Betreuung Eltern auf Kitaplatz-Suche: „Wir sind nicht nur ein Name auf Papier“

Düsseldorf · Familie Zapryanov ist seit zwei Jahren auf der Suche nach einem Kitaplatz. Dann sollte es die Zusage geben, doch die Familie verpasste den Anruf. Beim Rückruf sechs Minuten später war der Platz an andere Eltern vergeben.

 Evelyn Zapryanov sucht für Sohn Noah einen Kita-Platz.

Evelyn Zapryanov sucht für Sohn Noah einen Kita-Platz.

Foto: Ines Arnold

Evelyn Zapryanov ist den Tränen nahe. Sie macht sich große Vorwürfe. „Nur weil wir nicht sofort ans Telefon gehen konnten, hat unser Sohn jetzt keinen Kindergartenplatz. Das kann doch nicht sein“, sagt sie. Die Familie befand sich im Portugal-Urlaub am Strand, packte gerade die Sachen zusammen. Die 33-Jährige zog den zwei Jahre alten Noah um, der Ehemann belud das Auto. Wenige Minuten später saß die Familie gemeinsam im Auto und sah die verpassten Anrufe auf beiden Handys. „Ich war total aufgeregt, weil ich ahnte, dass das der ersehnte Anruf mit einer Zusage ist“, sagt die 33-Jährige. Doch als sie exakt sechs Minuten später in der Wunsch-Kita zurückrief, erklärte ihr die Leitung, es sei zu spät. Der Kindergartenplatz für August sei nun an ein anderes Kind vergeben worden. Evelyn Zapryanov konnte es nicht fassen.

Die 33-Jährige und ihr Ehemann sind beide berufstätig. Seit Noah ein Jahr und drei Monate alt ist, besucht er eine Tagesmutter. „Dort ist er mit Abstand der Älteste. Er langweilt sich und kommt kaum nach draußen, weil auf die jüngeren Kinder Rücksicht genommen wird“, sagt sie. Viele Kitas hat sich die Familie angesehen, und im zweiten Jahr auf einigen Wartelisten wuchs die Hoffnung, endlich einen Platz zu bekommen. Umso größer ist nun die Enttäuschung.

Die Awo als Träger der Wunsch-Kita hat sich sofort mit einer E-Mail an die Familie gewandt. Darin heißt es, dass man die Enttäuschung durchaus nachvollziehen könne. Aber: „In Ihren Fall kam der Anruf, weil Ihr Sohn den Platz eines Kindes hätte bekommen können, dessen Familie nun umzieht.“ In diesem Nachrückverfahren gäbe es keine Rückmeldefristen. Familie Zapryanov sei eine von drei Familien gewesen, die in der Rangfolge nach den Aufnahmekriterien der Kita exakt auf dem gleichen Stand war. Es sei reiner Zufall gewesen, dass Familie Zapryanov zuerst angerufen worden sei.

„Wir haben vollstes Verständnis, dass die Kita nicht verantwortlich für den Platzmangel und die Not der Eltern ist. Auch dafür, dass es schwierig ist, Entscheidungen darüber zu treffen, wer einen Platz bekommt“, sagt Evelyn Zapryanov. „Die Art und Weise aber muss dringend überdacht werden. Wir sind kein Papier auf einem Stapel. Wir sind eine verzweifelte Familie. Eine, die sich Hoffnungen macht, wenn sie von ihrer Wunsch-Kita einen Anruf bekommt.“

Die Begründung der Awo, dass es im „Nachrückverfahren keine Rückmeldefristen gäbe“, kann sie nicht nachvollziehen. „Der Platz gilt ab August, hat man mir am Telefon versichert. Da ist es doch völlig egal, aus welchen Gründen er frei wird“, sagt sie. Bei 2000 fehlenden Kita-Plätzen in Düsseldorf könne der Druck einer beliebten Kita im März nicht so groß sein, einen Platz für August innerhalb von zehn Minuten füllen zu müssen, meint sie. „Wenn man sich für einen Zettel auf dem Stapel entscheidet, dann muss man doch zumindest so lange warten, bis man die Familie erreicht hat und sie sich äußern kann.“ Zumal die Familie, die nun Noahs Platz in der Kita einnimmt, sich einen Tag Bedenkzeit erbeten hatte.

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