Wie man einen Hühnerstall rockt

Jeden Donnerstag spielen Musiker ein Akustik-Programm im „Stall“ in der Mertensgasse. Das Publikum liebt die Reihe. Ein Besuch.

Wie man einen Hühnerstall rockt
Foto: Judith Michaelis

Es ist acht Uhr durch und der „Hühnerstall“ in der Mertensgasse gut gefüllt. Im vorderen Eckchen packt ein Jeans-Typ mit Pferdeschwanz eine Gitarre aus. „Ich bin aus Dortmund und tu’ mein Bestes“, sagt er: Schon der erste Joke von Musiker und Songwriter Swen Heiland als „Rich Kid Rebellion“ sitzt. Er hat Entertainertalent, Singen und Gitarrespielen kann er auch. Und das wird er die nächsten zwei Stunden lang tun.

Mit einer guten Portion Witz und Charme spielt er Gitarrenpop und -Rock, der Laune macht und: zum Mitsingen animiert. Und das tut das Publikum auch begeistert. Heute sind „Jungs“ und „Mädels“ ab den Fünfzigern hier. Bei der Akustikreihe im Stall wechselt wie die Acts auch die Zielgruppe. Viele sind textfest: Als Swen den Thin Lizzie-Klassiker „Whiskey in the Jar“ (1971) performt, grölen sie inbrünstig mit: „Whack for my daddy-o“! Längst hat er sie, der Swen. „Ich würd’ nie zum FC Bayern gehen“ braucht es als Eisbrecher dann schon nicht mehr. Macht aber Laune und bringt Stimmung in den Stall.

Swen ist, wie einige der „Akustik“-Live-Acts im Stall, überzeugter Wiederholungstäter. „Düsseldorf ist immer eine Reise wert“, schwärmt er und fährt fort: „Ich war auch schon im Tube, aber hier ist es so schön urig.“ Seinen Musikstil nennt er „pfiffige Mädchenmusik“. Er spielt Eigenes und Coversongs. „Wenn die Stimmung oben bleibt, bringe ich eigene Stücke“, sagt Swen lachend. Dazwischen plaudert er übers Musikerleben, das Rumkommen sowie dies und das.

„Die Programmreihe gibt es seit vier Jahren“, erzählt Veranstalter Enrico Palazzo, der selbst Musiker ist. Sein Anliegen war es, mit dem Format Musikern eine Plattform zu bieten. „Wir präsentieren hier eine gemischte Tüte: Vom Anfänger bis zum Profi, aber meistens treten hier Nachwuchskünstler auf“, sagt Palazzo. Aber die Katze im Sack kaufe er nicht: „Ich erwarte ein bestimmtes Qualitätsniveau und deshalb höre ich mir das vorher an“, verrät er.

Im „Stall“ treten überwiegend Sänger und Songwriter auf. Viele sind auch Geschichtenerzähler. Folgende musikalische Sparten waren bereits vertreten: Deutschpop, Mundart-Rock, Folk-Rock aus Norwegen, Folk-Pop, Jazz-Funk, punkiger Akustiksound, Gypsy-Crossover, Mittelalter-Folk und sogar eine kanadische Königin des Texas-Soul gab sich die Ehre.

Manchmal wird es auch stürmisch im Hühnerstall: So wie neulich, als die Band „Wellem“ authentischen Düsseldorfer Mundart-Sound zum Besten gab. „Wir haben auch öfter Leute aus dem Ausland da, etwa ein brasilianisches Gitarrenduo und drei Bands aus Argentinien“, erzählt Enrico Palazzo, der bereits ein Jahr im Voraus die Planung für die Reihe macht. Für 2018 sei man schon ausgebucht. „Im Sommer kommt Peter Thoms, ein alter Freund von Helge Schneider“, verrät Palazzo.

„Super Location, tolles Publikum und klasse Bier! Enrico, wir sehen uns wieder!“ loben viele dann auch nach dem Gig von Swen Heiland.

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