Rechte Szene Wie viel Rechts steckt in Düsseldorf?

Düsseldorf · Eine rechte „Bruderschaft“ macht vielen Bürgern in Düsseldorf Angst. Bei Demos und Gegen-Demos könnte es zu Ausschreitungen kommen. Wie ist die Situation in der Landeshauptstadt? Ein Überblick.

 Gruppenbild mit Rechten: So präsentiert sich die Bruderschaft Deutschland auf ihrer Facebook-Seite.

Gruppenbild mit Rechten: So präsentiert sich die Bruderschaft Deutschland auf ihrer Facebook-Seite.

Foto: Nele Dohmen

In Garath gibt es seit langem eine rechte Szene, die allerdings kaum feste Strukturen hatte. „Das hat sich geändert, seit es die Bruderschaft Deutschland gibt. Seitdem ist das alles organisiert“, schätzt Polizeisprecher Andreas Czogalla die aktuelle Situation ein. Inzwischen hat sich in Garath und Eller eine Gruppe von 40 bis 60 Personen, allesamt männlich, gefunden, die in den Stadtteilen auch nächtliche „Spaziergänge“ unternimmt und vielen Bürgen Angst macht. Vor allem denen mit Migrationshintergrund. An den nächsten beiden Samstagen wollen die Rechten demonstrieren. Das Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“ organisiert den Gegenprotest. „Wir werden ganz nah ran gehen“, kündigte dessen Sprecher Oliver Ongaro an.

Am Samstag haben die „Patrioten“ um 14 Uhr zu einer Kundgebung auf den Johannes-Rau-Platz aufgerufen. Danach wollen sie noch einen Rundgang machen, der in Richtung Bilk, unter anderem über die Neusser Straße führen soll. Bei einer ähnlichen Veranstaltung am 17. November vergangenen Jahres war es zu Ausschreitungen gekommen. Ongaro: „Zwei Demonstranten wurden dabei schwer verletzt.“ Angeblich sei dabei auch ein Wurfmesser im Einsatz gewesen.

Im November wurde eindeutig kein Wurfmesser benutzt

Das hätte Mona Neubaur, die Landesvorsitzende der Grünen, die ebenfalls am Donnerstag an der Pressekonferenz teilnahm, aufklären können. Denn das Innenministerium hatte auf Anfrage ihrer Fraktion ganz klar gemacht, dass bei der Demo kein Messer benutzt wurde. Vielmehr habe es sich eindeutig um ein Feuerzeug gehandelt. „Wir hätten doch dann auch ganz anders reagiert. Da standen doch Polizeibeamte,“ erklärte Czogalla, „wir haben inzwischen sieben von elf Straftaten bei der Demo aufgeklärt.“ Die Vorwürfe des linken Bündnisses, dass die Polizei nichts tun würde, seien absolut unberechtigt.

Trotzdem könnte es am Samstag erneut zu Ausschreitungen kommen. Denn das Bündnis will auf jeden Fall verhindern, dass die Rechten nach der Kundgebung durch Bilk „patrouillieren“. Die Polizei, die mit einem Großeingebot im Einsatz sein wird, will die Gruppen trennen. Sie sollen mindestens 80 Meter Abstand haben. Bis zu 500 Teilnehmer haben die Patrioten angemeldet, 300 das Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“, das sich bereits um 13 Uhr am Apollo trifft.

Immerhin: Bei der Einschätzung, wer da am Samstag demonstriert, sind sich Polizei und das Bündnis weitgehend einig. Bei den Patrioten handelt es sich um ein Sammelbecken aus gewaltbereiten Fußball-Hooligans, ehemaligen Rockern und Personen aus der Neo-Nazi-Szene. Und auch die Bruderschaft Deutschland wird sich dazu gesellen.

Gastronomen sollen den Rechten keine Plattform mehr geben

Die Gruppe, deren Markenzeichen ein T-Shirt mit geballter Faust ist, hatte in den vergangenen Monaten in Eller für Aufsehen gesorgt. Nach den „Patrouillen“ sollen bis zu 40 Personen in der Gaststätte Fuchsjagd eingekehrt sein. Der Wirt hat sich inzwischen von diesen Gästen distanziert und will ihnen keine Plattform mehr bieten. Am Donnerstagabend lud das Bündnis in der Fuchsjagd sogar zu einer Info-Veranstaltung über die rechte Szene im Stadtteil ein. Ähnlich klare Positionen wünsche man sich auch von anderen Wirten, auch in der Altstadt, so Astrid Brüggemann, die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Eller.

Sie betrachtet die Entwicklung in ihrem Stadtteil mit Sorge. In den sozialen Netzwerken gebe es heftige Diskussionen um die Bruderschaft. Es gebe sogar Bürger, die es  begrüßen, dass rund um den Brennpunkt S-Bahnhof Eller wieder „Recht und Ordnung“ herrsche. Oliver Ongaro: „Das sind Entwicklungen, wie wir sie aus Sachsen oder Thüringen kennen. Wir  müssen unbedingt verhindern, dass sich auch bei uns feste rechte Strukturen entwickeln.“

Darum wird das Bündnis auch am 9. Februar eine Gegen-Demonstration organisieren. Denn an dem Samstag hat die Bruderschaft Deutschland zu einer Kundgebung aufgerufen. Weitere Einzelheiten, was an dem Tag passieren soll, sind bei der Polizei bisher nicht bekannt.

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