inzwischen mehrere Online-Portale, mit deren Hilfe sich jeder Tauschpartner suchen kann. Außerdem bieten manche Vermieter Unterstützung an, in Düsseldorf die LEG Wohnen. Sie garantiert denjenigen Mietern, die sich verkleinern möchten, dass sie auch in einer kleineren Wohnung den gleichen Quadratmeterpreis wie vorher zahlen.

Ein heißer Trend in deutschen Städten sind momentan die Mikroapartments. In Düsseldorf bietet sie die Firma Solidare etwa in Bilk an. Welche Idee steckt dahinter?

Fuhrhop: Wenn man an den letzten Urlaub denkt und an die geringe Fläche, auf der man in den Ferien oft zurechtkommt, etwa im Wohnwagen, in einem Hotelzimmer oder auf einem Schiff, dann zeigt es, dass Wohnen auf weniger Fläche möglich ist. Wenn man im Kopf den Schalter umlegt und dazu bereit ist. In diese Richtung gehen Modelle wie die Mikroapartments, wo einige Anbieter komplett möblierte und geschickt eingerichtete Apartments auf 15-25 Quadratmetern anbieten.

Die Quadratmeter-Preise für die Mini-Wohnungen sind aber oft gesalzen: 20 bis 30 Euro. Zur Ziel-Klientel gehören Studenten. Wie passt das zusammen?

Fuhrhop: Leisten können es sich ja dann oft die Eltern der jeweiligen Studenten. Zu den Mietern gehören aber auch Projektmitarbeiter, die vielleicht zwei Jahre in Düsseldorf arbeiten und nur für diese Zeit etwas suchen.

Zum letzten Raumwunder, das auch in Düsseldorf immer beliebter wird: Coworking-Spaces. Was ist daran reizvoll?

Fuhrhop: Mehrere Menschen teilen sich den Büroraum und dadurch haben insbesondere Freiberufler plötzlich Kollegen und müssen nicht alleine in ihrem Raum versauern.

Daniel Fuhrhops Buch „Einfach anders wohnen“ ist im Oekom Verlag erschienen und kostet 14 Euro.

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