Düsseldorf-Mörsenbroich „Werde Handkäs mit Musik vermissen“

Pfarrer Christoph Dielmann wandert nach Australien aus. Auch in der Vergangenheit ist er viel gereist.

Düsseldorf-Mörsenbroich: „Werde Handkäs mit Musik vermissen“
Foto: MZ

Düsseldorf. Von Mörsenbroich nach Melbourne — Pfarrer Christoph Dielmann verlässt nach 15 Jahren die evangelische Thomaskirchen-Gemeinde und wandert mit seiner Familie nach Australien aus. In Melbourne wartet auf den 46-jährigen eine neue Herausforderung als Gemeindevorsteher.

Herr Dielmann, wie schwer fällt Ihnen der Abschied von ihrer Gemeinde?

Christoph Dielmann: Unglaublich schwer. 15 Jahre lang war ich Pfarrer in dieser Gemeinde, zuletzt auch als Seelsorger. Da kann man hier in 15 Jahren die Oma beerdigen, die Enkel taufen und später konfirmieren. An der Arbeit hängt man irgendwann mit Herz dran.

Seit wann haben Sie den Traum auszuwandern?

Dielmann: Insgesamt sechs Jahre habe ich mich um eine Auslandsstelle bemüht. In dieser Zeit bin ich auf viele Widerstände gestoßen und musste einige Rückschläge verkraften. Die Bewerbung für Australien war auch der letzte Versuch, es im Ausland zu probieren. Das es geklappt hat, ist für mich und meine Familie ein großer Segen.

Wie hat Ihre Familie reagiert, als es mit Melbourne geklappt hat?

Dielmann: Unsere Kinder haben sich riesig gefreut. Meine Frau natürlich auch. Sie hat mich in meinem Auslandswunsch immer unterstützt und war ein großer Rückhalt. Unsere Verwandten trauern ein bisschen über die große Entfernung. Aber insgeheim wissen sie alle, dass es für die Familie ein guter Platz zum Leben ist.

Waren Sie schon mal in Australien?

Dielmann: Nein. Für mich und meine Familie ist es der erste Aufenthalt. Aufgrund meiner Auslandsbewerbungen sind wir in der Vergangenheit viel rumgekommen, besonders in Südostasien. Im letzten Jahr haben wir eine große Rundreise durch Namibia gemacht. Von der Trockenheit war das schon ein guter Vorgeschmack auf unsere neue Heimat.

Was wissen Sie bereits über ihre neue Gemeinde in Melbourne?

Dielmann: Ich weiß, dass die Gemeinde von deutschen Einwanderern der 50er und 60er Jahre geprägt ist. In den letzten zwei Jahrzehnten sind aber auch viele neue Familien hinzugekommen. Dadurch hat sie sich zu einer Durchwanderer-Gemeinde entwickelt. Viele der Familien leben nur einige Jahre dort und kehren dann nach Deutschland zurück. Insgesamt ist der Gemeinde die Pflege der deutschen Kultur und Sprache sehr wichtig.

Kirchenpredigten in Reimform gehörten in Deutschland zu ihren Spezialitäten. Wäre das eine Tradition, die Sie gerne fortführen würden?

Dielmann: Das hängt davon ab, wie die Gemeinde darauf reagiert. Vielleicht werde ich das Reimen auch mit meiner zweiten Leidenschaft, der Musik, verknüpfen. Möglicherweise fange ich an, alte Kirchenmelodien neu zu vertexten. Oder ich verpasse einem australischen Popsong einen kernigen deutschen Text. In meinen Gottesdiensten habe ich auch gerne bekannte Schlager gespielt. Nach einer Predigt über den Krieg in der Ukraine habe ich mal „Die weißen Tauben sind müde“ von Hans Hartz aufgelegt. Das hat die Menschen total berührt. Ich habe noch einige Schlager in der Hinterhand. Vielleicht nehme ich die mit.

Ihr Vertrag in Melbourne läuft sechs Jahre. Haben Sie schon Pläne für die Zeit danach?

Dielmann: Es ist geplant, dass wir nach den sechs Jahren nach Deutschland zurückkehren. Innerhalb der evangelischen Landeskirche bekomme ich dann eine neue Stelle zugewiesen. So Gott will in Düsseldorf. Aber wer weiß, wie sich unsere Kinder entscheiden. Beide sind jetzt elf und zwölf Jahre alt. In sechs Jahren sind sie volljährig und werden ihre eigenen Wege gehen. Vielleicht bleiben sie dann in Australien.

Bis zum Abflug bleiben Ihnen noch ein paar Tagen. Was wollen Sie bis dahin noch erledigen?

Dielmann: Ich habe noch einige wichtige Seelsorgegespräche mit Gemeindemitgliedern. Außerdem werde ich noch einen Flüchtling aus Syrien zum Ausländeramt begleiten, der nach Ungarn abgeschoben werden soll. Zum Abschluss werde ich noch unser Haus ausräumen. Die letzten zwei Wochen unternehmen wir eine Rundreise zu Verwandten.

Gibt es etwas, was Sie besonders vermissen werden?

Dielmann: Neben Familie, Freunden und Bekannten vor allem Konzerte deutscher Musiker. Ich war vor kurzem mit meiner Frau und meiner Tochter auf einem Konzert von Clueso. Das hat mir gut gefallen. Kulinarisch werde ich vielleicht Handkäs mit Musik vermissen. Aber generell glaube ich, dass wir uns mit den dortigen Essgewohnheiten problemlos arrangieren können.

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