Oper Wie Andreas Schager in Düsseldorf Wagner mit Leichtigkeit verbinden will

Andreas Schager wird auf den Bühnen der Welt gefeiert. Im Juli ist er in der Düsseldorfer Rheinoper zu Gast. Wir sprachen mit dem Österreicher über Daniel Barenboim, die Met und den Opernbetrieb.

 Andreas Schager als Tristan und Anja Kampe als Isolde stehen bei einer Fotoprobe von "Tristan und Isolde" auf der Bühne der Staaatsoper Unter den Linden.

Andreas Schager als Tristan und Anja Kampe als Isolde stehen bei einer Fotoprobe von "Tristan und Isolde" auf der Bühne der Staaatsoper Unter den Linden.

Foto: Jens Kalaene

Düsseldorf. Er gilt als einer der angesagten Wagner-Sänger unserer Tage. In Wien, Moskau, New York, Berlin und Wien. Und das, obwohl der Österreicher Andreas Schager (47) seine Karriere vor 18 Jahren als Operetten-Tenor in Krefeld begonnen hat. Der Sänger mit strahlender, biegsamer Stimme, der im Sommer bei den Bayreuther Festspielen mal wieder als „Parsifal“ auftritt, singt heute noch an einem Abend „Freunde, das Leben ist lebenswert“ (aus Lehárs „Giuditta“) und das Duett von Siegmund und Sieglinde „Ein Schwert verhießt mir der Vater“ aus dem ersten Akt der „Walküre“.

Wie er das meistert, wird er am 7. Juli in der Düsseldorfer Rheinoper demonstrieren — im Rahmen der Opern-Gala des Freundeskreises, zusammen mit der Sopranistin Camilla Nylund. Per Telefon erwischte diese Zeitung Andreas Schager, als er mit dem Auto nach Bayreuth zu den „Parsifal“-Proben fuhr.

Herr Schager, große Wagner-Partien, daneben Operette — wie geht das denn?

Andreas Schager: Das geht gut. In zehn Jahren, als ich mit Kollegen im Operetten-Bus von einer Stadt zur nächsten tingelte, habe ich Ausdauer und Durchhaltevermögen trainiert — genau, das, was ich für Wagner-Helden brauche. In der Operette habe ich gelernt, spielerisch mit dem Text umzugehen. Unerlässlich ist das auch für Wagner-Opern. Parsifal und Siegfried sind junge Menschen, die raus wollen. Deshalb darf man diese Rollen nicht so schwer und düster anlegen. Sondern leicht und spritzig.

War deshalb Daniel Barenboim so begeistert von Ihnen?

Schager: Ja, wie auch andere große Dirigenten, will auch er Wagner mit Leichtigkeit verbinden. Als ich 2013 in Berlin in „Götterdämmerung“ und „Siegfried“ für einen Kollegen eingesprungen bin, hat Barenboim noch in der Pause nach dem ersten Akt fragen lassen, ob ich mir die Staatsoper Unter den Linden als musikalische Heimat vorstellen kann.

War das der Wendepunkt für Ihre Karriere?

Schager: Ja (er lacht). In zwei Tagen hat sich mein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Dank Barenboim bin ich vom Operetten-Bus hinauf in den Wagner-Olymp aufgestiegen. Schlagartig war auch das Interesse der Öffentlichkeit geweckt.

Sind Sie ein Glückskind?

Schager: Ja. Dank Barenboim. Ihm verdanke ich, dass alles so schnell ging, ich in nur fünf Jahren an fast allen bedeutenden Opernhäusern der Welt auftreten konnte. Und 2019 auch in der New Yorker Met als Siegfried debütieren werde.

Gilt die Met noch immer als Ritterschlag für Sänger?

Schager: Ja, es ist so, als ob Sie als Bergsteiger einen 8000er erklimmen. Stichwort Berge. Sie stammen von einem österreichischen Bauernhof. Hat sie das geprägt? Ja, ich habe als Kind mit den Kühen gesprochen und bis heute eine enge Beziehung zur Natur. Im Haus und im Stall war immer etwas zu tun. Sonn- und Feiertage gab es genauso wenig wie einen Unterschied zwischen Freizeit und Arbeit. Diese Einstellung hilft mir im Opernbetrieb. Zu singen ist für mich kein Job, sondern Erfüllung.

Und das ständige Reisen zwischen den Opernhäusern in Europa und den USA?

Schager: Das macht mir nichts. Ich singe gerne viel. Ich bin ein Adrenalin-Junkie. Und mit meiner Frau (Solo-Geigerin Lidia Baich) bin ich per Telefon und Facebook immer in Kontakt.

Sie sind 47. Wie kommt’s, dass trotzdem Ihre Stimme so rein, klar und unverbraucht klingt?

Schager: Vielleicht bin ich ein Spät-Blüher. Aber unter Wagner-Sängern gelt’ ich noch als jung. Meine Philosophie beim Singen: Die Emotionen platzieren meine Stimme. Ich denke also nicht zuerst an Gesangstechnik.

Betreiben Sie denn Stimm-Hygiene?

Schager: Ja, indem ich beim deutschen Fach bleibe. Ich habe zwar ein robustes Stimm-Material, aber experimentiere nicht mit italienischen oder französischen Opern.

Singen aber noch Operette?

Schager: Ja, der Reiz besteht in den lustigen Geschichten, aber auch im großen Tiefsinn. Außerdem lassen sich aktuelle Geschehnisse spontan einbauen, in satirischen Couplets. So haben wir 2003, als im Irak-Krieg Bagdad von den US-Truppen eingenommen wurde, ein Lied umgeschrieben in „Bagdad ist gefallen. “.

Schager und das Rheinland. . .?

Schager: Der Auftritt in Düsseldorf ist für mich ein Nachhausekommen. Immerhin hatte ich im Jahr 2000 in Krefeld mein erstes Engagement. Zu dieser Region fühle ich mich deshalb immer noch sehr eng verbunden.

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