Von der Tuchtinsel zum Jan-Wellem-Platz

Einer der bekanntesten Plätze in Düsseldorf ist nach einem Fotogeschäft benannt.

Von der Tuchtinsel zum Jan-Wellem-Platz
Foto: Stadtarchiv/Bernhardt/Gladysch

Düsseldorf. Im Zuge der Neugestaltung im Bereich des Jan-Wellem-Platzes, des Kö-Bogens und der Untertunnelung ist geplant, dass zwischen Schadowstraße/Berliner Allee und der ehemaligen Straßenbahntrasse entlang des abgerissenen Tausendfüßlers ein neuer Jan-Wellem-Platz entstehen soll. Dabei hat dieses kleine innerstädtische Fleckchen schon seit Generationen einen vom Volksmund bezeichneten Namen: Tuchtinsel!

Von der Tuchtinsel zum Jan-Wellem-Platz
Foto: Stadtarchiv/Bernhardt/Gladysch

„Tuchtinsel? — ja, das war dieser kleine Platz am Goldfinger-Brunnen, wo man sich beim Einkaufsbummel mal etwas auf die Bank setzen konnte und die Kinder im Wasser plätscherten oder auf der Wiese spielten.“

Von der Tuchtinsel zum Jan-Wellem-Platz
Foto: Stadtarchiv/Bernhardt/Gladysch

So manche ältere Düsseldorfer erinnern sich noch an diesen Namen. Neben einem großen unterirdischen Toilettentrakt, Sitzbänken und dem 1965 von Kurt Link geschaffenen Goldfinger-Brunnen rauschte ringsherum der Innenstadtverkehr.

Straßenbahnen ratterten zum Verkehrsknotenpunkt Jan-Wellem-Platz und die Hochstraße versuchte den von Nord nach Süd fließenden Verkehr von den Fußgängern fernzuhalten. Mittendrin, wie eine Insel, der Häuserblock mit Schuhhaus, Büros und bis zur Geschäftsaufgabe 1969 das Fotohaus Tucht. Aktuell ist das Plätzchen vor dem modernisierten Geschäftshaus eine riesige Tunnel-Baustelle.

Die große Toilettenanlage auf der Tuchtinsel sorgte seit 1964 mitten auf dem langen Weg vom Wehrhahn bis in die Altstadt und zurück, bzw. für die Ankömmlinge aus den Fernlinien der Rheinbahn am Jan-Wellem-Platz, im wahrsten Sinne des Wortes für große Erleichterung. Auch daran erinnern sich die Düsseldorfer oder Gäste der Stadt.

Für manche ist das fast 50-jährige Eiland mitten im Verkehrsgetümmel ein idealer Platz gewesen, um sich und seine Ideen oder Produkte einem zahlreichen Publikum präsentieren zu können. Nicht selten standen hier Promotion-Doppeldeckerbusse, z. B. von der Carlsberg-Brauerei, die als offizieller Sponsor der Fußball EM 2004 in Portugal für das Sportereignis Werbung machte.

Einen anderen Grund, warum die Tuchtinsel im Gedächtnis vieler Düsseldorfer haften geblieben ist, liegt sicherlich in der Bedeutung als „Friedensinsel“. So hatte die Initiative „Mütter für den Frieden“ (eine im Jahr 1981 gegründete Frauen-Initiative) mit der höchst und heute noch engagierten Barbara Gladysch diesen Platz auch bezeichnet. 1984 pflanzte sie hier einen Friedensbaum auf der Wiese, eine japanische Kirsche, zur Mahnung und Erinnerung an die atomaren Schläge in Hiroshima und Nagasaki.

Im Zuge der Bauarbeiten für die „Wehrhahnlinie“ wurde der Aktions-Baum 2008 ohne großes Federlesen gefällt, ein Nachfolger-Baum erhielt direkt an der Johanneskirche ein Plätzchen zum Wachsen und den Stein platzierte man darunter. Wo der ehemalige Friedensbaum stand, reckt sich ein Baukran empor.

Barbara Gladysch, die sich heute um Flüchtlingsschicksale, um eine friedliche Zukunft aller Kinder auf der Welt — Stichwort Tschernobyl — kümmert und zahlreiche Reisen in Krisengebiete unternommen hat, macht sich große Sorgen um das kleine Stück Insel in der Innenstadt und fragt, wie viele andere: „Wird irgendetwas übrig bleiben von der Tuchtinsel — wenigstens der Name?“

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