Wie sich Düsseldorf für Familien verändert hat

In den vergangenen zehn Jahren hat sich in dieser Stadt für Kinder und Eltern viel getan - ein Kulturwandel.

Für Familien hat sich einiges getan in Düsseldorf. Es gibt heute deutlich mehr Kita-Plätze.

Für Familien hat sich einiges getan in Düsseldorf. Es gibt heute deutlich mehr Kita-Plätze.

Foto: Lepke, Sergej (SL)

Düsseldorf. Düsseldorfern, die heute Kinder im Kita- oder Grundschulalter haben, dürfte es sehr schwer fallen, sich das Jahr 2007 vorzustellen. Sie hätten mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen U3-Platz bekommen, im Offenen Ganztag hätte es kein Angebot gegeben, und Hilfe wie etwa durch die Schulsozialarbeiter hätten sie auch nicht vorgefunden. Düsseldorf hat sich in den vergangenen zehn Jahren massiv verändert. Das zeigt der statistische Vergleich, den die Stadt auf Anfrage unserer Redaktion angefertigt hat. Die Zahl der U3-Plätze in den Kitas ist nun vier Mal so hoch wie 2007, es gibt doppelt so viele OGS-Plätze und die Stellen in der Schulsozialarbeit haben sich mehr als verdreifacht. Bei allen berechtigten Beschwerden über Notdienste im Kindergarten oder Unterrichtsausfall lässt sich doch ein Kulturwandel feststellen, der es erheblich leichter macht, Beruf und Familie zu haben — und zwar für beide Elternteile.

Wie sich Düsseldorf für Familien verändert hat
Foto: grhi

Die Stadt ist diesen Weg nicht ohne deutliche Anstöße von außen gegangen. Anfang der 2000er-Jahre lag die U3-Betreuungsquote unter fünf Prozent. Dann begannen die Diskussionen um den Rechtsanspruch auf einen solchen Platz. Plötzlich tauchte das Thema im Kommunalwahlkampf auf, erst von der SPD-Kandidatin Gudrun Hock, dann in amtlicher Gegenreaktion von Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) und der damaligen schwarz-gelben Stadtregierung. Inzwischen liegt die Quote dank des auf Bundesebene formulierten Rechtsanspruchs bei 43,3 Prozent und das Rathaus hat es bisher immer geschafft, nicht verklagt zu werden. Wenn eine Klage drohte, wurde eine Lösung gefunden — auch mit Hilfe der Tagespflege.

Beim Offenen Ganztag kam der entscheidende Schubs zu einem ähnlichen Zeitpunkt vom Land. Die Betreuung im Hort genoss keine besonderen Sympathien mehr, es sollte mehr für die Kinder geboten, aus Betreuung sollte Bildung werden. NRW beteiligte und beteiligt sich an den Kosten, den Löwenanteil aber trägt die Kommune. So stieg die Zahl der OGS-Schulen zwischen 2003 und 2007 von sieben auf das heutige Niveau von mehr als 90. Die Zahl der Gruppen wuchs etwas langsamer, sie hat sich seit 2007 noch einmal verdoppelt. An den weiterführenden Schulen ging das Ganze deutlich langsamer voran. Vor zehn Jahren gab es eine Hauptschule mit Ganztag sowie vier Gesamtschulen. Mittlerweile sind es über alle vier Schulformen verteilt 23, das ist die Hälfte der weiterführenden Schulen.

Der erwähnte Kulturwandel zeigt sich in vielen Zahlen: Die Stadt stellt mehr Familienkarten aus, verfügt über doppelt so viele Familienzentren und zählt weniger Alleinerziehende. Bei aller Freude aber bleibt eine Schattenseite, auf der sich die Lage im Vergleich zu 2007 sogar noch verschlechtert hat. Die Zahl der Unter-15-Jährigen, die über ihre Familien Sozialgeld beziehen ist im genannten Zeitraum um rund 1500 auf knapp 17 000 gestiegen. Der Anteil der Kinder, die als armutsgefährdet gelten, stieg von 21,8 Prozent (2005) auf 25,7 Prozent (2015). Stadtdirektor Burkhard Hintzsche hofft, dass die Zahlen aus der jüngsten Vergangenheit besser ausfallen, weil die Zahl der Langzeitarbeitslosen zuletzt signifikant gesunken ist.

Bleibt die Frage: Welche Überschrift hätte ein Artikel zu diesem Thema, wenn er im Jahr 2027 zehn Jahre zurückblickt? Die Einwohnerzahl Düsseldorfs wird in den nächsten zehn Jahren weiter steigen, das aktuelle Wachstum bei den Geburtenzahlen dann seinen Niederschlag in Kitas und Schulen finden müssen. Stadtdirektor Hintzsche neigt dabei zu einer optimistischen Sicht auf die Entwicklung: „Wir werden - und das nicht erst in zehn Jahren — mit dem U3-Ausbau so vorankommen, dass wir ein bedarfsgerechtes Angebot in den Kitas bieten können.“ Bei den Schulen geht er davon aus, dass die Bauprojekte dazu führen, dass „ein sehr gutes“ Angebot vorhanden sein wird. „Und wir werden sicher weitere private Anbieter im Schulbereich haben.“

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