Düsseldorf : Wie Seniorenheime mit den Folgen des Corona-Virus umgehen
Düsseldorf In der Düsseldorfer Altenzentren gibt es seit zwei Wochen ein Besuchsverbot auch für Angehörige. Tablets und DJs sollen die Isolation für die Bewohner erträglicher machen. Unterdessen fehlt es auch hier an Schutzausrüstung.
Es ist 10 Uhr früh am Mittwoch. DJ Markus baut große Lautsprecher-Boxen im Innenhof des St. Anna-Stifts in der Altstadt auf. Gleich wird er für 90 Minuten den Garten des Altersheims der Caritas beschallen. Hauptsächlich mit Schlagern und Oldies. Seit zwei Wochen gibt es ein Besuchsverbot in den Altenheimen. Auch Ehrenamtliche dürfen nicht mehr vorbeikommen. Der Auftritt soll für ein wenig Abwechslung sorgen. Los geht es mit „Wann fangt denn endlich d‘ Musi an?“ von Marianne und Michael. Die ersten Senioren kommen auf ihre Balkone und klatschen mit. Es ist kalt an diesem Morgen. Viele bleiben in ihrem beheizten Zimmer sitzen. Beobachten durch geschlossene Fenster das bunte Treiben im Innenhof. Alles mit dem nötigen Sicherheitsabstand. Während des Auftritts darf kein Bewohner, keine Pflegekraft den Innenhof betreten. Der DJ musste durch den Liefereingang in den Innenhof kommen, um keinen Kontakt mit Bewohnern zu haben. „Mir ist das eine Herzensangelegenheit. Ich mache das alles ehrenamtlich, aus Respekt vor den alten Leuten“, sagt DJ Markus, der eigentlich Markus Saxert heißt und aus Hückeswagen kommt. Seit einer Woche fährt er Altenheime in der Region ab. „Das ist jetzt mein siebter oder achter Auftritt“, sagt er. In der kommenden Woche geht er unter anderem noch nach Radevormwald und Gummersbach. Alleine an diesem Tag tritt er in drei Altersheimen in Düsseldorf auf. „Ich mache das auch, weil ich einfach Zeit habe.“ Nahezu alle Termine für Geburtstage und Hochzeiten sind dem DJ wegen der Corona-Krise weggebrochen. Die Isolation trifft sämtliche Lebensbereiche.
Tablets und Jazzmusik gegen soziale Isolation
Besonders die Altenzentren sind betroffen. Auch Familienangehörige dürfen nicht mehr zu Besuch kommen. Zu groß ist die Gefahr, dass das Virus in die Einrichtungen gelangt. Einzige Ausnahme: wenn Bewohner im Sterben liegen. Zuletzt wurde die Coronaschutzverordnung noch verschärft. Bewohner dürfen die Einrichtungen nur noch von Bewohnern, Patienten oder Beschäftigten der Einrichtung begleitet verlassen und „nur mit diesen Personen zielgerichtet oder intensiv Kontakt haben.“ Um die soziale Isolation zu vermeiden, wurden Tablets angeschafft. Der Mobilfunkanbieter Vodafone hat den Wohlfahrtsverbänden in Düsseldorf insgesamt 115 Geräte gesponsort, zusätzlich zu den technischen Geräten, die es bereits gibt. So soll der Kontakt zu den Angehörigen aufrechterhalten werden. Außerdem soll es öfter Aktionen geben, wie die mit dem DJ. In der vergangenen Woche hat eine Jazzband vor zwei Heimen gespielt.
Schutzkleidung ist schwer zu bekommen
Die Situation in den Heimen ist auch deshalb so dramatisch, weil fast alle Bewohner vorerkrankt sind. Alte Menschen sind Teil der Risikogruppe, die besonders stark vom Corona-Virus bedroht ist. In einem Alters- und Pflegeheim in Wolfsburg gab es bereits 17 Todesfälle. „Soweit mir bekannt ist, gibt es in Düsseldorf erst einen bekannten Corona-Fall bei einem Träger“, sagt Henric Peeters, Caritasdirektor und Sprecher der Liga der Wohlfahrtsverbände. Trotzdem sei die Situation sehr angespannt. Vertreter der Liga, bestehend aus Arbeiterwohlfahrt und dem Caritasverband, dem Paritätischen Wohlfahrtsverband, dem Deutschen Roten Kreuz, der Diakonie und der Jüdischen Gemeinde, treffen sich mittlerweile wöchentlich. Rein virtuell, per Videokonferenzen und Telefonschalten. „Es ist eine angespannte Ruhe vor dem Sturm“, sagt Peeters. Noch gibt es keine bestätigten Fälle, aber Peeters schaut mit Sorge nach Essen, Neuss und Köln. Dort gibt es schon bestätigte Corona-Fälle in Alten- und Pflegeeinrichtungen.