Werke in 48 Stunden entworfen

In einem Projekt traf Politik auf Kunst.

Sechs sehr unterschiedliche Teilnehmer traten bei dem Projekt „48 hours to react“ beim Asphalt-Festival an. Die Idee dahinter: 48 Stunden Zeit, um ein vom Festival vorgegebenes Thema künstlerisch zu bearbeiten, sich damit auf ganz eigene Weise auseinanderzusetzen. Dabei wurde es überaus politisch. Doch auch politisch motivierte Kunst sollte man genauso wie jede andere künstlerische Entäußerung auch ästhetisch rezipieren, wenn es ihr gelingen soll, nicht zu Propaganda, zu einem Mittel zum Zweck degradiert zu werden. Ob und wie sie ihre politische Dimension in ihre künstlerische Qualität hineinbetten kann, kann somit nur aus dem ästhetischen Eindruck beurteilt werden.

Als Anstoß dienten zwei Vorfälle: Horst Seehofers Äußerung bezüglich der 69 nach Afghanistan „zurückgeführten Personen“ an seinem „69. Geburtstag“ und der damit in Kontext gesetzte Suizid eines 23-Jährigen aus eben jener Personengruppe im Kabuler Hotel Spinzar.

Doch zeigte sich bei den sechs Performances, dass politisch aufgeladene Kunst nur bedingt funktionieren kann, wenn sie nicht aus einem gewachsenen Prozess heraus erzeugt wurde. Denn Maura Morales, Vera Westere, Flockey Ocscor, Audrey Chen mit Band, Hartmannmueller und Frank Schulte reagierten zwar auf die Aufgabe, doch hätten ihre Performances auch ohne diesen Subtext funktioniert. Jeweils in ihrer eigenen Sphäre, ohne den Bezug.

Morales inszenierte sich als in Plastikfolie gepacktes Geburtstagspaket, das weckte noch Assoziationen. Eine entmenschlichte tragische Figur umraunt von Elektro-Klängen. Vera Westera bot weniger packendes musikalisches Dada, Flockey Ocscor tanzte, umrahmt von einer subjektivierten Geschichte, seinen durchaus beeindruckenden Locking-Stil.

Audrey Chen und ihre Band ließen röchelnde zischende Klänge emporsteigen, die an Wiederhall aus einem Purgatorium erinnern mochten. Ähnliches gilt auch für die minimalistisch ritualistische aber umso zeitlosere Klang- und Installationskunst von Frank Schulte. Hartmannmueller indes begab sich mit Schafsfell auf dem Boden wälzend auf die Spuren von gut 40 Jahren Kunstgeschichte. Ein wenig John Bock, Schlingensief, vielleicht auch Beuys.

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