Von Goldrausch bis Goldkater

Als Weihnachtsgeschenk kann Schmuck in diesem Jahr ganz schön teuer werden.

Düsseldorf. Anemone Tontsch greift zum Strohhalm aus purem Gold. Zusammen mit einem purpurroten Seidenband wird daraus eine elegante Kette mit Symbolcharakter. „Für Freundschaft“, erklärt die Schmuck-Designerin. Und seufzt: „Heute ärgere ich mich, dass ich vor sechs Jahren nicht ein Goldkonto angelegt habe.“ Der Preis für das edle Metall hat sich inzwischen mehr als verdoppelt.

Die kreative Designerin meidet seitdem das Arbeiten mit dem teuren Edelmetall. Ihre Galerie „Cebra“ im Schatten der Andreaskirche ist bekannt für ausgefallene Entwürfe. Die können auch schon mal aus Blech, Papier oder Gummi sein. Aber bei manchen Stücken, gerade jetzt vor Weihnachten, fragen die Kunden, ob es die auch in Gold gebe.

„Dann fangen wir an zu rechnen, und die Leute erschrecken sich“, berichtet Tontsch. Auch der goldene Strohhalm müsste neu kalkuliert werden, wenn er noch einmal angefertigt würde. Etwa 950 Euro würde das kosten.

„Man muss heute einfach anders kalkulieren“, erklärt Anke Helfers, die das Feingold für das Atelier der Schmuck-Designerin Barbara Schulte-Hengesbach einkauft — vor vier Jahren für etwa 25 Euro pro Gramm, heute liegt der Preis bei etwa 43 Euro.

Helfers: „Seit 2005 hat er sich mehr als verdoppelt. Gestaltet wird im Atelier im Andreas-Karree zwar unabhängig von Trends — aber die Preise muss man im Auge behalten. In einer Weihnachtsausstellung sind zurzeit aktuelle Entwürfe von Designern zu sehen, mit denen das Atelier zusammenarbeitet.

Einige bevorzugen Gold. Oliver Schmidt zum Beispiel verknotet das Edelmetall um den Finger. Und Hausherrin Barbara Schulte-Hengesbach bleibt mit ihren kinetischen Ringen in Bewegung — wie der Goldpreis.

„Ich kaufe kein Gold mehr. Das ist mittlerweile so teuer, dass ich das nicht mehr an die Kunden weitergeben kann“, erklärt Michael Kunze, der gemeinsam mit Marie und Peter Hassenpflug die Schmuck-Galerie Orfèvre an der Bastionstraße betreibt. Da arbeitet er lieber in Silber.

Doch manchmal schmiedet er dann doch eine dünne Schicht von 24 Karat Gold drum, wie um diesen Ring in einer für Kunze kräftigen Form, der dann mit 3000 Euro noch relativ günstig kalkuliert werden kann. Wer Glück hat, findet hier auch noch ein edles Stück, das zu einer Zeit gefertigt wurde, als der Goldpreis noch nicht so hoch war. Kunze: „Da schlagen wir jetzt nichts drauf.“

Gabriela Uphaus, die ihr Atelier im WZ-Center an der Kö hat, bezieht das Gold für ihre Entwürfe seit Jahren bei dem gleichen Händler, allerdings nur „bei Bedarf“. Und den bestimmen meist die Kunden. Wenn Uphaus Modelle in Gold macht, bemüht sie sich jetzt, „leichter zu arbeiten“, damit’s nicht zu teuer wird. Allerdings, so ihre Beobachtung: „Es gibt immer noch Leute, denen der Preis egal ist, wenn sie etwas haben wollen.“

Manche von Uphaus’ Kunden umgehen die Verteuerung, indem sie alten Goldschmuck einschmelzen und umarbeiten lassen. Manchmal sind es Erbstücke, aus denen dann „etwas schönes Neues entsteht“ nach gemeinsam mit der Designerin erarbeiteten Entwürfen. Die Frage, ob sie auch selbst Gold aufkauft, verneint sie: „Das ist nicht mein Geschäft.“

Nachdem in den vergangenen Jahren eher Weißgold gefragt war, geht der Trend in diesem Jahr — übrigens auch bei hochwertigen Uhren — eher hin zu Rosé- und Rotgold, beobachtet die Designerin: „Die Leute wollen wieder wärmere Töne haben.“ Als Investition rät die Designerin allerdings ab von Schmuck.

Denn gutes, zudem eigenwilliges Design ist im Falle eines Wiederverkaufs kaum kalkulierbar und erst recht nicht handelbar. Sie selbst beweist vor Weihnachten ein echt goldenes Herz, indem sie kleine Herzen mit Brillanten für die Unicef-Gala in Hilden entworfen hat und spendet — allerdings in Silber.

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