Kultur Was wäre Goethe ohne Luther?

Im Goethe-Museum bezeugt eine Schau mit Handschriften und anderen Originaldokumenten Goethes Luther-Nähe.

Kultur: Was wäre Goethe ohne Luther?
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Düsseldorf. Fast drei Jahrhunderte trennen Martin Luther und Johann Wolfgang von Goethe. Doch der deutsche Dichterfürst ließ sich vom Reformator aus Wittenberg stärker beeinflussen als vielen bewusst ist. Dies verdeutlicht nun jedenfalls eine Ausstellung zum 500. Reformations-Jubiläum im Goethe-Museum. Unter dem Titel „Bibel, Sprache, Wahrhaftigkeit“ schlägt das Museum sozusagen acht verschiedne Kapitel von Goethes Luther-Rezeption auf, vorgeführt an 100 Originalzeugnissen.

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In den Glaskästen befinden sich einzigartige Handschriften, darunter Briefe, Manuskripte und Zeichnungen, Stammbücher aus der Goethe-Zeit aber auch aus dem 16. Jahrhundert. „Wir haben viel in unserem Fundus über Luther, obwohl wir auf Luther gar nicht spezialisiert sind“, sagt Museumsleiter Christof Wingertszahn. Grund sei die große Bedeutung Luthers im Leben Goethes.

„Goethe war eine bibelfeste Persönlichkeit“, erklärt die überaus kundige Kuratorin Heike Spies, die mit großer Akribie und Kenntnisreichtum die vielen Exponate thematisch geordnet hat. „Luther hatte starken Einfluss auf Goethes Sprache - vom ‚Faust’ bis zum ‚Westöstlichen Divan’.“ Der Reformator sei sogar über Goethes Zeit hinaus ein Katalysator für unser Sprachverständnis gewesen. „Wortkompositionen wie ‚Machtwort’, ‚Bösewicht’, ‚Freudentanz’, ‚Abendmahl’ oder ‚Sonnenschein’ sind direkt auf Luther zurückzuführen. In einer der Vitrinen liegen Wortzettel mit originalen Luther-Ausdrücken. Dazu gehört auch der Ausspruch: „Wer bei den Wölfen sein will, muss auch mit ihnen heulen.“

Zu sehen ist auch ein Text Goethes über die nationale Bedeutung, die er der Reformation zumisst: Sie sei kein reines Fest der Protestanten, auch nicht nur der Christen, sondern aller Deutschen, „ein Fest der reinsten Humanität.“ Ja Goethe geht so weit es auch als „Weltfest“ zu feiern, das den Geist erhebe von Christen, Juden, „Mahometanern“ und Heiden.

Schon der Jurastudent Goethe soll die Klarheit des lutherischen Ausdrucks geschätzt haben, gerade in der Jugend die deftig-derbe Sprache des Theologen. Durch Luther habe sich überhaupt auch Goethes Interesse für das 16. Jahrhundert entwickelt, wie zahlreiche Werke beweisen würden, die in dieser Zeit wurzeln: „Götz von Berlechingen“, „Torquato Tasso“, sowie „Faust“ I und II.

In dreierlei Hinsicht habe Goethe Luther bewundert: Er schätzte dessen mutige Persönlichkeit sowie die Leistung der Bibelübersetzung und die Rhetorik. „Goethes Werk ist durchdrungen von Formulierungen und Sentenzen, die ihren Ursprung in Luthers Sprache der Bibel haben“, betont Heike Spies. In der Faust-Szene in Auerbachs Keller finde sich die sogenannte „Lutherstrophe“, und die „Walpurgisnacht“ verweise anspielungsreich auf biblische Figuren.

“ Die Ausstellung ist noch bis zum 14. Mai im Goethe-Museum an der Jacobistraße 2 zu sehen.

goethe-museum.com

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