Wie der Airport Ferien macht

Ferienstart: Familie Pütz fliegt nach Las Palmas, im Cockpit sitzt Kapitän Leicher und der Flughafen zeigt, was vorher alles klappen musste.

Düsseldorf. Als sich Flugkapitän Andreas Leicher am Mittwoch um 8.30 Uhr aus dem Bett schwingt, werden im Essener Haus der Familie Pütz noch Kosmetika in Taschen verstaut: "Große Hektik gab’s heute bei uns nicht mehr, eigentlich hatten wir alles gestern gepackt", sagt Johannes Pütz. Mit seiner Frau Ines und den Kindern Julius (5) und Anna (3) fährt er um 9.30 Uhr mit dem Auto zum Flughafen nach Düsseldorf, um 12.50 Uhr werden sie mit Airberlin nach Las Palmas auf Gran Canaria abheben. Am Steuerknüppel: Andreas Leicher.

Am Flughafen treffen Familie Pütz und Pilot Leicher auf ein gewaltiges Medienaufgebot. Der Flughafen hat zum Ferienstart eingeladen und zeigt die logistischen Abläufe vom Check-in über Sicherheitskontrollen, Gepäcksortierung bis zu Flugzeug-Abfertigung und Start. Obwohl ein Ferienauftakt so ungewöhnlich nicht ist, bilden Fernsehteams, Radioleute und Presse im Terminal eine größere Traube als die Passagiere. Die kommen erst Donnerstag in Massen.

Fragen, ob ein solcher Eigenwerbetermin angesichts der jüngsten Abstürze angemessen ist, bügelt Flughafensprecher Christian Witt routiniert ab: "Fliegen ist und bleibt die sicherste Art zu reisen."

Nach dem Einchecken ohne Wartezeit passiert Familie Pütz auch die Sicherheitskontrollen problemlos, die Kinder sind gar nicht nörgelig und auch die Flüssigkeitsverordnung kommt ihnen nicht in die Quere. "Das ist leider keine Selbstverständlichkeit", sagt Achim Berkenkötter, Sprecher der Bundespolizei, "wir holen im Monatsschnitt noch immer 16 Tonnen aus dem Handgepäck - von der Wasserflasche über Parfum bis zu Nutella-Glas und Melkfett." Was angebrochen ist, wird entsorgt, Ungeöffnetes verwahrt der Flughafen gegen Gebühr oder spendet es der Jugendberufshilfe. Außerdem müssen Passagiere im Jahr um die 15000 verbotene Sachen wie Nagelscheren, Pfefferspray oder Wasserpistolen abgeben.

Während das Handgepäck geröntgt wird, fliegen unten in der Gepäcksortierhalle B große Koffer in die Container. Andreas Schellberg packt hier seit 17 Monaten an, heute in der Frühschicht von 4 bis 13 Uhr mit 69 Kollegen. Um die tausend Koffer wird er vom Laufband wuchten, damit sein Rücken nicht so leidet, hebt der bullige 25-Jährige "immer schön aus den Knien heraus und den Oberkörper mitdrehen". "LPA" für Las Palmas muss auf den Griffbändern stehen, Schellberg prüft das Stück für Stück, per Scanner oder Augenschein. 50 Koffer gehen in die zwölf Container für Flug AB 2226.

Fast pünktlich um 11.55 Uhr schwebt der Airbus A330-300 aus Mallorca ein. In 55 Minuten muss alles startklar sein für den Flug nach Gran Canaria. Parallel spuckt der Jet gebräunte Passagiere und deren Gepäck aus, an den drei Treppen warten schon die Reinigungstrupps. Um 12.09 Uhr beginnt die Gepäckbeladung, der große Tanklaster pumpt derweil 31,2 Tonnen Kerosin in die Tragfläche.

Als Kapitän Andreas Leicher kommt, trägt er eine gelbe Sicherheitsweste mit dem Aufdruck Airberlin-Technik, doch dem Reporter zeigt er als erstes sein weißes Pilotenhemd - und zwar die eingestickten dunkelblauen Initialen LTU. Er hängt halt an "seiner" alten Airline.

Bevor er sich ins Cockpit begibt, inspiziert Leicher die Maschine von außen, insbesondere das Fahrwerk mit den Reifen und die beiden Triebwerke. Alles okay. "Das müsste ein entspannter Flug werden ohne größere Turbulenzen", sagt er. Viereinhalb Stunden hin, eine Stunde Aufenthalt in Las Palmas, vier Stunden zurück: "Um 23 Uhr bin ich wieder hier und freue mich morgen auf einen freien Tag."

Die Pützens haben die erste Reiseetappe gemeistert, als sie die Gangway hochklettern, freuen sie sich auf zwei möglichst stressfreie Wochen auf der Atlantik-Insel. Und vielleicht fliegt sie Kapitän Leicher ja dann wieder ganz entspannt zurück.

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