Weihnachten in Düsseldorf Weihnachtsmarkt in Düsseldorf: Viele Besucher aus den Niederlanden

Düsseldorf · In den Niederlanden herrscht seit dem Wochenende ein Lockdown. Viele Bürger unseres Nachbarlandes kommen nach Düsseldorf.

 Aus Utrecht sind Erwin, Ambee, Charlotte und Gea Tiemens nach Düsseldorf gekommen und haben Weihnachtsmarkt, Varieté und Kunst genossen.

Aus Utrecht sind Erwin, Ambee, Charlotte und Gea Tiemens nach Düsseldorf gekommen und haben Weihnachtsmarkt, Varieté und Kunst genossen.

Foto: Holger Lodahl

Wegen des Lockdowns, der seit dem Wochenende in den Niederlanden gilt, bleiben dort Restaurants und Geschäfte geschlossen. Viele Bürger des Nachbarlands haben sich daher auf den Weg nach Düsseldorf gemacht, um einzukaufen und um den Weihnachtsmarkt zu besuchen.

Zum Beispiel die Familie Tiemens aus Utrecht. „Die Stimmung zu Hause ist sehr trübe“, sagt Mutter Gea. Mit Ehemann Erwin und den Töchtern Ambee und Charlotte hat Gea daher spontan das Wochenende in Düsseldorf verbracht. Geplant war eigentlich Paris – aber Gea ist mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson geimpft, was in Frankreichs Hauptstadt für einen längeren Aufenthalt nicht ausreicht. „Und Düsseldorf ist so schön; wir sind sehr froh, hier zu sein“, sagt Vater Erwin. Die Familie gönnt sich einen Glühwein auf dem Schadowplatz. Zuvor waren sie im Museum K 20, und am Samstag haben sich die Tiemens einen Besuch im Apollo-Varieté gegönnt. Am Montagabend macht sich die Familie wieder auf den Weg nach Utrecht. „Aber wir kommen noch einmal wieder; der Lockdown dauert bei uns ja noch eine Weile.“

Bahntickets nach Düsseldorf waren bereits gebucht

Bereits länger geplant war die Reise nach Düsseldorf von neun Studierenden aus Nimwegen. „Schon vor zwei Monaten haben wir Zimmer gebucht. Vom Lockdown bei uns wurden wir dann überrascht“, erzählt Chylene. Ihre Universität hat nun auch dicht. „Der Lockdown hat uns nicht von der Reise nach Düsseldorf abgehalten – im Gegenteil“, sagt Joris. Bei der trüben Lage in den Niederlanden sei ein Ausflug die beste Abwechslung, außerdem waren die Bahntickets schon gebucht. „Wir schauen uns alle Weihnachtsmärkte in Düsseldorf an und möchten viel Glühwein trinken“, erzählt Jasmyn und prostet ihren Kommilitonen zu. Schön finden sie auch die Einbahn auf dem Corneliusplatz. Bis Freitag dürfte noch genug Zeit sein, um dort ein paar Runden zu drehen.

Die Mitarbeiter auf einem der Düsseldorfer Weihnachtsmärkte bestätigen, dass viele Niederländer zu Besuch sind. „Am Wochenende waren es mindestens die Hälfte unserer Gäste“, sagt ein junger Mann, der vor dem Weihnachtsdörfchen und der Eisbahn die 2G-Nachweise der Menschen kontrolliert. Die Niederländer seien immer gut gelaunt, manchmal etwas vom Glühwein angeheitert. „Alle können aber ihren 2G-Nachweis vorweisen, alles läuft gut“, sagt er. Einige Meter weiter arbeitet Mike Stemmer am Glühweintürmchen von Inhaber Oliver Wilmering. „Die Niederländer kommen seit dem Wochenende häufig in größeren Gruppen und sind offenbar froh, dass sie hier Abwechslung haben vom Lockdown“, sagt Stemmer. Natürlich sei der Vergleich mit den zahlreichen Gäste aus den Niederlanden im Jahr 2019 – also der Saison vor Corona – nicht zu halten. „Grundsätzlich haben wir in diesem Jahr wesentlich weniger Gäste“, so Stemmer. „Aber am Wochenende war es hier auf dem Markt brechend voll – auch mit Holländern.“ Bei den Mitarbeitern sind sie beliebt, „weil sie mit Trinkgeld spendabel sind.“

Frank Hermsen, Vorstandsvorsitzender des Forums Stadtmarketing und Geschäftsführer von Altstadt Marketing GmbH, hat auch den Eindruck, dass mehr Niederländer in der Stadt sind. Schon am Samstag sei das mit einem endlich anziehenden Weihnachtsgeschäft deutlich spürbar gewesen, im Handel ebenso wie auf dem Weihnachtsmarkt am Marktplatz und am Stadtbrückchen. „Ich freue mich sehr darüber. Die Holländer sind gewohntermaßen sehr angenehme Gäste.“ Hermsen glaubt, dass mehr Besucher aus dem Nachbarland auch die Umsätze im Einzelhandel und in der Gastronomie noch verbessern können. „Es ist natürlich kein Vergleich zu 2019, aber die Stadt ist jetzt voll.“ Die Wahrnehmungen unterscheiden sich jedoch. Einen großen Effekt des Lockdowns im Nachbarland spürt Janice Geelen vom Vintage-Fashion-Store „The Mintage“ nicht. Es seien zwar Holländer unter ihren Kunden, aber insgesamt eher in geringer Zahl. Auch Peter Franzen von Franzen an der Kö sieht keinen „Holland-Effekt“. Insgesamt sagt er: „Aus wirtschaftlicher Sicht können wir nicht zufrieden sein.“ Das gelte auch für diesen Montag im Vergleich zu vergangenen Jahren kurz vor Weihnachten, wo es auch deutlich mehr Besucher aus dem Düsseldorfer Umland gegeben habe.

Aufgrund der besonderen Lage des Düsseldorfer Weihnachtsmarktes in der Innenstadt erhebt Düsseldorf Tourismus (DT) keine Besucherzahlen. „Da viele Menschen, die zum Einkaufen, in der Mittagspause oder nach Feierabend die City besuchten und über die Märkte schlenderten, lassen sich keine verlässlichen Daten erheben“, sagt ein Sprecher. Im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren seien die Besucherzahlen 2021 aber geringer. Das gelte auch für die Zahl der niederländischen Gäste. Die Wahrnehmung in diesem Jahr belegen den Angaben zufolge auch die Zahlen des Handelsverbandes NRW: Eine Umfrage zeigt, dass die Kundenfrequenz in den Innenstädten abgenommen hat.

So gaben 75 Prozent der Einzelhändler an, dass die Kundenfrequenz in der 50. Kalenderwoche im Vergleich zu 2019 gesunken sei. Bei mehr als einem Drittel der Händler lag die Frequenz bei 40 Prozent oder weniger im Vergleich zu 2019. „Dieser Trend spiegelt sich auch in den Besucherzahlen des Düsseldorfer Weihnachtsmarktes
wider.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort