Düsseldorf-Gerresheim Wie Bauen mit Backsteinen Düsseldorfs Architektur prägte

„Die Spur der Steine“: Eine Ausstellung zur Ziegelarchitektur im Alten Bahnhof zeigt lehrreiche Beispiele zur Stadtgeschichte.

Düsseldorf-Gerresheim: Wie Bauen mit Backsteinen Düsseldorfs Architektur prägte
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Im Förderkreis Industriepfad Düsseldorf-Gerresheim sind die Idealisten zu Hause. Gaby und Peter Schulenberg kennen als ehrenamtliche Bodenarchäologen fast jeden Stein unter der Erde. Peter Henkel, Peter Stegt und Thomas Boll sind das wandelnde Geschichtsbewusstsein vor Ort. Jetzt beweisen sie ihr Wissen in einer äußerst einprägsamen Ausstellung zum Backsteinbau im Alten Bahnhof an der Heyestraße.

Düsseldorf-Gerresheim: Wie Bauen mit Backsteinen Düsseldorfs Architektur prägte
Foto: Melanie Zanin

Sie geben nicht nur einen historischen Abriss vom Ziegelstein im Mittelalter bis zur Neuzeit, sondern sie zeigen auch alte, verschiedenartige Steine im Original, die jedermann anfassen kann.

Steine gelten als stumm, deshalb haben die Vorstandsmitglieder Textbänder geschaffen. Da kann jedermann lesen, wie Jan Willem Düsseldorf aufmöbelte und Sankt Lambertus zu einer modernen gotischen Wallfahrtskirche machte, indem er nicht nur die Kirche ausbauen ließ, sondern auch die Reliquien des Heiligen Apollonaris aus Remagen entführte, damit sie in Düsseldorf verehrt werden.

Neben St. Lambertus sind die Kreuzherrenkirche und der Quadenhof in Gerresheim letzte Zeugnisse des gotischen Ziegelbaus. Peter Henkel zum Quadenhof: „Er zählt zu den ältesten erhaltenen Profanbauten aus Ziegelstein im Rheinland“.

Ein traurigeres Beispiel ist das ehemalige Wohnhaus des Bauernhofs „Zur Klinke“ von 1784 in Unterrath. Henkel sieht darin ein „typisches niederrheinisches Bauernhaus“. Nur leider steht es seit Jahren leer und vergammelt.

Die Gerresheimer identifizieren sich mit der Ziegelarchitektur wegen der zahlreichen Lehmvorkommen vor ihrer Haustür. In den 1920er Jahren entstand aus gebranntem Lehm der Düsseldorfer Backstein-Expressionismus als eigener Stil. Bestes Beispiel ist die evangelische Matthäikirche in Düsseltal. Doch der Förderkreis interessiert sich auch für die Gegenwart. Zur Vernissage am Sonntag rief Vorstandsmitglied Markus Nitschke zu einer Sammelaktion auf.

Es geht darum, eine „Bürgerstele für Migration“ zu finanzieren. 2000 Euro sind dafür erforderlich. Nach Düsseldorf, besonders nach Gerresheim, seien stets fremde Menschen gekommen und geblieben. Migration sei hier keine Ausnahme, sondern der Normalfall. Die Stele soll zwischen Riga- und Baltenstraße aufgestellt werden.

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