Weisse Flotte: Ein letztes „Leinen Los“ in Kaiserswerth

Zum vorerst letzten Mal ist am Samstag ein Schiff der Weissen Flotte die Tour Altstadt-Kaiserswerth gefahren.

Düsseldorf. Um 18.18 Uhr legte am Samstag mit der „Stadt Düsseldorf“ zum letzten Mal ein Schiff der „Weissen Flotte“ am Steiger Kaiserswerth ab. Die meisten Passagiere wissen gar nicht, dass sie vielleicht dem Ende einer Tradition beiwohnen. „Das kann doch gar nicht sein, wir sind doch schon als Kinder mit dem Schiff nach Kaiserswerth gefahren“, sagt eine Frau geschockt.

So wie ihr geht es auch Kapitän Waldemar Grot (57). „Wenn man schon so lange die Strecke gefahren ist, dann ist das heute ein ganz blödes Gefühl“, sagt er. Seit 35 Jahren schon fährt Grot die Tour. Ob er von Arbeitslosigkeit bedroht ist, weiß er noch nicht. Angeblich stehen 20 Mitarbeiter vor dem Gang zur Arbeitsagentur. Grot hat von der Stilllegung der Strecke durch ein Fax von Chef Michael Küffner erfahren.

Chefbuffetier Hans-Werner Ziegler ist ebenfalls betroffen. „Bei mir ist die Wehmut jetzt schon groß“, sagt er. Die Fahrten an der Kaiserpfalz vorbei, die Gäste, die Atmosphäre — das alles wird ihm fehlen. So wie Ziegler hoffen die meisten Angestellten auf ein glückliches Ende: „Das ist eine traurige Sache. Ich hoffe, unser Chef kann sich noch mit der Stadt einigen.“ Der Hintergrund: Beim Streit zwischen Küffner und der Stadtverwaltung geht es vor allem um Anbauten der Weissen Flotte an der denkmalgeschützten Altstadt-Kaimauer, die abgebaut werden sollen.

Völlig überrascht sind auch die Mitglieder der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiss-Gold, die ihren Jahresausflug auf dem Dampfer verbringen. „Wir finden es furchtbar, dass so eine tolle Tradition durch herbeigeholte Vorschriften vernichtet wird“, sagt Christine Dobbertin. Ihr Mann Wolfgang pflichtet ihr bei. „Wir hoffen, dass es noch einmal weitergeht. Das ist doch eine Attraktion von Düsseldorf.“ Um 19.28 Uhr passiert das Schiff den schiefen Turm von St. Lambertus, fünf Minuten später wird an den Kasematten angelegt. Und es sieht aus, als ob die „Stadt Düsseldorf“ für Gäste und Angestellte jetzt endgültig zur „MS Wehmut“ geworden ist.

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