Warum die „Lesezeit“ zu den Buchhandlungen des Jahres zählt

Das Familienunternehmen aus Kaiserswerth ist für den Deutschen Buchhandlungspreis nominiert. Die Inhaber setzen auf Aktionen und Kundennähe.

Warum die „Lesezeit“ zu den Buchhandlungen des Jahres zählt
Foto: Julia Roxanne Koch

Was wäre die Welt ohne Bücher? Weit entfernt vom Großstadtlärm der Düsseldorfer Innenstadt lädt in Kaiserswerth die Buchhandlung „Lesezeit“ zum Vertiefen in Bücher ein. Die Räume des Geschäfts am Kaiserswerther Markt sind liebevoll eingerichtet: Ein Sofa steht im Eingangsbereich, daneben eine Kaffeemaschine. Während ein junges Paar im Hinterhof liest, spielen zwei Kleinkinder im Zelt der Kinderecke. „Bücher sind so ruhig. Sie stellen keine Fragen und geben keine Widerworte“, sagt Geschäftsführerin Karin Esch.

Die „Lesezeit“ ist eine von 118 Buchhandlungen, die für den Deutschen Buchhandlungspreis 2018 nominiert wurden. 434 Bewerbungen gab es für den Preis, der von der Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, vergeben wird. Dieser soll dazu beitragen, klassischen Buchhandlungen mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Die Buchhandlungen erhalten Preisgelder nach Kategorien: 7000 Euro für „hervorragende Buchhandlungen“, 15 000 Euro für Geschäfte, die besonders herausragen, sowie 25 000 Euro für die drei besten Läden. In welcher Kategorie die Händler ausgezeichnet werden, erfahren sie erst bei der Preisverleihung am 31. Oktober in Kassel. In Düsseldorf ist auch „Müller und Böhm — Literaturhandlung im Heine Haus“ nominiert.

Zwei Mal hatte das Familienunternehmen „Lesezeit“ sein Glück versucht und war leer ausgegangen. „Wir haben uns nicht gut genug verkauft. Dabei haben wir viel zu bieten“, sagt Karin Esch. So setzt die Buchhandlung auf Kulturveranstaltungen: die „Laue Lesesommernacht“, der „Lesezeit Salon“, die „Literaturlandschaften“ oder die „Kakibu“, die Kaiserswerther Kinderbuchhitliste, in denen Kinder Neuerscheinungen bewerten. Auch politisch und sozial ist die „Lesezeit“ engagiert. So haben Flüchtlingskinder mit Schülern aus Kaiserswerth ein Buch geschrieben. Auf Plastiktüten wird hier auch verzichtet. Und durch die Unterstützung der Aktion „Plant for the planet“ konnten mehr als 1000 Bäume gepflanzt werden.

Die Buchhandlung wird von Familie Esch geführt — mittlerweile in der zweiten Generation. Die Mitarbeiter kennen viele Kunden persönlich. Sophie Krumphaar (21) fühlte sich schon als Kind in der „Lesezeit“ wohl. „Hier wussten sie genau, was ich mag.“ Vor vier Jahren begann sie zunächst ein Archäologiestudium. Doch dann erfuhr sie im Gespräch mit den Eschs, dass die Buchhandlung einen Auszubildenden sucht. Seit Juni ist sie nun fertig — und immer noch glücklich in Kaiserswerth.

Bereits seit zehn Jahren arbeitet Kathrin Herten in der Buchhandlung. „Ich habe vorher bei Thalia gearbeitet, aber das war nicht meine Art von Buchhandlung. Hier geht es um die Kunden, nicht um die Verkaufszahlen.“

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