Wie das Capitol auf die Schiene gesetzt wurde

Musical-Haus feiert am Sonntag sein 20-jähriges Bestehen. Lothar Neuse hatte das ehemalige Rheinbahn-Depot damals umgebaut.

Wie das Capitol auf die Schiene gesetzt wurde
Foto: Herbert Schulze

Düsseldorf. Das Capitol hätte schon vor der ersten Vorstellung Geschichte sein können. Denn als das gesamte Ensemble der ersten Show „Broadway Düsseldorf“ zur Generalprobe auf der Bühne stand, stürzte der Vorhang ab und krachte nur wenige Zentimeter vor den Künstkern auf den Boden. Hätte es da Tote gegeben, wäre das Capitol wahrscheinlich niemals eröffnet worden. Stattdessen feiert das Musical-Haus am Sonntag das 20-jährige Bestehen mit einem Tag der offenen Tür und ist unter den deutschen Event-Stadtorten längst zu einer festen Größe geworden.

Tatsächlich ist das Capitol schon zwei Jahre früher eröffnet worden. Lothar Neuse, ehemaliger Chef des Top-Magazins, hatte die Idee, in Düsseldorf ein Musical-Haus zu bauen und die Stadt wusste damals nichts mit dem ehemaligen Rheinbahn-Depot an der Erkrather Straße anzufangen: „Ich habe dann den Schlüssel bekommen und bin tagelang durch das Gelände gelaufen.“ Schließlich wurde ihm das Depot für einen Euro als Erbpacht überlassen.

Urspünglich sollte der Umbau 37 Millionen Euro kosten. Neuse lieh sich Geld bei Freunden und dann schließlich mit dem Phantasia-Land einen Investor. Mit jeder Menge Eigenleistung waren es am Ende nur 6,7 Millionen Euro, die bis zur ersten Vorstellung investiert wurden.

Ursprünglich war das Capitol als Dinner-Theater konzipiert. Das hat allerdings nie richtig funktioniert. „Die Küche hat die Ente nicht richtig kross bekommen“, erinnert sich Neuse. Und bei der Premiere von „Broadway Düsseldorf“ blockierte der Bauschutt die Toiletten. „Aber die Show war klasse“, davon ist der Gründer des Capitols noch heute überzeugt, „wir haben sechs Monate gespielt und hatten 99 Prozent Auslastung.“

Nachdem die erste Eigenproduktion „Hollywood Dream“ Höhen und Tiefen hatte (unter krabbelte die Darstellerin der Marylin Monroe gelegentlich nicht aus dem umgebauten Spezialtisch mitten im Publikum, weil sie darunter stecken blieb), begann 1996 eine neue Zeitrechnung im Capitol. Die Produzenten Thomas Krauth und Michael Brenner kamen mit „Grease“ nach Düsseldorf.

Zunächst arbeitete man noch mit Neuse zusammen. Dann übernahmen die beiden das Capitol nach zwei Jahren. „Grease“ war mit einer Laufzeit von drei Jahren auch das Musical mit den meisten Vorstellungen.

Heute hat sich die Muscal-Welt verändert. „Die Produktionen laufen kürzer. ’Shrek’ war mit vier Monaten schon lange auf dem Spielplan“, so Henning Pillekamp, der heute Theaterleiter im Capitol ist. Das Publikumsverhalten habe sich geändert. Die Leute schauen sich heute nicht mehrfach das gleiche Musical an: „Das funktioniert nur, wenn Produktionen ein Alleinstellungs-Merkmal haben, wie zum Beispiel ’Starlight Express’. Stattdessen geht der Trend immer mehr zu Tournee-Produktionen. Wir sind schon längst eigentlich kein reines Musical-Theater mehr.“

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