Warum man in Oberbilk verliebt sein kann

Eine Führung mit Begegnungen nennt Alexandra Wehrmann ihre Idee. Typen und Geheimtipps warten auf die Neugierigen.

Warum man in Oberbilk verliebt sein kann
Foto: Melanie Zanin

Oberbilk. Die Idee hatte Alexandra Wehrmann schon lange. Als Oberbilk wegen des Maghreb-Viertels plötzlich überregional Schlagzeilen machte, entschloss sich die Journalistin, sie in die Tat umzusetzen: „Da waren plötzlich etliche Kamera-Teams unterwegs, die immer mit den gleichen Leuten sprachen. Das ist ein völlig falsches Bild von dem Stadtteil.“ Darum organisiert Alexandra Wehrmann am 12. Juni eine ganz andere Stadtführung. „Still loving Oberbilk — ein Rundgang mit Begegnungen“ heißt das ungewöhnliche Projekt, das sie zusammen mit Moderator Michael Wenzel an den Start gebracht hat.

Das Besondere: Die Teilnehmer hören nicht nur zu, sie entdecken einen Stadtteil. Dabei lernen sie nicht nur Geheimtipps wie einen Hinterhof-Spielplatz oder das Büdchen an der Flügelstraße kennen. Sie treffen Menschen, die den Stadtteil prägen — und gleichzeitig deutlich machen, wie vielfältig er ist.

Oberbilk sei keine homogene Mischung: „Der Teil rund um die Ellerstraße wird natürlich von den marokkanischen Cafés geprägt.“ Der Lessingplatz habe sich dagegen ähnlich wie Flingern zum Szene-Stadtteil entwickelt. Und die Kölner Straße sei noch einmal anders: „Da gibt es ganz verschiedene Nationen. Viele Afrikaner und Russen leben dort.“

Begegnen werden die Teilnehmer unter anderen einem Rapper und einer Soziologie-Studentin, die ihre Doktorarbeit über Oberbilk schreibt: Die hat sich über Monate an den Lessing-Platz gesetzt und nur beobachtet.“ Und Ökkes Ylderim, der an der Flügelstraße seit 13 Jahren sein Kultur-Büdchen betreibt. Auf der Terrasse sitzt ein Kunstmaler neben dem Model eines italienischgen Mode-Designers. Und am nächsten Tisch machen sich Fensterputzer nach getaner Arbeit ihre Flasche Bier auf.

„Oberbilk ist im Wandel“, sagt Ylderim, der als gebürtiger Kurde im Alter von zehn Jahren nach Düsseldorf gekommen ist. Mit der Hilfe einer Schlepperbande: „Wir haben damals an der Autobahn übernachtet.“ Seit einem halben Jahr ist der 37-Jährige, der sein eigenes „Ö-Bier“ brauen lässt und bei Kunstaktionen schon mal Gitarren in die Bäume hängt, übrigens Deutscher.

Gastgeber beim Finale der Führung wird Lars Schütt, der Pastor der evangelischen Christus-Kirchengemeinde sein: „Oberbilk ist ungeschminkt, vielfältig und ehrlich. Gemütlich und fies geben sich hier die Klinke in die Hand. Es gibt keine Fassade. Eine Stadt kann nicht überall schön sein.“

Was alle Typen vereint, die sich an „Still loving Oberbilk“ beteiligen, ist die Leidenschaft für den Stadtteil, der sich in einem steten Wandel befindet. Für sie ist längst Liebe daraus geworden.

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