Gesundheit Wie mit Überdruck chronische Wunden geheilt werden

Düsseldorf · Uniklinik beendet die Leidensgeschichte eines Patienten aus Brilon.

 Eine lange Anfahrt nimmt Hans-Joachim Busch für die Behandlung in der Druckkammer der Uni-Klinik in Kauf.

Eine lange Anfahrt nimmt Hans-Joachim Busch für die Behandlung in der Druckkammer der Uni-Klinik in Kauf.

Foto: UKD

Sie gehören zu den gefürchteten Komplikationen nach einem Unfall oder einer Operation: Wundheilungsstörungen. Bis zu drei Millionen Menschen in Deutschland sollen an einer Wundheilungsstörung leiden – ihre Wunden gehen aus den verschiedensten Gründen langsamer zu. Bei rund einem Prozent der Gesamtbevölkerung verschließen sich Wunden gar nicht. Hans-Joachim Busch ist einer von ihnen. Mit Hilfe der Hyperbaren Sauerstofftherapie in der speziellen Druckkammer des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD) konnte bei ihm die Durchblutung des Wundgewebes verbessert und der Heilungsprozess angeregt werden.

Hans-Joachim Buschs Leidensgeschichte ist lang. Angefangen hat alles mit einem relativ harmlosen Betriebsunfall im Februar 2015, Erstdiagnose damals: Verstauchter Knöchel. Tatsächlich war bei ihm eine Sehne im Sprunggelenk gerissen. Beinahe vier Jahre und zahlreiche Operationen später hat er eine medizinische Odyssee hinter sich. Aufgrund einer Wundheilungsschwäche ging seine Operationsnarbe am Fuß nicht zu und verheilte nicht. Immer wieder platze die Narbe auf – große Mengen von Wundwasser traten aus. Mehrere Ärzte und Kliniken nahmen sich der Verletzung an – insgesamt verbrachte Hans-Joachim Busch mehr als ein Jahr im Krankenhaus. „Es gab Momente, da habe ich gesagt, es geht einfach nicht mehr“, berichtet er heute.

Auf Raten seiner Berufsgenossenschaft wird Hans-Joachim Busch seit August 2018 am UKD in der speziellen Druckkammer der Klinik für Unfall- und Handchirurgie ambulant mit der Hyperbaren Sauerstofftherapie (HBO) behandelt. Mehr als 300 Kilometer Fahrweg nimmt der Sauerländer aus der Nähe von Brilon dafür jedes Mal in Kauf, 70 Behandlungen hatte er in der Kammer bereits. Das Ergebnis macht für ihn die lange Anfahrt wert: „Es tritt kein Wundwasser mehr aus und die Narbe ist bis auf einen kleinen Rest verheilt. Nach vier Jahren Leidensgeschichte ist das für mich ein voller Erfolg.“

Zellen, die bei der Heilung von Wunden für den Aufbau von neuem Gewebe verantwortlich sind, benötigen für ihre Funktion eine Mindestmenge Sauerstoff. Wundheilungsstörungen können dann entstehen, wenn die Blutzufuhr und dadurch die Sauerstoffzufuhr in großen und kleinen Gefäßen vermindert ist. „Das kennt man zum Beispiel bei sogenannten ‚offenen Beinen‘ bei Diabetikern“, sagt Sven Dreyer, Leitender Arzt der UKD-Druckkammer. „Die Hyperbare Sauerstofftherapie konnte die Durchblutung im Fuß deutlich verbessern und den Heilungsprozess unterstützen.“

In der Druckkammer wird den Patienten 100 Prozent reiner Sauerstoff unter Beihilfe von Überdruck verabreicht. So kann im Körper rund 20 Mal so viel Sauerstoff aufgenommen werden wie bei der normalen Atmung.

Hans-Joachim Bausch ist optimistisch. „Das letzte Stück schaffe ich jetzt auch noch.“

(Red.)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort