Düsseldorf Wenn Schüler einen Gebetsraum fordern

Schulen brauchen im interkulturellen Spannungsfeld oft Hilfe von Experten. Diese sehen Handlungsbedarf.

Düsseldorf: Wenn Schüler einen Gebetsraum fordern
Foto: juki

Düsseldorf. Der Islamunterricht an den Schulen, er ist ein wichtiger Baustein im Kampf gegen islamistische Ideen. Doch es passiert noch mehr in Düsseldorf, ein Netzwerk ist entstanden. Auch hier spielen die Schulen wieder eine wichtige Rolle. Allerdings glauben manche, es müsste mehr getan werden.

Die Awo zum Beispiel hat schon vor längerer Zeit ein Modellprojekt ins Leben gerufen, in dem sie versucht, eine Brücke zum Islam zu schlagen. Immer wieder melden sich dort auch Schulen und bitten um Hilfe, erzählt Aziz Ejjiar. Gerade hat er einen Termin mit einer Schülerin ausgemacht, die sich wegen ihres Kopftuchs diskriminiert fühlt. Aber auch Lehrer melden sich häufig, weil sie sich in manchen Situationen mit muslimischen Schülern überfordert fühlten. „In einer Schule wollte eine Lehrerin eine Diskussion über Dügida führen, das ist aber völlig aus dem Ruder gelaufen.“

Ejjiar und Kollegen gehen dann in die Schulen und versuchen zu moderieren. Auch Fortbildungen für Lehrer bieten sie an. Vom Elly-Heuss-Knapp-Berufskolleg wurde er um Hilfe gebeten, als eine Gruppe muslimischer Schüler einen Gebetsraum forderte. In der Lehrerschaft habe es unterschiedliche Meinungen gegeben, für Ejjiar — selber Muslim — ist die Sache aber eindeutig: „Beten kann man außerhalb der Schulzeit, die Schule soll weltanschaulich neutral sein.“ Deshalb habe er davor gewarnt, einen exklusiven Raum einzurichten, der viele Schüler ausschließe.

Auch das Präventionsprojekt „Wegweiser“ ist viel an Schulen unterwegs. Dessen Leiter Dirk Sauerborn kennt die Diskussion in dem Berufskolleg, er sagt: „Man muss in Ruhe über solche Anliegen sprechen. Eine Absage kann dazu führen, dass junge Leute sich diskriminiert fühlen - andere nutzen das aus.“

Deshalb sind die Schulen auch für „Wegweiser“ wichtig, als Ort, wo man junge Menschen erreiche, bevor sie abdriften und es zu spät ist. Zuweilen melden sich dort Schulleiter und berichten von jungen Männern, die plötzlich ihre Kleidung wechseln, Bart tragen, sich anders verhalten. Dann nimmt der Verein Kontakt auf.

„Wegweiser“ steht zudem in Kontakt zu den muslimischen Gemeinden, über möglicherweise radikales Gedankengut dort äußert Sauerborn sich sehr zurückhaltend. „Es kann sich aber außerhalb der Gemeinden verselbstständigen.“ Das geschehe dann in kleinen Gruppen, die sich zum Beispiel Videos im Internet anschauten. Eine Zahl, wie viele Salafisten es in Düsseldorf gibt, ist laut Sauerborn nicht bekannt. Es gebe aber junge Menschen, „die den IS gut finden“.

Es sei daher ein Thema, das man auch in Düsseldorf nicht vernachlässigen dürfe. Auch „Wegweiser“ sei deshalb dabei, seine Bemühungen auszubauen. Ein neues Projekt in Wohnquartieren sei in Arbeit, aber noch nicht spruchreif: „Es wird sich einiges tun in absehbarer Zeit.“

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