„Von Normalität kann keine Rede sein“

Tage nach dem Flugzeugabsturz ist die Trauer noch zu groß, um in den Alltag zu finden. Der Flugbetrieb läuft indes ohne Störung.

„Von Normalität kann keine Rede sein“
Foto: David Young

Düsseldorf. Die Proben im Opernhaus wurden wieder aufgenommen, Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt und Henkel gehen ihrer Arbeit nach. Doch von Normalität kann dennoch keine Rede sein. Zu groß sind Trauer und Betroffenheit nach Bekanntwerden der Nachricht, dass mehrere Düsseldorfer unter den Opfern des Flugabsturzes von Germanwings 9525 sind — darunter wie berichtet Sängerin Maria Radner, Bühnenpartner Oleg Bryjak, eine Mitarbeiterin des Henkel-Konzerns sowie eine langjährige Awo-Mitarbeiterin.

„Von Normalität kann keine Rede sein“
Foto: Judith Michaelis

„Wir alle sind weit davon entfernt, zurück in den Alltag zu finden. Von Normalität kann zurzeit überhaupt keine Rede sein“, sagt Opernhaus-Sprecher Daniel Senzek. Mehrere Gedenkminuten habe es hausintern gegeben. „Auch die Anteilnahme der Düsseldorfer ist sehr groß. Immer wieder kommen Passanten in den Opernshop und schreiben in das Kondolenzbuch“, sagt Senzek.

Die Einträge sind persönlich: „Möge die Musik dir im Himmel so viel geben, wie du sie auf Erden vermittelt hast“, schreibt eine Düsseldorferin. „Er war ein hervorragender Musiker, der viel zu früh von uns gegangen ist“, schreibt eine regelmäßige Opernbesucherin.

Auch im Rathaus verleihen viele Passanten ihrem Mitgefühl Ausdruck. Das erste Kondolenzbuch ist bereits gefüllt, auf 24 eng beschriebenen Seiten wünschen Düsseldorfer und Touristen den Hinterbliebenen Kraft. „An jedem Tag, in jeder Stunde sind unsere Gedanken bei euch“, heißt es. „Euer Verlust ist nicht in Worte zu fassen.“ Aber auch die Wut über den Absturz wird deutlich: „Warum hat er das getan?“ Das zweite Kondolenzbuch liegt zurzeit im Rathaus aus.

Der Henkel-Konzern hat in Gedenken an die Opfer des Flugzeugabsturzes die Flaggen auf Halbmast gesetzt. „Wir haben uns an der Schweigeminute beteiligt und darüber hinaus intern Wege gefunden, unsere Trauer über den Verlust unserer Mitarbeiterin zu verarbeiten“, sagt Sprecher Wulf Klüppelholz.

In den Räumen der Awo hat es eine interne Trauerfeier in Gedenken an die langjährige Mitarbeiterin gegeben. „Niemand muss zurzeit Dienst nach Vorschrift machen. Wir kommen zusammen und sprechen viel miteinander. Der Trauer muss Raum gegeben werden“, sagt Awo-Sprecherin Jenny Pepper.

Am Flughafen herrscht indes eine bizarre Stimmung: „Auf der einen Seite ist es sehr ruhig. Menschentrauben stehen um das Kondolenzbuch, legen Blumen nieder, zünden Kerzen an. Auf der anderen Seite beginnt mit dem Ferienstart gerade die verkehrsreichste Zeit“, sagt Flughafensprecher Christian Hinkel. „Bei aller Trauer sind wir deshalb um ein Stück Normalität bemüht“, sagt er.

Der Flugbetrieb laufe ohne Störungen. 952 000 Fluggäste werden in den kommenden zwei Wochen in ein Flugzeug steigen. Auch wenn ein mulmiges Gefühl sicherlich bleibt.

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