Wie man trotz schlechter Noten noch eine Lehrstelle bekommt

Förderprojekt: Seit einem Jahr helfen Begleiter Schülern mit schlechter Prognose beim Berufseinstieg. Arbeitsagenur bezahlt 560000 Euro dafür.

Düsseldorf. Kaan Cavli hat Schule lange nicht groß interessiert: "Ich habe oft den Unterricht gestört", sagt der 16-Jährige. Die Noten waren schlecht. Vor gut einem Jahr stellten dann zwei Awo-Mitarbeiter das Projekt "Berufseinstiegsbegleitung" an Kaans Schule vor, der Karl-Röttger-Hauptschule in Gerresheim. Er erkannte die Chance und entschloss sich mitzumachen.

Die Röttger-Schule ist eine von acht in Düsseldorf, die an dem bundesweiten Projekt der Arbeitsagentur teilnehmen: sieben Hauptschulen und eine Förderschule. An jeder sind zwei Berufsbegleiter aktiv, welche die Schüler auf vielerlei Art unterstützen, zum Beispiel mit Nachhilfe und Bewerbungstraining.

Sie gehen außerdem auf die Eltern zu, die oft nicht in der Lage sind, ihre Kinder zu unterstützen. Bei manchen Schülern geht es aber zunächst um Grundsätzliches, erläutert Awo-Geschäftsführer Wolfgang Förster: "Dass sie den Unterricht besuchen und die Bücher dabeihaben."

Bei Kaan Cavli war das wenigstens nicht nötig. Mit Hilfe der Begleiter Sonja Jurkin und Norbert Lammert haben sich seine Noten inzwischen verbessert, er ist auf dem Weg zur Mittleren Reife. Außerdem haben sie ihm ein Praktikum als Lackierer auf der Automeile vermittelt. Zwar hat Kaan die schriftliche Eignungsprüfung nicht bestanden. Trotzdem bekam er die Chance auf ein Praktikum. Da hat er sich dann offenbar so reingekniet, dass er im Sommer eine Ausbildung anfangen darf.

Der Chef der Düsseldorfer Arbeitsagentur, Peter Jäger, erläuterte gestern vor Journalisten das Konzept: "Das ist für uns eine Investition in die Zukunft, um zu verhindern, dass junge Menschen ohne Ausbildung bleiben und später in die Langzeitarbeitslosigkeit rutschen." 560000 Euro gibt seine Agentur in diesem Jahr dafür aus. Zielgruppe seien vor allem Schüler mit schlechter Prognose. Teilnehmen kann aber grundsätzlich jeder.

Sozialdezernent Burkhard Hintzsche wünscht sich eine Ausweitung des Programms auf weitere Schulen. Diese Entscheidung müsste aber der Bund treffen. Zudem wies er auf ein ähnliches Programm hin, für das er sich ebenfalls eine Fortsetzung wünscht: "Pro Düsseldorfer Hauptschulen", das im Herbst gegründet wurde, wie die WZ berichtete.

Für Kaan Cavli beginnt in einigen Monaten der Einstieg ins Berufsleben, wenn mit dem Hauptschulabschluss alles gut geht. In den ersten sechs Monaten werden die beiden Begleiter noch für ihn ansprechbar sein und bei Problemen helfen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort