Kultur Warum Düsseldorf eine Orgelstadt ist

Düsseldorf · Das Orgelfestival hat begonnen und führt uns vor Augen, welche besonderen Instrumente in dieser Stadt stehen.

Die Beckerath-Orgel in der Johanneskirche.  Foto: Sergej Lepke

Die Beckerath-Orgel in der Johanneskirche. Foto: Sergej Lepke

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorfs bekannteste Orgel steht nicht in einer Kirche. Sie befindet sich in der Schneider-Wibbel-Gasse und ist dort am Denkmal des Schneiders fünf Mal am Tag zu hören. Im Sommer klang die Touristenattraktion etwas verstimmt, jetzt ist sie wieder in vertrauter Form zu genießen. Die Leierkastenorgel ist ein Beispiel für die besondere Ansammlung in dieser Stadt. Die kann einem gerade wieder richtig bewusst werden, weil nun das Orgelfestival begonnen hat.

Auch wenn der langjährige Organist der Neanderkirche, Oskar Gottlieb Blarr, mit seinen Publikationen den Begriff „Orgelstadt Düsseldorf“ prägte, so kommt einem, wenn man an Düsseldorf denkt, zunächst nicht die Königin der Instrumente in den Sinn. Es gibt andere Orte mit größeren, älteren, ja ungewöhnlicheren Orgeln. Man denke etwa an Paris und den Großmeister romantischen Orgelklangs Cavaillé-Coll. Doch Düsseldorf muss sich mit seinen – vor allem innovativen – Instrumenten, wie Regionalkantor Odilo Klasen betont, nicht verstecken. Eine Orgelstadt mit Strahlkraft wurde Düsseldorf in neuerer Zeit durch Neu- und Umbauten von Kirchenorgeln.

Solche Veränderungen erfolgen oft dem Zeitgeschmack entsprechend. So erging es auch der von dem Kölner Orgelbauer Christian Ludwig König in 1753 geschaffenen Orgel von St. Maximilian. Die Eingriffe durch die Vertreter der sogenannten Orgelbewegung haben auch in Düsseldorf ihre Spuren hinterlassen. Doch kann die Orgel, die 2011 im Geiste des Originals mit Einbeziehung historischer Pfeifen neu gebaut wurde, mit ihrem restaurierten Prospekt – dem Äußeren – als eine gelungene Rekonstruktion gelten.

Die 1954 vom Hamburger Orgelbauer Rudolf von Beckerath erbaute Orgel in der Johanneskirche stellt ein besonders sprechendes Beispiel für die Rückkehr zu den Idealen einer norddeutschen klassischen Orgel dar. Das 2001 überholte Instrument verfügt über Raffinessen, die heutige Organisten für ihre Interpretationen fordern. „Mit ihr beginnt die Düsseldorfer Orgelszene auf hohem Niveau“, schreibt Blarr in seinem Kalender „Orgelstadt Düsseldorf“. Eine andere Facette des Besonderen zeigt sich jeden Mittwoch, wenn um 12.30 Uhr für eine halbe Stunde einige Stücke gespielt werden und viele Dutzend Menschen dort (auch mal mit Brötchen oder Heißgetränk in der Kirchenbank) ihre Mittagspause verbringen.

In jeder Hinsicht neue Orgeltechnik bietet die Mühleisen-Orgel in St. Antonius Oberkassel. Sie ist computergesteuert und reich registriert. Und sie bietet ein in der Vierungskuppel zurzeit noch im Bau befindliches Fernwerk, wodurch besonders sphärische Hall und Echoeffekte erzeugt werden können.

Ein Beispiel für ein viele Orgelbaustile Europas in sich vereinendes Instrument ist die Rieger-Orgel in der Neanderkirche von 1965. Sie mischt unterschiedliche Traditionen und gilt als in dieser Hinsicht wegweisend. Die nach Felix Mendelssohn benannte „Europa Orgel“ (Sauer, 2004) in der Auferstehungskirche Oberkassel gehört mit Klangfarben aus vielen europäischen Ländern auch in diese Kategorie von eklektizistischen Instrumenten. Ebenfalls vom österreichischen Orgelbauer Rieger Stammen die beiden Orgeln in St. Lambertus, die sich an den französisch-romantischen Klang anlehnen.

In der Josephskapelle in der Altstadt wiederum hat eine alte Orgel aus Großbritannien eine neue Heimat gefunden. Eine Rokoko-Orgel von Samuel Green aus dem Jahre 1795.

Der älteste noch erhaltene Orgelprospekt Düsseldorfs ist in Urdenbach. In der dortigen evangelischen Kirche steht die Schöler-Orgel von 1754. Diese Orgel wurde inzwischen auch klanglich als Neubau im Geiste des Originals rekonstruiert.

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