Wie gut ist die Rheinbahn wirklich?

Warum Thomas Geisel (SPD) mit der Forderung nach einem Fünf-Minuten-Takt einen Nerv getroffen hat.

Wie gut ist die Rheinbahn wirklich?
Foto: Berndt A. Skott

Düsseldorf. Es ist die plakative Forderung eines Politikers, der sich Gehör verschaffen will. Und öffentliche Aufmerksamkeit braucht Thomas Geisel — schließlich will er für die SPD das Oberbürgermeisteramt erringen. Eine ganze Reihe von politischen Ideen hat er schon vom Stapel gelassen, aber noch keine hat eine solche Resonanz gefunden wie die Forderung nach einem Fünf-Minuten-Takt auf den Hauptlinien der Rheinbahn.

Schnell beeilten sich die Mehrheitsfraktionen im Rathaus, CDU und FDP, den Vorschlag als „gedankliche Entgleisung“ und „unrealistisch“ zurückzuweisen. Doch Geisel hat einen Nerv getroffen. Das zeigen nicht nur die rege Beteiligung an der WZ-Umfrage im Internet (54 Prozent uneingeschränkte Zustimmung) und die vielen Leserbriefe, sondern auch die Tatsache, dass sich die politischen Kontrahenten dezidiert mit dem Vorschlag auseinandersetzen. Unions-Experte Andreas Hartnigk etwa breitet seine Gegenargumente in einer Pressemitteilung aus, die länger ist als dieser Text.

Seine wichtigsten Argumente: Auf den Hauptstrecken in der Innenstadt sind jetzt schon so viele Bahnen unterwegs, dass sie öfter als alle fünf Minuten fahren. Eine Verdoppelung des Angebotes wäre auf diesen Achsen schon technisch gar nicht machbar. Und im Abendverkehr sei die Nachfrage nicht groß genug — die Rheinbahn würde bei dichterem Takt vor allem „für viel Geld leeres Blech durch die Gegend fahren“.

Das ist alles sicherlich richtig — wenn man die Forderung nach einem Fünf-Minuten-Takt wörtlich versteht. Wenn man sie aber nur als eine Art Polit-Slogan deutet — also eine populäre Verkürzung der Forderung nach einem deutlich besseren ÖPNV-Angebot — dann kann man verstehen, weshalb Geisel einen Nerv getroffen hat.

Denn viele Kunden haben das Gefühl, dass sie immer höhere Preise zahlen müssen, das Angebot aber nicht in gleichem Maße wächst. Dass dieses Gefühl stimmt, zeigen die Zahlen (siehe Info-Kasten) — denn mit den stark gestiegenen Einnahmen hat die Rheinbahn vor allem ihren Kostendeckungsgrad verbessert. Der liegt nun bei mehr als 80 Prozent. Das fehlende Geld schießt die Stadt zu.

Eine Ausweitung des Angebotes ist durchaus geboten: Die Fahrgastzahlen steigen seit Jahren kontinuierlich an — ein Trend, der sich nach allen Prognosen auch fortsetzen wird. Vor allem aber empfinden viele Stammkunden auch das jetzige Angebot teilweise schon als nicht ausreichend. Das betrifft insbesondere den Abend- und Wochenendverkehr. Da rollen die Fahrzeuge oft nur im 20-Minuten-Takt. Und dass an Werktagen meist kurz nach Mitternacht schon Schluss ist, empfinden ebenfalls viele Fahrgäste schlicht als provinziell.

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