Ausbildungsmarkt in Düsseldorf Weniger Ausbildungsstellen verfügbar

Düsseldorf · Auch 2022 hat sich der Ausbildungsmarkt noch nicht vollständig von der Pandemie erholt. Ein Beruf war in diesem Jahr besonders beliebt.

Küchenchefin Daniela Hinterberger und Erblin Cesku, Auszubildender als Koch, im Hilton Düsseldorf.

Küchenchefin Daniela Hinterberger und Erblin Cesku, Auszubildender als Koch, im Hilton Düsseldorf.

Foto: Agentur für Arbeit

Eine gute Nachricht für Jugendliche verkündet die Agentur für Arbeit Düsseldorf: Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt seien weiterhin gut. Jedoch zeigt die gemeinsame Bilanz der Agenturen für Arbeit Düsseldorf und Mettmann auch, dass sich der Ausbildungsmarkt noch nicht vollständig von dem coronabedingten Einbruch im Jahr 2020 erholt hat. Insgesamt schreiben Unternehmen weniger Ausbildungsstellen aus, während viele Jugendliche Alternativen zu einer Ausbildung oder einen weiteren Schulbesuch vorziehen. Das sei in diesem Ausbildungsjahr in abgeschwächter Form wieder zu sehen.

Im Zeitraum Oktober 2021 bis September 2022 meldeten Düsseldorfer Unternehmen insgesamt 3902 Ausbildungsstellen beim Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur und des Jobcenters. Das entspreche 48 Ausbildungsstellen oder 1,2 Prozent weniger als im Vorjahr (2020/2021), heißt es in der Bilanz. Insgesamt haben etwas mehr als 3300 Bewerber eine Berufsberatung in Anspruch genommen und sich für die Ausbildungsvermittlung registriert. Das entspreche 170 Jugendlichen und 4,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Derzeit sind noch etwa 400 Jugendliche auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle, während 525 Ausbildungsplätze noch unbesetzt sind.

Die Arbeitsagentur macht in ihrer Bilanz auf die duale Ausbildung und die Chancen, die diese den Jugendlichen bietet, aufmerksam. „Die duale Ausbildung ist der Einstieg in eine Unternehmenswelt, in der Nachwuchskräfte in spannende und anspruchsvolle Aufgaben wachsen, junge Talente gefördert werden und viel Herzblut in die berufliche Weiterentwicklung der Auszubildenden fließt“, sagt Birgitta Kubsch-von Harten, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Düsseldorf. Das Ziel der Agentur sei, die Berufsberatung an den Schulen zu einem Bestandteil des dortigen Alltags zu machen, damit alle Schüler über die Chancen der dualen Ausbildung informiert werden. Allerdings sei es auch wichtig, nicht nur an Schulen zu beraten. So sei bereits ein Beratungsbus durch die Bezirke gefahren, ergänzt Kubsch-von Harten. Das sei auch für das kommende Jahr geplant.

Besonders beliebt sei noch immer die Ausbildung zum Kaufmann/ zur Kauffrau für Büromanagement. Ausbildungsstellen für Verkäufer/in, Medizinische/r Fachangestellte/r und Kfz-Mechatroniker/-innen sind in etwa gleich beliebt. Ein Ausbildungsberuf, der an Beliebtheit gewonnen hat, sei der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, ergänzt die Vorsitzende. In den Bereichen Gesundheitswesen, Erziehung und Sozialwesen habe es einen Rückgang gegeben. Sie betont, dass „die heutigen Auszubildenden die Fachkräfte von morgen sind“.

Der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Düsseldorf, Clemens Urbanek, macht darauf aufmerksam, dass seit Beginn der Pandemie die IHK-Betriebe 2022 erst mal im Vergleich zum Vorjahr ein deutliches Plus bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen verzeichnen konnten. Bis Ende September habe die IHK mit mehr als 3900 Jugendlichen Verträge abgeschlossen. Das seien 260 und 7,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Es sei schwieriger geworden, an die Jugendlichen heranzukommen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Das sei lange nicht mit dem Zustand vor der Corona-Pandemie vergleichbar, ergänzt Urbanek. Auch er sieht die duale Ausbildung als einen wichtigen Schritt für Jugendliche, um ihre Karriere zu starten. In Düsseldorf gebe es eine große Branchenvielfalt, und rund 50 Prozent der Ausbildungsstellen würden nicht aus dem Kammerbezirk, sondern dem Umfeld besetzt, ergänzt der Geschäftsführer der IHK.

Im Handwerk sei die Ausbildungsbereitschaft sehr hoch, bei geeigneten Bewerbern hätten deshalb noch mehr Lehrstellen besetzt werden können, sagt Christian Henke, Geschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf. Bei den Handwerksbetrieben habe es während der Corona-Zeit nur wenige gegeben, die nicht durcharbeiten konnten. Dass der Ausbildungsberuf Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs-, und Klimatechnik so beliebt geworden sei, zeige, dass sich auch dei Handwerksbetriebe den Herausforderungen der Klimawende stellen und die notwendigen Fachkräfte ausbilden. In diesem Beruf sei das wichtig, um Photovoltaik-Anlagen auf die Dächer zu bringen und moderne Wärmepumpen installieren zu können.

Auf einen Aspekt machen alle in ihrer Bilanz aufmerksam: die Bedeutung von Praktika. Ein Praktikum sei sowohl für die Arbeitgeber als auch für die Jugendlichen sinnvoll. Denn die Betriebe könnten darüber im besten Fall Interessierte für ihre Ausbildungsplätze gewinnen, während Schüler herausfinden könnten, welche Berufe ihnen Spaß machen, sagt Birgitta Kubsch-von Harten. So könne mit einem Praktikum ein Ausbildungsabbruch verhindert werden.

Ein Beispiel für den Erfolg von Praktika sei Erblin Cesku, der eine Ausbildung als Koch im Hilton Düsseldorf macht. „Ich habe einige Praktika absolviert. Das war sehr hilfreich, um meine Interessen und Stärken besser kennenzulernen. Als ich ein Praktikum im Restaurant gemacht habe, wusste ich direkt, dass ich Koch werden möchte.“ Im September hat er die Ausbildung dazu begonnen. Küchenchefin Daniela Hinterberger möchte, „dass der Beruf des Kochs den Glanz zurückerlangt, den er noch vor 25 Jahren hatte. Deshalb geben wir unseren Auszubildenden so viel mit wie möglich.“

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